Eine Medaille für die Schweiz – bei nordischen Titelkämpfen ist das meist das Maximum, das drin liegt. Nadine Fähndrich und Laurien van der Graaff liefern mit ihrem Silber das Highlight.
Vom Nordisch-Direktor von Swiss-Ski Hippolyt Kempf bis zur Langlauf-Königin Therese Johaug wollten alle eines klar zum Ausdruck bringen: ein Riesen-Kompliment an die Organisatoren der WM im Oberallgäu. «Eine Weltmeisterschaft in einem Land im Lockdown in einer derart hohen Qualität zu organisieren, das ist einfach nur bewundernswert», geizt der Kombinations-Olympiasieger von 1988 nicht mit Lob. «Chapeau! Das hat mich beeindruckt. Für mich ist der Sieger der Veranstalter Oberstdorf.»
Stimmung konnte angesichts der fehlenden Zuschauer nicht gross aufkommen, doch die Wettkämpfe fanden auf hohem sportlichem Niveau statt. Zufallssieger gab es in Oberstdorf keine. Zufall war auch die einzige Schweizer Medaille im Teamsprint der Frauen nicht, Nadine Fähndrich und Laurien van der Graaff holten diese mit Ansage und auf eindrückliche Art. «Diese Medaille war ein wunderschöner und ganz wichtiger Moment», stellt Kempf fest. «Die Frauen haben ihr Versprechen eingelöst, und das in einem hochkarätigen Feld.»
Er habe aber auch viele andere gute Leistungen gesehen, zum Beispiel im Skiathlon der Männer, im abschliessenden 50er, in beiden Langlauf-Staffeln, auch ausgewählte Sprünge. «Ich habe nur wenige Ausreisser nach unten und Enttäuschungen gesehen. Die Mannschaft hat sich positiv präsentiert.» Was fehlte waren der eine oder andere Exploit. Deshalb bleibt die Schweiz mit der einen Medaille auch deutlich hinter ähnlich grossen Ländern wie Österreich (7) oder Slowenien (6).
Fast die Hälfte der Wettkämpfe ohne Schweizer
Ein Grund dafür ist die fehlende Breite. 11 von 24 Wettkämpfen (alle Springen mit Frauen-Beteiligung, die Nordische Kombination sowie zwei Frauenrennen im Langlauf) gingen ohne Schweizer Beteiligung über die Bühne. «Das ist für mich nicht akzeptabel», macht Kempf klar. «Wenn wir unsere ganze Förderkraft auf die Hälfte der Disziplinen reduzieren, müssten wir im Rest besser sein.» In Zukunft wolle man aber daran arbeiten, wieder in mehr Disziplinen am Start zu sein. Im Frauen-Skispringen dürften sich entsprechende Erfolge schneller einstellen als in der nordischen Kombination.
International prägte wie erwartet Norwegen die WM. 13 Mal – also in mehr als der Hälfte aller Entscheidungen – stand ein norwegischer Athlet zuoberst auf dem Treppchen. 31 Medaillen gehen auf das Konto der Skandinavier, mit grossem Abstand folgen Österreich und Schweden (je 7). Ein Grund für die Dominanz der Norweger: Sie brillieren in jeder Disziplin, ein anderer sind überragende Langläufer wie Johaug mit vier und Johannes Hösflot Klaebo mit drei Goldmedaillen.
Eher bescheiden fiel die sportliche Bilanz des Gastgebers aus. Mit Karl Geiger schrieb aber einer der ihren eine der grossen Geschichten der WM. Der in Oberstdorf geborene und lebende Skispringer führte Deutschland in beiden Team-Wettkämpfen (Männer und Mixed) zum WM-Titel und gewann zusätzlich Silber von der kleinen und Bronze von der grossen Schanze.
Ein Erfolg war die WM schliesslich auch aus gesundheitlicher Sicht. Trotz insgesamt rund 4500 Besuchern wurde sie nicht zum Super-Spreader-Event. Über 22'000 Mal wurden Sportler, Betreuer, freiwillige Helfer und Journalisten auf das Coronavirus getestet, genau neun waren positiv.