Zu viele DatenUS-Geheimdienst NSA schliesst Geheimvertrag mit Amazon
Von Dirk Jacquemien
11.8.2021
Der US-Geheimdienst NSA hat einen zehn Milliarden Dollar schweren Vertrag über Cloud-Dienstleistungen mit Amazon abgeschlossen. Bekannt wurde das nur, weil Microsoft ebenfalls gerne an den Spionen verdienen würde.
Von Dirk Jacquemien
11.08.2021, 13:53
11.08.2021, 14:09
Dirk Jacquemien
Die National Security Agency (NSA), der für die Kommunikationsüberwachung zuständige Geheimdienst der USA, hat einen zehn Milliarden Dollar schweren Vertrag über Cloud-Dienstleistungen an Amazon Web Services vergeben. «WildandStormy» ist der Codename des Projekts, das in der Tat bereits für einigen Wirbel gesorgt hat.
Denn der einzige Grund, warum die Öffentlichkeit von der Vergabe erfahren hat, ist ein formeller Einspruch von Microsoft. Das hätte mit seinem Cloud-Dienst Azure gerne auch die Daten der NSA verwaltet, unterlag allerdings im Ausschreibungsverfahren und beschwerte sich bei dem Government Accountability Office (GAO), der US-Finanzkontrolle. Dadurch erlangte «Nextgov» Kenntnis von der Existenz des Vertrages.
Auch Geheimdienste speichern Daten bei Privatanbietern
Dass die US-Regierung ihre gigantische Menge an Daten auch bei kommerziellen Anbietern unterbringt, ist schon seit Jahrzehnten Usus. Die Geheimdienste hinkten da anderen Behörden aus nachvollziehbaren Gründen etwa hinterher, aber der Auslandsgeheimdienst CIA schloss bereits letztes Jahr milliardenschwere Verträge unter anderem mit Amazon und Microsoft ab.
Die NSA hat ihre Daten bisher grösstenteils intern gespeichert und verwaltet. Was genau der Vertrag beinhaltet, ist nicht bekannt, aber die gezahlte Summe lässt vermuten, dass wohl die gesamte Datensammlung der NSA nun auf Amazon-Servern gesichert werden soll. Die nötige Rechenkraft und Speicherkapazität können offenbar nur die grossen Tech-Konzerne zur Verfügung stellen.
Regierungsverträge machen gut Geld
Verträge mit der Regierung sind ein lukratives Geschäft in den USA, wo bereits seit Langem zahlreiche staatliche Aufgaben an Privatunternehmen ausgelagert werden. Der allgemein als «NSA-Whistleblower» bekannte Edward Snowden war nie direkt bei der NSA angestellt, sondern arbeitete für zwei private Vertragspartner.
Die aktuelle Situation – eine Beschwerde Microsofts über eine Vertragsvergabe an Amazon – ist übrigens das genaue Spiegelbild eines Disputs in 2019 und 2020. Damals vergab das US-Verteidigungsministerium einen ebenfalls zehn Milliarden Dollar schweren Auftrag über Cloud-Dienste an Microsoft.
Dagegen reichte Amazon Klage ein. Persönliche Animositäten des damaligen Präsidenten Donald Trump gegenüber dem damaligen Amazon-Chef Jeff Bezos sollen ausschlaggebend für die Entscheidung gegen das Unternehmen gewesen sein, so der Vorwurf Amazons. Nachdem sich die Gerichte vorläufig auf Amazons Seite schlugen, annullierte das Verteidigungsministerium den Vertrag letzten Monat.