Marketing-Gau? «Valorant» sorgt für einen Mega-Hype wie auch für Probleme

Von Fabian Gilgen

14.4.2020

Die Nachfrage nach «Valorant»-Beta-Zugängen wird teilweise schamlos ausgenutzt.
Die Nachfrage nach «Valorant»-Beta-Zugängen wird teilweise schamlos ausgenutzt.
Bild: Riot

Viele Spieler wünschen sich zurzeit einen Beta-Zugang für «Valorant». Da sie diesen nur über Twitch erhalten, schauen sie stundenlang Streamern zu. Aktuell sorgen Betrugsfälle für grossen Unmut.

Bis zu 1,7 Millionen Zuschauer schauten letzte Woche zum Beta-Start von «Valorant» Streamern zu, um einen Beta-Zugang für den scheinbar nächsten eSports-Hit zu erhalten. Denn solch einer ist nur über sogenannte Twitch-Drops zu erhalten. Ein reines Zufallsverfahren, das fleissige Zuschauer belohnen soll. Eigentlich ein Marketing-Geniestreich, der mittlerweile aber auch Fragezeichen aufwirft.

So spielt sich «Valorant».

Video: Youtube

So sorgt unter anderem die «unfaire» Verteilung über Twitch-Drops bei vielen Usern für Unmut. Denn viele Benutzer klagen darüber, selbst nach stundenlangem Zuschauen noch immer keinen Beta-Zugang erhalten zu haben, während andere bereits nach wenigen Minuten einen bekommen haben sollen. Auch dass die enorme Nachfrage nach «Valorant» von Streamern und Zuschauern teilweise betrügerisch ausgenutzt wird, ist zunehmend ein Problem.



Künstliche Zuschauerzahlen

Um ihre Chancen auf einen Beta-Zugang um ein Vielfaches zu erhöhen, greifen zurzeit einige Stream-Zuschauer auf Viewer-Bots zurück. Durch diese Software werden mehrere virtuelle Zuschauer generiert. Solche wurden in der Vergangenheit auch von Streamern genutzt, um ihrem Kanal mehr Aufrufe zu verschaffen. Twitch verbietet jedoch ausdrücklich den Gebrauch solcher Bots.

Das Problem der Viewer-Bots ist vielseitig. Zum einen sinken die Chancen der ehrlichen Zuschauer auf einen Zugang noch weiter. Zudem entstand bereits ein Schwarzhandel mit Beta-Zugängen. Diese werden auf Ebay schon für mehrere hundert Franken angeboten. Vom Kauf eines solchen Accounts  sollte man aber absehen. Denn Riot geht gegen solche Accounts rigoros vor und bannt diese, wie sie auch in einem Tweet erklären.

Streamer als Trittbrettfahrer

Es sind aber auch Streamer, die die Aufmerksamkeit für «Valorant» ausnutzen. Auf der einen Seite gibt solche, die fälschlicherweise angeben, Zuschauer könnten über ihren Kanal Beta-Zugänge erhalten. Dadurch erhoffen sie sich mehr Zuschauer. Dies war beim Start der Beta beim populären Streamer DrDisrespect der Fall, der noch eine Woche zuvor in seinem Stream behauptete, er wolle seine Seele nicht an Riot verkaufen.



Auf der anderen Seite gibt es wiederum Streamer, über deren Kanal man effektiv Beta-Zugänge erhalten könnte, die aber einfach ältere Aufnahmen streamen, um so mehr Views und auch Einnahmen über Werbung zu erhalten, ohne selbst live streamen zu müssen. Follower des Streams werden aber trotzdem informiert, dass der Streamer live sei. Als Zuschauer merkt man jedoch schnell, dass es sich nicht um Live-Material handelt, da Interaktionen mit dem Streamer während solchen Wiederholungen nicht möglich sind. Da aber momentan so viele Viewer-Bots kursieren, erhalten solche Streamer trotzdem bessere Zuschauerzahlen.

Grundsätzlich ist der Plan von Riot aufgegangen. «Valorant» erhält die gewünschte Aufmerksamkeit  und auch Streamer profitieren als Partner. Dafür hat Riot und vor allem auch Twitch nun aber einen grossen Teil Integrität eingebüsst.

Zurück zur Startseite