Spielekritik «Call of Duty Mobile» – Handyaction mit Haken

Von Pascal Wengi

16.10.2019

So sieht «Call of Duty» auf dem Handybildschirm aus.
So sieht «Call of Duty» auf dem Handybildschirm aus.
Bild: Activision

Vor einiger Zeit hat Activision Blizzard zum Unmut der Gamer eine Mobile Version von «Diablo» angekündigt. Seit dem Shitstorm der Community zu «Diablo Immortal» scheint das Spiel nun totgeschwiegen zu werden. Nun hat Activision mit «Call of Duty» die nächste grosse Franchise aufs Handy gebracht und die Spielerzahlen explodieren förmlich. Das Ganze hat nur einen Haken.

«Call of Duty» hat sich über die Zeit zu einer dieser Serien gemausert, welche die Fans jedes Jahr fast schon blind kaufen, ähnlich wie bei FIFA. Die Franchise hat sich aber in all den Jahren nicht unbedingt zur Freude aller Fans entwickelt und nach einigen «unrealistischen» Ablegern mit Doppelsprüngen und Jetpacks soll diesen Herbst nun mit «Modern Warfare» die Serie wieder zu alten Stärken zurückfinden. Die Vorfreude der «Call of Duty»-Fans nutzt Activision nun geschickt aus und hat kurz vor Release der PC- und Konsolenversion mit «Call of Duty Mobile» einen Handyableger der Serie releast.



Kein neuer Inhalt

«Call of Duty Mobile» ist aber keine Umsetzung eines der vorherigen Titel, sondern eine Art Best-of-Sammlung. Es gibt keine Hintergrundgeschichte und kein spezifisches Setting, sondern lediglich Multiplayer-Gefechte auf altbekannten Maps aus allen Ären des Shooters. Auch die beliebten Modi Blackout, die «Call of Duty»-Version von Battleroyale und Zombies, sind verfügbar. Grundsätzlich sind die Matches und Runden fürs Spielen unterwegs ausgelegt und eher kürzer als auf PC oder Konsole. Ausser bei Blackout, da kann eine Runde schon gut mal 20 Minuten dauern und eignete sich daher eher für Langstrecken-Pendler.

Grafisch muss sich «Call of Duty Mobile» nicht verstecken. Das Spiel sieht für ein Handygame gut aus und läuft sehr flüssig. Je nach Handy und Prozessor kann die Qualität auf Niedrig, Mittel oder Hoch gestellt werden. Gegner erkennt man auch auf niedriger Qualität sehr gut und man hat nie das Gefühl, dass der Handybildschirm zu klein wäre.

Steuerung

Gesteuert wird via Touchscreen wahlweise mit automatischem Schiessen, sobald ein Gegner ins Fadenkreuz läuft oder manuellem Abzug. Das automatische Feuern ist etwas verzögert und vor allem auf weite Distanzen erweist sich der manuelle Abzug etwas genauer. Grundsätzlich führt diese vereinfachte Steuerung zu actionreichen und intuitiven Gefechten – perfekt für ein paar Runden Nuketown unterwegs.

Vom ersten Match hat uns «Call of Duty Mobile» direkt gepackt. Vier Siege in Folge inklusiver MVP Medaille haben sicher ihren Beitrag zur Motivation geleistet, doch auch die anschliessende Niederlagen-Serie vermochte die Freude nicht zu dämpfen. Hätte man damals zu Zeiten von «Black Ops 1» gesagt, dass man eines Tages eine Runde «Call of Duty» an der Bushaltestelle spielen würden, würde man ausgelacht. Ein richtiges «Call of Duty» mit grosser Spielerbasis für Unterwegs klingt einfach zu gut, um wahr zu sein. Und das ist es irgendwie auch.

Microtransactions

Das Spiel hat einen Haken: Microtransactions. Klar, es muss nicht darüber diskutiert werden, dass ein Free-to-Play-Titel sich selber finanzieren muss und das wäre ja an sich auch kein Problem. «Call of Duty Mobile» übertreibt es aber und bedient sich gleich mehreren bekannten Mechaniken. Zum einen wäre da der Battlepass. Der Spieler bezahlt Echtgeld, damit er beim Fortschritt bessere Belohnungen erhält. Bei «Call of Duty Mobile» gibt es aber nicht nur einen Battlepass, sondern gleich zwei. Der Standard-Premium-Pass schlägt mit umgerechnet 10.- zu Buche und der Premium-Pass-Plus kostet satte 25.-. Ausserdem gibt es als Belohnung im Battlepass oder im Shop gegen Echtgeld Beutetruhen, welche zufällige Skins, Icons, Emotes und anderes beinhalten.

Man könnte argumentieren, dass diese Ingame-Käufe ja optional sind, aber das Spiel drückt dem Spieler zu jeder Gelegenheit die Angebote förmlich aufs Auge. Fast in jedem Menü des Spiels gibt es irgendwo einen Hinweis auf den Shop und beim Start des Spiels wird der Bildschirm mit den neusten, zeitlich limitierten Sonderangeboten gefüllt. Ausserdem sind die Käufe nicht nur kosmetischer Natur, denn die Premium-Waffen kommen mit eingebauten passiven Fähigkeiten daher, welche dem Spieler klare Vorteile in den Gefechten verschaffen. Wer also auf dem Schlachtfeld bestehen will, muss sich irgendwann um Premium-Waffen bemühen, ob nun mit Echtgeld oder langwierigem Erspielen.

Fazit

Wer der grossen Versuchung der Echtgeldkäufe widerstehen kann oder wer Microtransactions in Ordnung findet, der wird mit «Call of Duty Mobile» sehr viel Freude haben. Das Spiel macht unglaublich viel Spass und ist eine sehr gut gelungene Mobile-Version einer beliebten Spielereihe.

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