Dritter Sieg in Paris Iga Swiatek – die «schüchterne Dampfwalze»

sda

10.6.2023 - 20:42

Wird zur Gewohnheit: Iga Swiatek mit dem Pokal auf dem Podest von Roland Garros
Wird zur Gewohnheit: Iga Swiatek mit dem Pokal auf dem Podest von Roland Garros
Keystone

Mit erst 22 Jahren gewinnt Iga Swiatek schon ihr viertes Grand-Slam-Turnier – zum dritten Mal das French Open. Und schon wird die Polin mit Rafael Nadal verglichen.

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Die renommierte französische Agentur bezeichnet Iga Swiatek etwas unschmeichelhaft als «schüchterne Dampfwalze». Und doch trifft der Titel ziemlich gut ins Schwarze. Die erst 22-jährige Polin ist neben dem Platz zuvorkommend und freundlich, im Spiel aber überrollt sie ihre Gegnerinnen aber sehr oft gnadenlos. In Paris wurde sie wegen ihrer vielen mit 6:0 gewonnenen Sätze auch als «Miss Bagel» bezeichnet.

Der Final gegen die ungesetzte Tschechin Karolina Muchova (WTA 43) droht ebenfalls eine einseitige Angelegenheit zu werden. 6:2 und 3:0 führt Swiatek, als Muchova doch noch zu ihrem zuvor gezeigten Niveau findet und ihren Teil zu einem plötzlich packenden und hochstehenden Final beiträgt. Die Weltnummer 1 hat aber am Ende auch darauf eine Antwort, spielt ihre Coolness und Nervenstärke aus und setzt sich nach gut zweidreiviertel Stunden 6:2, 5:7, 6:4 durch – und das, nachdem sie noch vor einem Monat in Rom wegen einer Zerrung im Oberschenkel aufgeben musste.

Der weibliche Nadal

In vier Grand-Slam-Finals hat Swiatek noch nie verloren, neben den drei French-Open-Titeln gewann sie letztes Jahr auch das US Open. Auf Sand fühlt sie sich aber noch immer am wohlsten. «Natürlich spüre ich auch immer viel Druck, aber ich spüre, dass ich auf Sand noch mehr Waffen habe, und dieses Vertrauen hilft mir, mich auf dem Platz wohlzufühlen.»

In der Profiära (seit 1968) haben Roland Garros einzig Chris Evert (7), Steffi Graf (6) und Justine Henin (4) öfter gewonnen, als erste seit Henin 2007 gelang es ihr, zweimal hintereinander zu gewinnen. Nun muss Swiatek bereits Vergleiche zum langjährigen Männerdominator Rafael Nadal beantworten, der in Paris unglaubliche 14 Mal triumphiert hat. Ein Vergleich, der die Polin leicht amüsiert. «Er hat so lange dermassen gut gespielt, daran denke ich nicht einmal», versichert sie. «Das ist komplett ausserhalb meiner Erwartungen.» Klar ist aber auch, dass es auf Sand im Frauentennis derzeit nichts auch annähernd gleich Gutes gibt.

Werbung für das Frauentennis

Die grosse Entdeckung – zumindest für Nicht-Tennis-Insider – der letzten zwei Wochen ist aber Karolina Muchova. Wegen diverser Verletzungen konnte die 26-jährige Tschechin ihr Potenzial in den letzten Jahren nur vereinzelt ausspielen. Sie machte aber richtig Werbung für das Frauentennis.

Lange hat man keine mehr gesehen, die derart variabel spielt, sich so gut am Netz bewegt und Punkte mit technisch perfekten Volleys abschliessen kann. Letztes Jahr musste sie beispielsweise ausgerechnet in Paris weinend aufgeben, als sie sich in der 3. Runde den Knöchel übertrat. Nun verbessert sie sich auf Position 16 und kann noch viel erreichen. «Ich komme von weit her», sagt Muchova erneut mit ein paar Tränen in den Augen. «Ich hoffe, das ist nur ein Anfang.» Das hoffen auch ganz viele Tennisfans.