SpieletestDas schwere Erbe von Batman – Wie gut ist «Gotham Knights»?
Von Pascal Wengi
20.10.2022
Batman ist tot und seine vier Zöglinge Robin, Batgirl, Nightwing und Red Hood treten in seine Fussstapfen. Ob dieses Konzept aufgeht? Ja und Nein.
Von Pascal Wengi
20.10.2022, 10:00
20.10.2022, 13:45
Pascal Wengi
«Wenn ihr diese Nachricht hört, bin ich tot.» Mit dieser letzten Nachricht wendet sich Bruce Wayne alias Batman an seine «Familie». Eine letzte Botschaft an seine vier Schüler bevor der dunkle Ritter seinem ehemaligen Lehrmeister Raz Al’Ghul im Kampf unterliegt und dabei in einer Bathöhle aus Feuer untergeht. Seine letzter Wunsch an seine Nachfolger? Dass sie seine Arbeit als Rächer fortführen und das Schicksal von Gothman von nun an in ihren Händen liegt.
Das Schicksal Gothams
Das Schicksal der Stadt scheint mit dem Tod seines wichtigsten Beschützers kein Gutes zu sein, denn der Tod von Batman lockt alle Verbrecher aus ihren Verstecken und sorgt für eine Welle an Gewalt und Kriminalität. Zum Glück genossen Barbara Gordan alias Batgirl, Dick Grayson alias Nightwing, Tim Drake alias Robin und Jason Todd alias Red Hood eine ausführliche Ausbildung bei ihrem Mentor und sind nicht gänzlich unvorbereitet. Denn das Quartett steht nun vor der schweren Aufgabe nicht bloss wieder für Ordnung zu sorgen und Verbrechen zu vereiteln, sie müssen auch noch Batmans letztem ungelösten Fall nachgehen, der auch den ominösen Rat der Eulen auf den Plan ruft.
Als Spieler steht es einem offen, mit welchem der vier Held*innen man sich dem Verbrechen stellt. Jeder bringt dabei ganz spezielle Fähigkeiten mit. Batgirl verfügt etwa über grandiose Hacking-Fähigkeiten, während Robin als Meister der Tarnung und des Schleichens agiert. Egal wen man wählt, die Story bleibt die gleiche, aber die Spiel- und Herangehensweise ändert sich teils doch deutlich.
Im frei erkundbaren Gotham kommt man am schnellsten mit dem Greifhaken oder Batcycle voran. Dabei hält man Ausschau nach Kriminellen, die man verprügeln kann, um so Beweise zu sammeln, mit denen man im Hauptquartier Verbrechen aufdeckt und vereitelt. Oder man begibt sich ganz einfach auf Suche nach zahlreichen Sammelobjekten wie zum Beispiel Batarangs, die Batman vor seinem Tod in der ganzen Stadt verteilt hat und hell blinkend darauf warten gefunden zu werden.
Lasst die Fäuste sprechen
Natürlich stellt sich das Quartett der Herausforderung nicht komplett wehrlos und teilt gerne ordentlich aus. Dank eines Fähigkeiten-Baums, in welchem sich Skill-Punkte verteilen lassen, schaltet man Verbesserungen für seine Angriffe und Fähigkeiten frei und erhöht seine Werte dank neuer Ausrüstung, die man findet oder im Hauptquartier herstellen kann. Damit haben dann die leichten oder schweren Angriffe mehr Wumms oder es weicht sich einfacher aus in den Kämpfen.
Dank der individuellen Entwicklung der Fähigkeiten-Bäume spezialisiert sich jeder der vier Helden in eine Richtung der typischen Rollenspiel-Klassen und deckt einen Teil davon ab, was Batman alles in sich vereinte. Schnell erkennt man, dass jeder seine Stärken und Schwächen hat und sich der kurzfristige Helden-Wechsel für unterschiedliche Aufgaben lohnt. Da die Vier immer gleichmässig aufleveln, macht es den Wechsel auch einfacher, denn so hinkt nie jemand den anderen hinterher.
In den Schatten
Doch was wären Batmans Zöglinge für dunkle Ritter, wenn sie einfach blind drauf losstürmen und den offenen Kampf suchen? Ziemlich schlechte. So verfügt das Helden-Gespann über viele Möglichkeiten die Gegnerscharen auch komplett lautlos aus dem Weg zu räumen. Zwar agiert beispielsweise Stealth-Profi Robin in der Dunkelheit besser als der brachiale Red Hood, doch grundsätzlich steht unbemerktes Vorgehen allen vier zur Verfügung. Ganz so einfallsreich und vielfältig wie in «Arkham» ist das Schleichen hier zwar nicht, bietet aber dennoch genug Möglichkeiten einen Raum systematisch zu säubern.
Multiplayer, aber zu welchem Preis?
Wo «Gotham Knights» hingegen punktet und sich gegenüber der «Arkham»-Serie auch abheben will, ist das Thema Multiplayer. Denn ob in der freien Erkundung oder in der Story kann man sich jederzeit einen Mitspieler dazu holen und das Abenteuer in der Gruppe erleben. Das kann sehr spassig sein, hat aber auch seinen Preis. Denn genau die Multiplayer-Fähigkeit nennt WB-Montreal als einen der Gründe, wieso die Framerate des Spiels auf den Konsolen auf 30 FPS (Frames pro Sekunde) limitiert ist – einer der grössten Kritikpunkte des Spiels.
Die Meldung seitens der Entwickler dazu kurz vor Release hat eine Welle der Entrüstung unter Gamern ausgelöst, denn mittlerweile ist es Branchen-Standart, dass Action-Titel mit flüssigen 60 FPS laufen oder die Spieler zumindest die Wahl haben, zwischen besserer Grafik oder Performance zu wählen. «Gotham Knights» bietet hier keine Option und läuft mit maximal 30 Bildern pro Sekunde, womit die actionreichen Kämpfe und vor allem das Fahren mit dem Batcycle alles andere als flüssig aussehen.
Der direkte Vergleich zwischen 30 und 60 FPS.
Bild:
Ruckelpartie durch Gotham
Wohlgemerkt erscheint «Gotham Knights» neben der PC-Ausgabe nur für die aktuellste Konsolen-Generation wie Xbox Series S/X und die Playstation 5. Dass ein Spiel nur 30 Bilder pro Sekunde erreichen kann, würde bedeuten, dass die Konsolen bereits zwei Jahre nach Release schon an die Grenzen der Grafikleistung stossen. Oder es bedeutet, dass sich die Entwickler wenig Gedanken über Performance-Optimierung gemacht haben.
Zwar sieht das Spiel optisch ansprechend aus, stellenweise zeichnete «Arkham Knight» aus dem Jahr 2015 aber ein schöneres, lebendigeres Bild von Gotham als «Gotham Knights» und das mit flüssigen 60 FPS. Hierfür muss man leider einige Abstriche an der Wertung vornehmen. Denn zwar sind 30 FPS noch kein Weltuntergang, aber teilweise schafft das Spiel nicht mal dieses Minimum konstant zu halten und wirkt teils sehr ruckelnd und unflüssig, so dass ich sogar bewusst auf den Einsatz des Batcycles verzichtet habe und öfter zu Fuss unterwegs war, nur um meine Augen und meinen Magen zu schonen. Wer also über einen guten PC verfügt, dem rate ich dringend «Gotham Knights» so zu spielen.