WC-Pausen Zverev stärkt Murray den Rücken: «Entweder Tsitsipas war in einem Zauber-Zimmer, oder …»

Von Luca Betschart

1.9.2021

Alexander Zverev kritisiert Weggefährte Stefanos Tsitsipas scharf.
Alexander Zverev kritisiert Weggefährte Stefanos Tsitsipas scharf.
Bild: Getty

Mit seinen langen WC-Pausen bringt Stefanos Tsitsipas Gegner Andy Murray beim US Open auf die Palme, ist sich danach aber keiner Schuld bewusst. Das geht auch Alexander Zverev gegen den Strich.

L. Betschart

Vor dem entscheidenden fünften Satz seines Auftaktmatches bei den US Open verschwindet Stefanos Tsitipas im Duell mit Andy Murray kurzerhand in die Katakomben – und kommt einfach nicht mehr zurück. Mehr als sieben Minuten bleibt der Griechen verschollen und bringt seinen erfahrenen Kontrahenten so tatsächlich aus dem Konzept.

Noch auf dem Court wettert Murray: «Jedes Mal ist er 20 Minuten lang weg. Ich war in meinen Leben noch nie so lange auf der Toilette. Was macht er da?» Als Tsitsipas endlich wieder auftaucht, kassiert Murray umgehend das entscheidende Break. Wenig später ist die Partie verloren.



«Ich habe jeglichen Respekt vor ihm verloren», hat sich der dreifache Grand-Slam-Sieger auch nach dem Matchball noch nicht erholt. Er fügt an: «Ich sage nicht, dass ich gewonnen hätte, aber was nach den Pausen passierte, hatte Einfluss auf den Ausgang des Spiels.»

Murray erhält Rückendeckung

Tsitsipas dagegen will sich nichts vorwerfen lassen. «Ich glaube nicht, dass ich irgendwelche Regeln gebrochen habe. Ich weiss nicht, wie sich mein Gegner während des Spiels fühlt. Und ehrlich gesagt ist das auch nicht meine grösste Sorge», kontert er unbeeindruckt. 

Allerdings tut sich nicht nur Murray schwer mit dem jüngsten Verhalten der aktuellen Weltnummer 3. «Das passiert jedes Spiel, das ist doch nicht normal. Gegen mich und Novak Djokovic bei den French Open, in Hamburg gegen Filip Krajinovic, dann wieder gegen mich in Cincinnati und nun gegen Andy Murray in New York», beschwert sich auch Alexander Zverev nach seinem souveränen Auftaktsieg über Sam Querrey.

Der Deutsche erlebt in Cincinnati Ähnliches wie Murray, damals bleibt der Grieche dem Platz gar zwölf Minuten fern. «Das kotzt mich an. Das hat Tsitsipas nicht nötig. Er ist nicht umsonst die Nummer 3. Da muss er das nicht tun», sagt Zverev auf die erneute lange WC-Pause angesprochen.

Zverev: «Ich gewinne oder verliere mit Tennis»

Dabei gehe es nicht nur darum, keine Regeln zu brechen. «Da geht es um Respekt unter den Spielern und gegenüber unserer Sportart. Vielleicht geht er ja wirklich nur aufs Klo, aber es passiert einfach zu oft. (…) Das kann bei den Junioren oder Future-Turnieren passieren, aber nicht hier. Es ist ein ungeschriebenes Gesetz.»

Zverev hegt zuletzt gar den Verdacht, Tsitsipas lasse sich in den eingelegten Pausen coachen. «Es hat doch jeder gesehen, dass sein Vater in Cincinnati getextet hat und nach der Pause spielte Stefanos eine komplett andere Taktik. Entweder er war in einem Zauber-Zimmer oder …» Für den 24-Jährigen kommt das einem Beschiss gleich. «Ich habe Schläger zerstört, war nicht immer nett zu den Journalisten, aber eines kann man mir nicht nachsagen: Dass ich getrickst habe. Ich gewinne oder verliere mit Tennis. Und das wird auch immer so bleiben.»