Für Rafael Nadal gerät der prestigeträchtige Jahresabschluss zu einer grossen Enttäuschung. Der Tennis-Star will sich im neuen Jahr anders präsentieren.
Der 22-malige Grand-Slam-Turniergewinner verlor bei den ATP-Finals in Turin am Dienstag auch sein zweites Gruppenspiel und hat keine Chance mehr auf ein Weiterkommen.
Nach einer erneut schwachen Leistung unterlag Nadal dem Kanadier Felix Auger-Aliassime glatt in zwei Sätzen mit 3:6 und 4:6. Damit ist er Letzter der «Grünen Gruppe». Seine letzte Hoffnung aufs Halbfinal zerstörte sich durch den Dreisatzsieg des Dänen Casper Ruud gegen Taylor Fritz aus den USA (6:3, 4:6, 7:6) am späten Abend. Ruud zog damit vorzeitig ins Halbfinal ein.
Damit verpasst es Nadal, seine einzige signifikante Lücke im Palmarès endlich zu schliessen. Ein Triumph beim Saisonfinal der Weltbesten gelang ihm in seiner erstaunlichen Karriere trotz nun mittlerweile elf Anläufen noch nie. Zweimal, 2010 gegen Federer und 2013 gegen Djokovic, verlor der «Stier aus Manacor» im Final.
Nummer 1 ist weg
Andererseits hat Nadal auch die Chance verpasst, sich mit 36 Jahren nochmals die prestigeträchtige Nummer 1 in der Weltrangliste zu holen. Sein wegen einer Bauchmuskelverletzung abwesender Landsmann Carlos Alcaraz wird das Jahr auf dem Tennis-Thron beenden.
«Ich denke nicht, dass ich vergessen habe, wie man Tennis spielt und wie man mental stark ist», meinte der Spanier hinterher. Momentan fehle ihm aber das Selbstvertrauen. Er wisse selbst nicht genau, ob er noch einmal sein absolutes Top-Niveau erreichen werde, «aber ich habe keine Zweifel, dass ich dafür sterben würde».
Schon in seiner Auftaktpartie gegen Turnier-Neuling Taylor Fritz aus den USA hatte sich Nadal in zwei Sätzen geschlagen geben müssen. Der Superstar hat damit vier Spiele in Folge verloren – das war ihm zuletzt 2009 passiert. Für Auger-Aliassime ist Nadal dennoch weiterhin «ein Champion». «Er ist mit 36 Jahren immer noch hier und kämpft gegen Jungs in ihren ersten Zwanziger-Jahren. Er ist voller Energie, bewegt sich gut und schlägt stark auf», schwärmte der 22-Jährige über sein Idol.
Nadal war kein Top-Favorit
Nadal hat schwierige Zeiten hinter sich. Bei den US Open im September schied er im Achtelfinal gegen Frances Tiafoe aus. Bereits in Wimbledon im Juli hatte er eine Bauchmuskelverletzung erlitten, weswegen er sich vor dem Halbfinal zurückziehen musste. Zudem plagt er sich seit Langem mit Fussproblemen herum.
Seit seinem Auftritt in New York hatte er nur ein Einzel gespielt (Niederlage in Paris-Bercy gegen Tommy Paul). Auch ein so erfahrener Tennis-Profi wie er braucht schlicht Match-Praxis, um mit den Besten mithalten zu können. Die Geburt seines ersten Kindes im September dürfte ebenfalls Energie absorbiert haben.
Unter diesen Umständen durfte man von ihm realistischerweise in Turin keinen Exploit erwarten, zumal der Indoor-Belag einfach noch nie seine grosse Liebe war. Nadals Fazit: «Alles, was ich tun kann, ist weiterarbeiten und die nötigen Dinge tun, um 2023 echte Chancen zu haben.»