Informationskrieg um die Ukraine Videoclips aus Games werden zu Propaganda-Zwecken benutzt

Von Martin Abgottspon

28.2.2022

Gerade bei Nachtaufnahmen fällt man schnell auf Fake-Videos herein.
Gerade bei Nachtaufnahmen fällt man schnell auf Fake-Videos herein.
Bohemia Interactive

In den letzten Tagen häufen sich Fake-Videos zu den Militäreinsätzen in der Ukraine. Auch Videospiele werden dazu missbraucht und sind teils wirklich schwierig zu identifizieren.

Von Martin Abgottspon

28.2.2022

Inzwischen warnen sogar bekannte Influencer, man solle sich besser nicht auf TikTok oder Facebook zu den Geschehnissen in der Ukraine informieren. Zu gross sei die Ungewissheit, was man von den Inhalten wirklich glauben kann. 

Tatsächlich befinden sich Hunderte von Fake-Videos zu den Militäreinsätzen in der Ukraine im Umlauf. Entweder weil die Verbreiter damit schnelles Geld verdienen wollen oder das Material bewusst für Propaganda-Zwecke eingesetzt wird.

Rasende Verbreitung auf Facebook & Co.

Nicht selten bedienen sich Ersteller solcher Videos an Videospielen, die teils sehr realitätsnahe Szenen abbilden. Vor allem bei Nacht-Aufnahmen ist es schwierig, die Spielbilder von der Realität zu unterscheiden. Dies führte zuletzt auch dazu, dass ein Fake-Video mit Bildern aus der Militär-Simulation «Arma 3» auf Facebook von 110'000 Personen angeschaut und 25'000 Mal geteilt wurde. Erst als die News-Plattform Bloomberg dem Video zu Recherche-Zwecken nachging, wurde es schliesslich weitgehend entfernt. Auf Kanälen wie Telegram sei das Video aber weiterhin im Umlauf.

Der Videoclip zeigte einen Kampfjet, der abgeschossen wurde. Auf Twitter wurde das Video mit dem Text «Die Ukraine feuert Raketen ab, um das Artilleriefeuer russischer Flugzeuge abzufangen» gepostet. Ausserdem war das Video mit «Breaking»-Bannern belegt und hatte oftmals arabische Titel.

Es ist bei Weitem nicht das erste Mal, dass «Arma 3» für Fake-Videos dieser Art missbraucht wurde. Bereits 2018 veröffentlichten russische Medien Clips aus dem Spiel und schrieben, dass es sich bei dem Gezeigten um Aufnahmen aus dem Krieg in Syrien handeln würde.

Was unternehmen die Social-Media-Riesen?

Die grossen Social-Media-Betreiber haben auf die Entwicklung von Fake-Inhalten auf ihrer Plattform schon im Zuge von Corona verstärkt reagiert. Facebook hat nun im Rahmen des Angriffs auf die Ukraine zusätzlich eine spezielle Task-Force für das Aufspüren von Fake-Videos gegründet. Trotzdem ist das Erkennen von gefälschten Videos gemäss dem Unternehmen deutlich schwieriger als etwa das Aufspüren von irreführenden Textnachrichten.

Für Gamer*innen mag es einfach sein, diese Clips als Videospielaufnahmen zu enttarnen. Viele andere haben dieses Wissen jedoch nicht und je schlechter die Qualität der Aufnahmen ist, desto eher können sie als «echt» wahrgenommen werden. Um Falschinformationen zu prüfen, kann es hilfreich sein, sich auf ruckartige Bewegungen oder die Veränderung von Beleuchtungen zu achten.