Ski-Experte Bruno Kernen zieht Bilanz «Eine hervorragende Schweizer Saison mit einem kleinen Wermutstropfen»

Redaktion blue

21.3.2022

Bruno Kernen zur Skisaison: «Einfach überragend»

Bruno Kernen zur Skisaison: «Einfach überragend»

Am Sonntag fand das letzte Weltcup-Rennen statt. Marco Odermatt sichert sich den Gesamtweltcup-Sieg. blue-Skiexperte Bruno Kernen zieht Bilanz einer starken Saison für die Schweiz.

20.03.2022

Am Sonntag fand das letzte Weltcup-Rennen statt. blue Skiexperte Bruno Kernen zieht Bilanz und erläutert, wer für ihn diese Saison überzeugt hat und in welcher Disziplin die Schweiz enttäuscht hat.

Redaktion blue

21.3.2022

Wie gut war die Saison für das Schweizer Ski-Team?

«Es war insgesamt eine hervorragende Saison. Seit Langem haben wir wieder mal den Gesamtweltcup gewonnen. Ein kleiner Wermutstropfen ist der Nationencup – diese Woche sind wir den Österreichern nochmals sehr nahe gekommen.»



Am Ende haben die Österreicher triumphiert – was gab den Ausschlag?

«In der Abfahrt, Riesenslalom und im Slalom haben wir vier Fahrer unter den ersten 30, im Super-G sind es sechs. Wir leben sehr stark von extrem starken Individualisten wie Marco Odermatt und Beat Feuz. Wir haben also Siegfahrer und die Podeste, doch die Österreicher haben hintenraus mehr Breite.»

Was machte Odermatt diese Saison so stark?

«Zu Beginn der Olympischen Spiele war er noch am Straucheln und hat sich aufgeregt, was natürlich auch medial für Aufsehen sorgte. Bei so schwierigen Verhältnissen und grossem Druck zeigte er im zweiten Lauf beim Riesenslalom seine mentale Stärke – das ist schlicht aussergewöhnlich. Ich frage mich oft, wie er so schnell Ski fahren kann. Sein Material ist sicher aggressiv eingestellt, dank seiner Falllinie kann er extrem kurze Radien fahren und kann so den Ski jeweils wieder früh laufen lassen. Er wird uns nicht nur dieses Jahr, sondern auch in Zukunft viel Freude bereiten.»

Wer hat dieses Jahr enttäuscht aus Schweizer Sicht?

«Ich möchte hier jetzt keine einzelnen Athleten hervorheben. Insgesamt hat man sicher beim Slalom-Team ein wenig mehr erwartet. Eigentlich hatte ich das Gefühl, dass dort im Training vier bis sechs Fahrer sich pushen können. Jeder mit einer Trainingsbestzeit wüsste danach, dass er auch im Weltcup auf dem Podest landen kann. Im Weltcup-Klassement hatten wir schliesslich zwei Fahrer (Anm.d.Red.: Yule und Meillard) unter den ersten 15. Das war ein Rückschritt im Vergleich zum Vorjahr. Als Fan fand ich die Disziplin jedoch extrem spannend, es haben viele Fahrer aus unterschiedlichen Ländern gewonnen – generell braucht es hier sehr wenig nach oben und unten.»