Jérôme Kym und Sebastianna Scilipoti sorgen im Junioren-Turnier des US Open für Furore, stehen beide im Halbfinal. Wer sind die beiden Schweizer Tennis-Zukunftshoffnungen?
Jérôme Kym – der jüngste Schweizer Davis-Cup-Spieler aller Zeiten
Der heute 18-jährige Aargauer sorgte schon in sehr jungen Jahren für Schlagzeilen. Am 2. Februar 2019 gewann Kym zusammen mit Henri Laaksonen im zarten Alter von 15 Jahren das Doppel in der Davis-Cup-Begegnung der Schweiz gegen Russland. Es war damals eine unglaubliche Geschichte. Denn gegenüber stand ihm nicht irgendwer, sondern neben Jewgeni Donskoi (aktuell ATP 154) auch die heutige Weltnummer 7 Andrei Rublev.
Kym löste damit Heinz Günthardt als jüngsten Schweizer Davis-Cup-Spieler aller Zeiten ab und wurde bereits als Nachfolger von Roger Federer und Stan Wawrinka gehandelt. Doch im Nachhinein betrachtet, waren diese Vorschusslorbeeren womöglich etwas gar viel für das zwar fast zwei Meter grosse, aber noch sehr junge Talent aus Möhlin. Kym begann zu stagnieren, dazu kam auch noch die Corona-Krise – er fiel in der Hierarchie der Top-Junioren hinter Dominic Stricker, Leandro Riedi und Jeffrey von der Schulenburg zurück.
Die Kritik von Severin Lüthi und der Wechsel nach Kitzbühel
Davis-Cup-Captain Severin Lüthi kritisierte Kym dann gar öffentlich. «Jérôme hat Potenzial, aber viele Baustellen in seinem Spiel. Er muss zeigen, dass er die Leidenschaft hat, diesen Weg weiterzugehen», sagte der Coach von Roger Federer vor einem Jahr gegenüber der «Aargauer Zeitung».
Diese Worte schien sich Kym zu Herzen zu nehmen, er begann kurz später, sich neu aufzustellen. Im vergangenen Herbst entschloss er sich zur Zusammenarbeit mit dem Österreicher Markus Hipfl, seit November lebt und trainiert der Fricktaler nun in Kitzbühel.
«Ich bin froh, dass ich mich für diesen Schritt entschieden habe», sagt Kym, der derzeit die Nummer 1087 auf der ATP-Weltrangliste ist. Denn seither geht es für das Talent mit dem grandiosen Aufschlag (bis zu 230 Kilometer pro Stunde!) wieder aufwärts. Beim Junioren-Turnier in Wimbledon erreichte Kym im Sommer die Viertelfinals, am US Open steht er nun im Halbfinal.
Sebastianna Scilipoti – für Tennis und gegen die Leichtathletik entschieden
Als Coup lässt sich die Halbfinal-Qualifikation der 18-jährigen Sebastianna Scilipoti bezeichnen, war ihre Viertelfinal-Gegnerin Alexandra Eala von den Philippinen doch deutlich höher klassiert als sie. Entsprechend meinte die Genferin denn gegenüber SRF auch: «Ich habe es noch gar nicht realisiert, dass ich im Halbfinal stehe. Nun hoffe ich natürlich, dass es so weitergeht.»
Umso mehr, da in diesem Jahr für Scilipoti nicht alles wunschgemäss lief. Dass sie nun aber zum Abschluss ihres letzten Jahres bei den Juniorinnen, vor dem offiziellen Übertritt zu den Profis, mit einem solchen Ausrufezeichen abschliessen kann, lässt sie strahlen: «Es macht mich sehr stolz.»
In Barcelona mental gereift
Zum Tennis fand Scilipoti durch ihren Vater. «Damals habe ich in einem kleinen Klub in Genf angefangen, mit Fünf habe ich meine ersten Bälle geschlagen.» Doch neben dem Tennis übte die kleine Sebastianna noch weitere Sportarten aus, unter anderem Leichtathletik. «Als ich dann die Selektion für das Schweizer Tennis-Nachwuchskader geschafft hatte, habe ich mich dann aber endgültig für Tennis entschieden.»
Sie war dann für ein Jahr im Nationalen Leistungszentrum von Swiss Tennis in Biel, ging danach aber für die weitere Ausbildung nach Barcelona. «Es war hart, die Familie zu verlassen, aber es hat mich mental auch enorm reifen lassen.»
In der Nähe von Barcelona feierte die Schweizer Zukunftshoffnung auch ihren bislang grössten Triumph. Im vergangenen November gewann sie das ITF-Turnier in Castell-Platja d’Aro, weshalb sie in der Weltrangliste aktuell immerhin schon auf Rang 726 liegt. Doch natürlich will Sebastianna Scilipoti mehr: «Mein grösster Traum ist es, zu den besten 20 Spielerinnen der Welt zu gehören.»