Nach Antisemitismus-Eklat X verklagt Kritiker nach Flucht von Werbekunden

dpa

21.11.2023 - 06:30

Weitere Werbekunden ziehen sich von Twitter-Nachfolger X zurück

Weitere Werbekunden ziehen sich von Twitter-Nachfolger X zurück

STORY: Immer mehr Werbekunden wenden sich von dem von Elon Musk betriebenen Internetportal X ab. Nach dem IT-Konzern IBM zieht jetzt auch die Film- und Fernsehvertriebsgesellschaft Lions Gate Entertainment die Reissleine und setzt ihre Werbung auf der Plattform aus. Das teilte ein Sprecher des US-Medienunternehmens am Freitag mit. Das Nachrichtenportal Axios berichtete zudem, dass auch der iPhone-Hersteller Apple seine Werbeanzeigen auf X gestoppt habe. Der X-Besitzer Musk hatte im Wochenverlauf in einem Beitrag eine antisemitische Verschwörungstheorie befürwortet. Wegen der Umwälzungen seit der Übernahme durch Elon Musk nehmen einer Umfrage zufolge auch immer mehr Nutzer Abstand von der früher als Twitter bekannten Plattform. Die Zunahme von Fake News und Hatespeech sowie der weitgehende Verzicht auf die Moderation von Inhalten beim Kurznachrichtendienst X wirkt einer Studie zufolge auf Nutzer zunehmend abschreckend.

21.11.2023

Eine von X eingereichte Klage beschuldigt eine Organisation, Kunden absichtlich vergrault zu haben. Zuvor hatte ein Eklat um Antisemitismus und Nazi-Inhalte beim Twitter-Nachfolger für Aufregung gesorgt.

21.11.2023 - 06:30

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Elon Musks Online-Plattform X hat die Autoren eines kritischen Berichts verklagt, der vergangene Woche grosse Werbekunden wie IBM, Apple und Disney verschreckte.
  • Der Twitter-Nachfolger wirft der Organisation Media Matters for America vor, sie habe durch gezielte Manipulation dafür gesorgt, dass Anzeigen bekannter Unternehmen neben Nazi-Beiträgen und antisemitischen Äusserungen auftauchten.
  • Media-Matters-Chef Angelo Carusone entgegnete, seine Organisation stehe weiter zu dem Bericht und freue sich darauf, vor Gericht zu gewinnen.
  • Das Hauptquartier von X ist in San Francisco und der offizielle Sitz in Nevada – die Klage reichte Musk aber in Texas ein, einem Bundesstaat, in dem die Regierung und weite Teile der Bevölkerung sehr konservative Ansichten vertreten.

Elon Musks Online-Plattform X hat die Autoren eines kritischen Berichts verklagt, der vergangene Woche grosse Werbekunden wie IBM, Apple und Disney verschreckte. Der Twitter-Nachfolger wirft der Organisation Media Matters for America vor, sie habe durch gezielte Manipulation dafür gesorgt, dass Anzeigen bekannter Unternehmen neben Nazi-Beiträgen und antisemitischen Äusserungen auftauchten. Media-Matters-Chef Angelo Carusone entgegnete, seine Organisation stehe weiter zu dem Bericht und freue sich darauf, vor Gericht zu gewinnen.

X behauptet in der Klage, Media Matters habe künstlich eine Situation geschaffen, in der die Anzeigen neben Beiträgen extremistischen Inhalts auftauchten – etwa durch eine gezielte Auswahl von Profilen und häufiges Aktualisieren der Anzeige. Die Organisation habe dies aber verschwiegen und so den Eindruck erweckt, die Paarungen entdeckt zu haben. Bei früheren ähnlichen Vorwürfen von Media Matters waren auch für andere Nutzer Anzeigen bekannter Unternehmen ohne Manipulation neben extremistischen Inhalten zu finden.

Musk reichte Klage im konservativen Texas ein

Unternehmen und Organisationen haben nur eingeschränkten Einfluss darauf, neben welchen Beiträgen ihre Werbung platziert wird. Die Anzeigen werden mit Bezug auf Alterszielgruppen, bestimmte Gegenden oder Interessen der Nutzer ausgespielt. Um ein negatives Umfeld für ihre Marken zu vermeiden, sind Werbekunden vor allem darauf angewiesen, dass X Hassrede konsequent von der Plattform fernhält – oder zumindest daneben keine Anzeigen schalten lässt. Ansonsten kann es passieren, dass ein Nutzer einen extremistischen Account durchscrollt und ihm dabei Werbung auf Basis seiner üblichen Interessen angezeigt wird.

X-Inhaber Elon Musk. (13. September 2023)
X-Inhaber Elon Musk. (13. September 2023)
Bild: Keystone/AP Photo/Jacquelyn Martin

Auch andere Online-Dienste hatten in der Vergangenheit ähnliche Probleme mit ihren Werbekunden, zum Beispiel Googles Videoplattform YouTube. Sie verschärfte damals die Inhalte-Aufsicht, um Werbekunden zurückzugewinnen.

Das Hauptquartier von X ist in San Francisco und der offizielle Sitz in Nevada – die Klage reichte Musk aber in Texas ein, einem Bundesstaat, in dem die Regierung und weite Teile der Bevölkerung sehr konservative Ansichten vertreten. Zugleich leitete der texanische Generalstaatsanwalt Ken Paxton, ein bekannter Verfechter rechter politischer Ansichten, Ermittlungen gegen Media Matters ein. In Texas ist nicht nur Musks Raumfahrtfirma SpaceX aktiv, auch den Sitz des von ihm geführten Elektroauto-Herstellers Tesla liess er von Kalifornien dorthin verlegen.

dpa