Julien Wanders Die neue Karriere beginnt am Sonntag in Paris

sda

31.3.2022 - 08:00

Für Julien Wanders beginnt am Wochenende in Paris die Marathon-Karriere.
Für Julien Wanders beginnt am Wochenende in Paris die Marathon-Karriere.
Keystone

Julien Wanders, der König der Strassenläufe, wird am Sonntag in Paris sein Marathon-Debüt geben. Vieles deutet darauf hin, dass er den Schweizer Rekord von Tadesse Abraham angreifen kann.

31.3.2022 - 08:00

Diese Premiere wird von den Laufsportfans mit Spannung erwartet. Sie wollen sehen, ob der Genfer Julien Wanders, der auf der Bahn nicht immer seine beste Leistung abrufen kann, sein enormes Potenzial auf den legendären 42,195 Kilometern abrufen kann. Seine beiden Europarekorde auf der Strasse – 59:13 Minuten im Halbmarathon und 27:13 Minuten über 10 Kilometer – zeigen, dass Wanders durchaus in der Lage ist, unter 2:05 Stunden zu bleiben.

Aber Wanders will nicht zu früh frohlocken: «Ein erster Marathon ist immer etwas Unbekanntes. Ich bleibe lieber vorsichtig und lasse meine Beine sprechen.» Er strebt eine Zeit zwischen 2:06 und 2:10 Stunden an. Der Schweizer Rekord von Tadesse Abraham liegt bei 2:06:40 Stunden, aufgestellt im Jahr 2016 in Seoul.

Alles richtig gemacht

«Ich habe keine Angst vor der Distanz, denn ich habe das richtige Training absolviert», sagte Wanders im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA von seinem Stützpunkt in Kenia aus, von wo aus er nach Paris flog. Der 26-jährige Romand wird mit zwei seiner kenianischen Trainingspartnern an den Start gehen. Dass der Marathon von seinem Ausrüster Asics organisiert wird, ermöglicht ihm die Zusammenarbeit mit seinen persönlichen Tempomachern.

Wanders plant eine vorsichtige Startphase. Wahrscheinlich wird er sich einer zweiten Gruppe anschliessen, damit er später nicht dem erwarteten hohen Tempo der Spitzenreiter Tribut zollen muss. Sechs oder sieben Athleten sind am Start, die bereits unter 2:05 Stunden gelaufen sind. Unter ihnen auch der Sieger des Chicago-Marathons im letzten Jahr, Seifu Tura aus Äthiopien.

Paris gehört nicht zu den schnellsten Marathonstrecken. Im Vergleich zu Berlin, Chicago oder Dubai sind die Zeiten dort in der Regel etwa eine Minute langsamer, was vor allem an den kleinen Wellen der Strecke liegt. «Das stört mich nicht. So habe ich bei den nächsten Rennen mehr Spielraum, um mich zu verbessern», so Wanders.

Am Anfang etwas ängstlich

Der Läufer von Stade Genève hat seine Vorbereitung unter der Leitung des renommierten italienischen Trainers Renato Canova (77), der die Nachfolge von Marco Jäger angetreten hat, ziemlich verändert. «Canova wagt mehr als Marco. Mit ihm kann ich manchmal 20 Kilometer lange Einheiten auf der Bahn absolvieren. Das hat mir anfangs etwas Angst gemacht, aber jetzt ist es kein Problem mehr», sagte Wanders.

Der dreifache Gewinner des traditionsreichen Genfer Stadtlaufs Escalade hat vor kurzem eine beeindruckende Höheneinheit in Kenia absolviert: 38 Kilometer – was fast einem Marathon entspricht – mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 3:12 Minuten pro Kilometer. Dieser Test, gepaart mit dem guten Ergebnis beim Halbmarathon in Neapel Ende Februar (1:00:28), bestärkt Wanders in seinen Ambitionen. Von seiner Oberschenkelverletzung, die ihn im letzten Sommer bei den Olympischen Spielen in Tokio behindert hatte (21. Platz über 10'000 Meter), ist er inzwischen vollständig genesen.

Nach Paris wird Wanders Bilanz ziehen. Seine Absicht ist es jedoch schon jetzt, parallel zu seiner neuen Marathon-Karriere weiterhin auf der Bahn zu laufen.

sda