Vor 23 Jahren Zofingen als Sprungbrett für Hawaii

SDA

1.6.2020 - 04:35

Die heute 53-jährige Natascha Badmann gewinnt am 1. Juni 1997 den Powerman Zofingen, der über die Langdistanz in jenem Jahr erstmals als Weltmeisterschaft ausgetragen wird.

Badmann setzte sich in der zweiten Disziplin auf ihrem seinerzeit futuristischen Cheetah-Rad (s. Bildstrecke) deutlich von der Konkurrenz ab und holte bis zum zweiten Wechsel nach 8,5 km Laufen und 150 km Radfahren einen Vorsprung von 20 Minuten heraus. Nach 30 weiteren Laufkilometern schwebte sie lächelnd dem Ziel entgegen und wiederholte ihren Vorjahres-Triumph. Badmann deklassierte die Konkurrenz um 16 Minuten und mehr. Es war der zweite ihrer insgesamt drei (Heim-)Siege am Langdistanz-Powerman Zofingen, der seinerzeit beträchtliche Zuschauermassen anzog und im Schweizer Fernsehen live übertragen wurde.

Badmann, die mit ihrem langjährigen Trainer und Lebenspartner Toni Hasler in Zofingens Nachbardorf Küngoldingen lebt, erinnert sich gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA an den Stellenwert ihres Heim-Wettkampfes: «Der Powerman war gleichbedeutend wie der Ironman Hawaii. Es war der weltweit härteste Duathlon.»

Knallharte Laufstrecke

In Zofingen sei vor allem das zweimal zu absolvierende Laufen auf extrem coupierter Strecke viel härter zu verkraften gewesen als jenes in Hawaii. «Bei meiner ersten Teilnahme vor drei Jahrzehnten empfand ich die Laufstrecke als so extrem fordernd, dass ich Toni an der Strecke sagte: Mir ‹reichts›! Das ist mir viel zu anstrengend.»

Mit mentalen Werkzeugen wandelte Badmann im Laufe ihrer Karriere den entsprechenden Schmerz in positive Gefühle um. Dass sie darob belächelt, in die Esoterik-Ecke und einer abgehobenen «Schwebe-Fraktion» zugeordnet wurde, nimmt sie rückblickend gelassen hin. «Toni und ich waren damals Pioniere im Mental-Training. Heute ist dies längst Usus. Tatsache aber war schon damals, dass mir die Muskeln nach dem Rennen und vor allem am nächsten Tag genauso stark schmerzten wie den anderen Athleten.»

Doch noch ehe sich die blutunterlaufenen Zehennägel und geplatzten Blasen an den Füssen meldeten, setzte Badmann auf der Zielgeraden jeweils zu ihrem legendären Jubel-Elixier an; in Zofingen wie auch in Hawaii tanzte sie überschäumend vor Glücksgefühlen dem Zielband entgegen.

Am bis heute prestigeträchtigsten Triathlon der Welt, der Ironman-WM auf Hawaii, erkämpfte sich Badmann zwischen 1998 und 2005 sechs Titel. Einzig Paula Newby-Fraser übertraf mit acht Siegen diese Marke. Dass Badmann 2004 der Ironman-WM-Titel erst nachträglich zuerkannt wurde, nachdem die Deutsche Nina Kraft des EPO-Dopings überführt wurde, war für Badmann nicht einfach zu verkraften. Die Emotionen eines Triumph-Zieleinlaufs seien niemals «nachspielbar». «Ironman hat zwar versucht, die Party nachzuholen. So etwas kann man aber nicht kaufen und niemandem schenken.»

Sechste auf Hawaii mit knapp 46

Viel schlimmer für Badmann war indessen die gesundheitliche Zäsur, die mit dem Radsturz an der Ironman-WM 2007 erfolgte, als sie sich «in der Form des Lebens» befand. Nach langwierigen Schulterverletzungen («Ich konnte mir nicht mehr selbst die Tränen abwischen») rappelte sie sich aber wieder auf und kämpfte sich Schritt für Schritt zurück. Höhepunkt ihrer Rückkehr war der eindrucksvolle 6. Rang 2012 in Hawaii im Alter von knapp 46 Jahren. «Das war und ist für mich soviel wert wie ein Ironman-WM-Titel», betont Badmann.

Die Corona-Krise sei im Vergleich zu ihrer damals über Jahre hinziehenden Rehabilitation infolge des Sturzes gut verkraftbar gewesen. «2007 hatte ich von einem Tag auf den anderen nichts mehr machen können. Das war ein gravierenderer Einschnitt als die Ausgangssperre, die ich vor einigen Wochen einige Zeit lang in Gran Canaria wegen annullierten Flügen miterlebte.»

Persönliche Auswirkungen wegen der Corona-Pandemie hat Badmann zudem in ihrer Tätigkeit als Motivations-Sprecherin hinnehmen müssen. Entsprechende Vortrags-Termine oder Seminare wurden abgesagt beziehungsweise verschoben. Wenn Sie etwas weitergeben wolle beziehungsweise für sich selber gelernt hat, dann sei es «nicht das Beste von allem zu haben. Sondern das Beste aus allem zu machen. Und wenn man dies macht, dann erreicht man automatisch eine gewisse Zufriedenheit. Und diese Zufriedenheit tagtäglich zu erreichen, das bleibt mein erstrebenswertes Ziel.»

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