Presseschau «Die Episode hat Djokovic als egoistischen Menschen entlarvt» – «Novak hat Australien besiegt»

jar/SB10

11.1.2022

Einreisekrimi um Djokovic: Falsche Angaben bei Visumsantrag?

Einreisekrimi um Djokovic: Falsche Angaben bei Visumsantrag?

Einen Tag nach der Gerichtsentscheidung zugunsten von Novak Djokovic ist immer noch unklar, ob der serbische Tennis-Star an den Australian Open teilnehmen kann. Australische Medien berichten von Ungereimtheiten in Djokovics Einreiseformular.

11.01.2022

Satzgewinn für Novak Djokovic vor Gericht: Die Annullierung seines Visums ist aufgehoben worden. Ob er nächste Woche um seinen zehnten Titel an den Australian Open spielen kann, ist aber noch nicht sicher. Das meint die Presse.

jar/SB10

11.1.2022

Schweiz

Tagesanzeiger:

«Dass Novak Djokovic das Australian Open gemäss Richter Anthony Kelly nun doch bestreiten kann, ist für viele, allen voran die australische Regierung, ein Schlag ins Gesicht. Der Entscheid bedeutet für Melbourne und das Grand-Slam-Turnier eine brandgefährliche Entwicklung. Der Stadt und dem Turnier drohen nun Tumulte zwischen serbischen Fans, die zu den aggressivsten der Tennisszene gehören, sowie der riesigen Fraktion der Anti-Djokovic-Hardliner.» (...)

Der Weltranglistenerste ist zum Symbol der Egozentrik, der Uneinsichtigkeit, der Ungleichheit und zu einem weltweiten Anführer der Impfgegner geworden. Dass er mit fragwürdigen Belegen und der Spitzfindigkeit teurer Juristen eine Impfbefreiung durchstieren kann, während Hunderttausende von Australiern wegen des Virus monatelang praktisch eingesperrt waren, wird die schon letzte Woche riesige Wut gegen ihn neu aufflammen lassen. Sollte er tatsächlich als Spieler in die Rod Laver Arena schreiten, ist ein Aufruhr garantiert.»

NZZ:

«Für die australische Regierung bedeutet die Entscheidung des Gerichts einen erheblichen politischen Rückschlag und einen internationalen Gesichtsverlust. (...) 

Für Premierminister Scott Morrison kam die Djokovic-Affäre daher gerade recht, um vom Versagen der Bundesregierung in den Augen vieler Wähler abzulenken und Stärke zu zeigen. Die meisten Australier standen hinter seiner harten Haltung gegenüber dem Tennisstar. Doch die Gerichtsverhandlung hat das organisatorische Chaos bei der Genehmigung der Ausnahmeregelung für Djokovic und das populistische Lavieren bei der dann folgenden Ablehnung offenbart. Für die australischen Politiker, allen voran Morrison, geht es nun darum, zu verhindern, dass sie am Ende als Protagonisten einer politischen Farce in Erinnerung bleiben.»

Blick:

«Was ist nur aus dem charismatischen Tennisstar geworden? Ein Impfskeptiker, der den Zorn eines ganzen Landes auf sich zieht, der sein Image mit wirren Aussagen zerstört. Der Serbe hat sich total ins Corona-Abseits manövriert. (...) 

Was will Djokovic? Aufmerksamkeit? Zuspruch? Respekt? Oder will er eben gar nichts mehr? Hat er zu lange um die Liebe des Publikums gebuhlt und sich irgendwann eingestehen müssen, dass Rafael Nadal und Roger Federer für immer und ewig beliebter und mehrheitsfähiger sein werden? (...) 

Djokovic wird immer seltsamer. 20 Grand-Slam-Titel schützen vor Verwirrtheit nicht. Einer der erfolgreichsten Sportler der Gegenwart demontiert sich gerade selber. Ihm dabei zuzusehen, tut weh.»

Australien

Canberra Times

«Wenn Novak Djokovic das Recht erhält, nächste Woche bei den Australian Open zu spielen, wird dies hoffentlich das letzte Mal sein, dass er bei uns auftritt. (…)

Die Episode hat Djokovic als egoistischen Menschen entlarvt. Die Tatsache, dass er die Nummer eins der Welt ist, gibt ihm nicht das Recht, sich so zu verhalten. Tennis Australia darf sich in diesem Schlamassel nicht aus der Verantwortung stehlen und muss aufhören, Djokovics Launen und Forderungen nachzugeben. (…)

Dieses Fiasko hat bereits Auswirkungen auf die ganze Welt und beeinträchtigt den Ruf der Veranstaltung, Melbournes und Australiens. Wenn Djokovic spielt, muss er mit einem unfreundlichen Empfang durch die meisten australischen Fans rechnen. Hoffentlich gewinnt Rafael Nadal, der Inbegriff eines grossen Sportlers, seinen 21. Grand-Slam-Titel im Einzel, um den Serben und Roger Federer zu überholen.»

