Stefanos Tsitsipas, Attraktion der besonderen Art, bleibt den Swiss Indoors erhalten. Der Aufsteiger des Jahres gewinnt gegen Jérémy Chardy mit 6:2, 7:6 (7:3). Mitfavorit Marin Cilic scheidet aus.
Knapp anderthalb Stunden dauerte der Auftritt des als Nummer 4 gesetzten Tsitsipas, und das Dargebotene lieferte die Bestätigung, dass die fünf Spiele von letzter Woche auf dem Weg zum ersten ATP-Turniersieg in Stockholm ausreichend Kraftreserven übrig liessen für das Folgeturnier in Basel. Gegen Jérémy Chardy, den Weltranglisten-41., der an der Tennis-Akademie von Patrick Mouratoglou oft mit ihm trainiert, diktierte der Grieche das Geschehen zu Beginn und behielt die Nerven im Tiebreak des zweiten Durchgangs.
Tsitsipas ist erfrischend anders. Optisch mehr Surfer als Tennisprofi, verzückt der 20-Jährige das Publikum auf dem Platz mit seiner einhändigen Rückhand und seiner lässigen Art. Mit den wilden langen Haaren und dem nonchalanten Gang zwischen den Ballwechseln wirkt er wie ein unbekümmerter Künstler. In Toronto trugen ihn seine Lockerheit und die offensive Spielweise der Reihe nach zu Siegen über die Top-10-Spieler Dominic Thiem, Novak Djokovic, Alexander Zverev und Kevin Anderson. Erst im Endspiel stoppte ihn Rafael Nadal. Die Finals in Barcelona und Toronto sowie der Sieg in Stockholm hievten Tsitsipas im Ranking 2018 vom 91. auf den 16. Platz. "Ein grossartiges Jahr" nennt es der Grieche.
Abseits der Courts bestätigt sich der Eindruck eines Freigeists. Mit selbst gedrehten Videos dokumentiert der Sohn einer ehemaligen russischen Top-200-Spielerin seine Reisen auf einem Youtube-Kanal. Seine Gedanken gehen über das Tennis hinaus, er weiss sich zu artikulieren und äussert sich reflektiert, vor allem seit er als 16-Jähriger nach einem Turnier auf Kreta beinahe im Meer ertrunken ist. Ein älterer Kollege und er hatten die Strömung Strömung unterschätzt.
Weltnummer 93 eliminiert Cilic
In Runde 2 steht auch der als Nummer 2 gesetzte Deutsche Alexander Zverev dank einem 6:4, 7:5 gegen Robin Haase. Marin Cilic, der Sieger von 2016 und Halbfinalist des Vorjahres, schied aus. Der Kroate unterlag dem Weltranglisten-93. Marius Copil aus Rumänien 5:7, 6:7 (2:7). Und mit Jack Sock scheiterte am Mittwoch ein zweiter Gesetzter. Der Weltranglisten-18. aus den USA fand auch in Basel nicht aus seinem anhaltenden Tief.
Sock, im Vorjahr als Weltnummer 8 für die ATP Finals in London qualifiziert und an den Swiss Indoors mit einer Wildcard bestückt, gewann in dieser Saison nie zwei Einzel in Folge und bezog in der Startrunde gegen Ernests Gulbis (5:7, 4:6) seine 20. Niederlage im 27. Spiel des Jahres. In den verbleibenden Wochen droht ihm im Ranking der Totalabsturz. 1400 der verbliebenen 1760 Punkte stehen für ihn noch auf dem Spiel, unter anderem muss er den Titel am Masters-1000-Turnier in Paris-Bercy verteidigen.
Der Donnerstag steht wieder im Zeichen von Roger Federer. Frühestens um 19.00 Uhr läuft der achtfache Basel-Champion in der St. Jakobshalle zu seiner Achtelfinal-Partie gegen Jan-Lennard Struff (ATP 52) ein.
SDA