Der 18. Mai bringt jeweils viel Wehmut nach St. Wolfgang im oberösterreichischen Salzkammergut. Vor genau 30 Jahren verunfallte einer der prominentesten Mitbürger der 2800-Einwohner-Gemeinde tödlich. Der dreifache Ski-Weltmeister Rudi Nierlich.
Dem Ausnahme-Sportler zu Ehren heisst der Platz vor dem Rathaus nun «Rudi-Nierlich-Platz» – mitsamt Denkmal. Eine entsprechende Feier soll es im Sommer geben.
Rückblick: Es war ein regnerischer, trüber und kalter Samstagmorgen im Mai 1991. Rudi Nierlich verlor in der «Bacherl-Kurve», nur zwei Minuten entfernt von der Haustüre in St. Wolfgang, auf der Salzkammergut-Bundesstrasse die Herrschaft über sein Fahrzeug. Der 25-Jährige kam von der Strasse ab, sein Auto wurde regelrecht gegen die Hausmauer einer Gastwirtschaft katapultiert. Zeugen für den Unfall gab es keine.
Eine Verkettung unglücklicher Umstände – zu hohes Tempo, regennasse Fahrbahn und eine Leitplanke, die das Auto abheben liess – führten zum Drama kurz vor Tagesanbruch. Nierlich erlitt beim heftigen Aufprall einen Genickbruch.
Der unvergessene Riesen-Triumph an der Ski-WM 1991
102 Tage zuvor, am 3. Februar 1991, war der Technik-Spezialist auf dem Höhepunkt seiner erfolgreichen Karriere angelangt. Zum Abschluss der Sonnen-WM in Saalbach-Hinterglemm, triumphierte Nierlich im Riesenslalom. Es war seine dritte Goldmedaille (zwei Jahre zuvor war er in Vail/USA schon Doppel-Weltmeister gewesen). Nicht die Tatsache dass er das Rennen gewinnen konnte, sondern die Art und Weise verzückte seine Fans.
Weil die Plombe für die Luftdurchlässigkeit seines Anzugs fehlte, musste er am Morgen bis Sekunden vor dem Start zum ersten Lauf zittern, ob er überhaupt antreten durfte. Das schien ihn nicht aus dem Konzept zu bringen, er blieb ruhig, fokussiert und nervenstark. Nierlich fuhr die zweitbeste Zeit heraus. Im zweiten Durchgang setzte er noch einen drauf. Der Titelverteidiger rutschte im Zielhang auf dem Innenski aus, sass sogar kurz im Schnee, rettete sich aber akrobatisch aus der prekären Lage und siegte schliesslich vor dem Bennauer Urs Kälin und dem Schweden Johan Wallner.
Bescheidenheit und seiner Zurückhaltung als Markenzeichen
Seine Risikobereitschaft, seine Technik und sein Kampfgeist zeichneten das Bewegungstalent auf der Piste aus. Abseits des Rennsports war er ein Star wider Willen – ganz im Gegensatz zu Alberto Tomba oder Marc Girardelli – seinen grossen Gegenspielern von damals. Das Startum entsprach nicht Nierlichs Naturell.
Vielleicht war «Ruderl», wie er von seinen Skikollegen genannt wurde, gerade wegen seiner Bescheidenheit und seiner Zurückhaltung so populär in Österreich. Bestimmt auch wegen seinem trockenen Humor. Sein bester, wohl bekanntester und bis heute vielzitierter Spruch: «Wenn’s laft, dann lafts’». Und über Alberto Tomba: «Er kocht auch nur mit Wasser». Als er einmal, trotz Führerausweis-Entzug, mit dem PW ins Trainingslager fuhr, soll er seinem Trainer gesagt haben: «Zum Autofahren brauchst nur einen Schlüssel.»