The Age

«Sollte der Serbe in der übernächsten Woche in den Hexenkessel der Rod Laver Arena eintreten dürfen, wäre es eine Verhöhnung, wenn sein Name erneut auf dem Sockel des Norman-Brookes-Wanderpokals eingraviert würde und er damit vor seinen beiden grossen Rivalen stünde. Ich bewundere Sportler mit einer (un)gesunden Portion Eigensinn; ich mag Djokovic nicht. Ich habe ihn nie gemocht. (…)

Wie soll man ein ganzes Land nicht verärgern, wenn man anscheinend alles tut, um sich den Gesetzen dieses Landes zu entziehen. Aufgrund von Djokovics öffentlichen Äusserungen in den letzten zwei Jahren war es immer klar, dass er sich nicht gegen Corona impfen lassen würde. Hat irgendjemand wirklich geglaubt, dass das Gegenteil der Fall sein würde?»

Serbien

Blic:

«NOVAK HAT AUSTRALIEN BESIEGT! Der Staat kniet vor Djokovic nieder, sein Visum wurde zurückgegeben – er ist jetzt frei in Melbourne. Aus Stolz, für alle, die auf die Strasse gegangen sind, für alle, die ihn aus der ganzen Welt unterstützt haben – Novak Djokovic hat wie immer in Australien gewonnen! Das ist nicht nur der Sieg von Novak Djokovic, dem besten Tennisspieler der Welt – darauf hat ganz Serbien nach der grossen Schikane in Melbourne gewartet.»

Informer:

«NOVAK IST STÄRKER ALS DER STAAT! Sie müssen ihn gehen lassen! Richter Kelly ordnete an, dass die Annullierung des Visums von Novak Djokovic aufgehoben wird. (...)

Zur Erinnerung: Novak hat ein Visum für die Einreise nach Australien erhalten und alle erforderlichen Unterlagen eingereicht. Als er in Melbourne ankam, begann das Chaos. Politiker griffen ein, entzogen ihm das Visum und schickten ihn in ein Hotel für Einwanderer. Sie spielten den Ball von einem zum anderen. Das Schlimmste ist, dass sie Djokovic wie einen Kriminellen behandeln.»

International

El Mundo (Spanien): 

«Djokovic beschwört seine angebliche Opferrolle, mit der der Tennisspieler und seine Familie ihre Wissenschaftsleugnung übertünchen wollen. Djokovic ist mit seiner grossen internationalen Öffentlichkeitswirkung zur Speerspitze einer subversiven Bewegung geworden. Sein verleugnender Diskurs verbirgt antidemokratische Untertöne, indem er sich als Nummer eins des Tennis den Regeln in einem Land widersetzt, das mit sehr starken Corona-Einschränkungen zu kämpfen hat. (...)

Indem Djokovic verlangt, dass man ihm mehr Rechte einräumt als anderen, und die Impfung verweigert, untergräbt Djokovic gerade die Freiheit aller.»

Süddeutsche Zeitung (Deutschland):

«Auf Basis der Fakten urteilte Richter Kelly, Djokovic sei umgehend aus seinem Quarantänehotel zu entlassen. Der Weltranglistenerste hat sich nie gegen Covid-19 impfen lassen. Streitpunkt war, ob Djokovics Belege für eine Ausnahmegenehmigung als ein Genesener ausreichend waren. Doch darüber wurde gar nicht entschieden.

Djokovic ist ein freier Mann in Australien, weil Kelly Verfahrensfehler beanstandete: Der Serbe hatte nicht die nötige Zeit, die fehlenden Papiere beizubringen. Davon unabhängig ist Djokovic einer anderen Sache überführt: der Skrupellosigkeit. Das Ergebnis seiner positiven PCR-Probe erhielt Djokovic am 16. Dezember. Tags darauf liess er sich mit Jugendlichen in einer Tennis-Akademie ablichten. Es sind diese verstörenden Bilder, die an Djokovic haften bleiben werden.»

Tennis-Experte Stach: «Es ist Wahnsinn, was Djokovic aushalten muss»

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Novak Djokovic darf nach Australien einreisen, so hat das Gericht in Melbourne entschieden. Darf er aber wirklich bleiben? «Es wird immer absurder», analysiert Tennis-Experte Matthias Stach die chaotische Situation um die serbische Weltnummer 1.

10.01.2022