Bencic zweifelt nach French-Open-Aus «Manchmal fragt man sich schon, ob man gut genug ist»

Von Luca Betschart

28.5.2022

Belinda Bencic bleibt in der dritten Runde der French Open trotz starker Leistung hängen.
Belinda Bencic bleibt in der dritten Runde der French Open trotz starker Leistung hängen.
Bild: Keystone

Belinda Bencic präsentiert sich an den French Open in starker Verfassung, muss in der dritten Runde aber trotzdem die Segel streichen. Die Ernüchterung bei der Schweizerin ist gross.

Von Luca Betschart

Nach zwei lockeren Siegen zum Auftakt trifft Belinda Bencic in ihrem dritten Spiel bei den French Open auf deutlich mehr Gegenwehr. Leylah Fernandez, aktuell die Weltnummer 18, fordert der um vier Ränge besser klassierten Schweizerin in einem hochstehenden Spiel alles ab. Bencic scheint sich davon aber nicht beirren zu lassen und schlägt nach dem knapp verlorenen Startsatz eindrücklich zurück.

Den zweiten Satz holt sie sich mit 6:3 und legt auch im entscheidenden dritten Umgang mit dem Break zum 2:0 vor. Anschliessend verspielt Bencic bei eigenem Aufschlag aber ein 40:0 und verpasst es, davonzuziehen. Fernandez weiss das sofort auszunützen, schnappt sich das Rebreak und wenig später den Sieg. Nach knapp drei Stunden verwandelt die Kanadierin ihren ersten Satzball zum 7:5, 3:6 und 7:5-Erfolg.

Die eigenen Chancen nicht gepackt

«Ich bin mega enttäuscht. Es ist sehr bitter», sagt Bencic nach der Partie im SRF-Interview etwas niedergeschlagen. «Wir haben beide sehr gut gespielt, es war eine hochklassige Partie. Meine Gegnerin hat super gespielt, Gratulation.»

Trotzdem trauert Bencic ihren verpassten Chancen nach und geht mit sich hart ins Gericht: «Ich konnte meine Chancen nicht packen. Ein weiteres Grand Slam, an dem ich nicht viel gerissen habe. Ich werde sicher meine Zeit brauchen.» Auf der Suche nach den Gründen für die knappe Niederlage ist die Schweizerin den Tränen nah. «Es tut einfach, weil es wieder an einem Grand Slam ist. Manchmal fragt man sich schon, ob man gut genug ist.»

Meilenstein für Teichmann

Ganz anders sieht die Gefühlswelt bei Jil Teichmann aus. Nach grossem und über dreistündigen Kampf besiegt die 24-Jährige Victoria Azarenka mit 4:6, 7:5 und 7:6 und zieht erstmals überhaupt in die Runde der letzten 16 eine Grand-Slam-Turniers ein. Die 24-jährige Seeländerin bewies auf dem Weg zu ihrem Karriere-Meilenstein nicht nur starke Nerven, sondern auch eine vorzügliche Ausdauer und eine grosse Portion Kampfgeist.

«Wir haben beide taktisch sehr intelligent gespielt. Wir haben genau gewusst, was die andere macht. Trotzdem war es kompliziert, eine Lösung zu finden», sagt Teichmann und fügt an: «Ich bin sehr zufrieden, dass ich den Fight akzeptiert, angenommen und am Schluss noch gewonnen habe.»

Im Achtelfinal wartet mit Sloane Stephens die US-Open-Siegerin von 2017. «Sie spielt gut auf Sand. Allgemein an den Grand Slams spielt sich oft gut. Es wird sicher ein schwieriger Match», weiss Teichmann, was auf sie zukommt. An ihre Chance glaubt sie aber definitiv: «Ich weiss nicht, wer die Favoritin ist. Aber wir sind beide in einem guten Moment, haben unsere drei Matches gewonnen. Das heisst auch was.»