Hollywood«Parasite» schreibt Geschichte – vier Oscars für südkoreanischen Film
Von Fabian Tschamper
8.2.2020
Academy Awards 2020: Einmal Dekadenz à la Hollywood, bitte!
Das traditionelle Spektakel um die goldenen Statuetten geht endlich los. Nach dem Schaulaufen auf dem Roten Teppich geht's ans Eingemachte: Wer gewinnt? Gibt es Überraschungen? «Bluewin» tickert live.
07.02.2020
Die Academy Awards sind vorüber: Südkorea feiert den grössten Erfolg in seiner Kinogeschichte, Renée Zellweger und Joaquin Phoenix gewinnen die prestigeträchtigsten Kategorien. Die Oscars im Überblick.
Die komplette Liste aller Nominierten finden Sie hier. Welche Prognose «Bluewin» abgegeben hat, können Sie ebenfalls dort nachlesen.
Das Wichtigste in Kürze zur Oscar-Nacht
«Parasite» ist Film des Jahres.
Joaquin Phoenix und Renée Zellweger gewinnen die Oscars für «Joker» und «Judy».
Brad Pitt gewinnt seinen ersten Oscar für den «Besten Nebendarsteller» in Tarantinos «Once Upon a Time in Hollywood». Der Film hat auch den Preis für das beste Set erhalten.
Laura Dern wird beste Nebendarstellerin.
«Parasite» holt vier Oscars nach Südkorea: Regisseur Bong Joon Ho schreibt Geschichte für seine Heimat.
«1917» von Sam Mendes holt drei Auszeichnungen.
«Bester Originalsoundtrack» geht an das Drama «Joker».
Die Obamas holen eine Auszeichnung für die Dokumentation «American Factory».
Das war's mit den Oscars 2020. Der grosse Sieger in diesem Jahr ist «Parasite». Er ist verdienter Film des Jahres – eine fantastische Geschichte mit einem Twist, den niemand kommen sieht. Auf das Kinojahr 2019!
5.25 Uhr: Und nun die Krönung!
Schauspiel-Legende Jane Fonda präsentiert den letzten Award des Abends: «Best Picture» wird an den beeindruckendsten Film des Jahres vergeben. Sie macht es kurz und bündig, da es neun Kandidaten sind: Der beste Film des Jahres geht an «Parasite». YES!
Das südkoreanische Meisterwerk gewinnt als erstes nicht-englischsprachiges Werk einen Oscar. Regisseur Bong Joon Ho nimmt damit vier Statuetten mit nach Hause an diesem Abend! Eine unfassbare Nacht für die internationale Filmszene abseits von Hollywood.
5.15 Uhr: Die Schwergewichte warten
Olivia Colman ist die süsseste Laudatorin des ganzen Abends. Sie stellt den «Besten Hauptdarsteller» vor. DiCaprio? Phoenix? Banderas? Driver? Pryce? Was für eine Kategorie.
Standing Ovation, düsterer Soundtrack, Joaquin Phoenix gewinnt seinen ersten Oscar – und den zweiten für die Rolle des «Jokers» nach Heath Ledger. Wiederum will er das Rampenlicht nicht für sich, sondern für jene, die es brauchen. Er spricht über Ungerechtigkeiten, was Rasse, Spezies und die Gesellschaft angeht.
Die «Beste Hauptdarstellerin» wird von Bond-Bösewicht Rami Malek vorgestellt: Die Gewinnerin hat sich auch hier schon lange vorher abgezeichnet. Renée Zellweger räumt den Oscar für ihre herausragende Darstellung von Judy Garland ab. Eine verdiente Anerkennung!
4.55 Uhr: Und da waren es schon drei!
Jawohl! Bong Joon Ho holt sich noch einen dritten Oscar! Die beste Regie geht ebenfalls an «Parasite». Er sticht damit Quentin Tarantino, Martin Scorsese, Todd Phillips und Sam Mendes aus.
Er lobt in seiner Dankesrede sein Idol Martin Scorsese. Darauf folgt eine herzerwärmende Standing Ovation. Er bezeugt auch seine Liebe für Tarantino, welcher seine Filme zu dessen Lieblingen zählt.
4.45 Uhr: Was wäre der Film ohne die Musik?
Der beste diesjährige Originalsoundtrack wird live präsentiert von der ersten weiblichen Dirigentin der Awards in der 92-jährigen Geschichte. Emotionsgeladen und wahrlich ein Fest für die Ohren!
Brie Larson, Gal Gadot und Sigourney Weaver vergeben den Oscar für «Bester Originalsoundtrack». In den Awardshows vor den Oscars gab es da immer eine Gewinnerin: Hildur Guðnadóttir gewann allesamt für ihre Untermalung zu «Joker». Auch der Oscar geht an sie! Es ist der erste Oscar für «Joker» und die junge Komponistin.
Die zierliche Dame ist den Tränen nahe. Eine leidenschaftliche Rede einer Frau, die einen der düstersten Soundtracks der Jahres zusammengestellt hat!
Elton John gewinnt ausserdem den Oscar für den besten Filmsong! «I'm gonna love me again» verdient den Preis aus dem Film «Rocketman».
«Parasite» räumt auch in der Kategorie des besten internationalen Films ab. Regisseur Bong Joon Ho kann seinen Erfolg kaum fassen und versichert, dass er diesen Abend bestimmt den einen oder anderen Drink in sich schütten wird: «I'm ready to drink tonight!»
4.20 Uhr: Alle lieben Raymond!
Ach ja, wer hätte gedacht, dass gerade Saubermann Ray Romano (aus der Serie «Alle lieben Raymond») mal die F-Bombe während den Oscars raushauen würde. «Get the fuck out of here» waren seine exakten Worte. Worte, welche Joe Pesci ihm gesagt haben solle während dem Auftragen des Make-Ups in «The Irishman».
Die nächsten Kategorien machen Schauspieler zu den wohl gefragtesten: «Bester Hauptdarsteller» und «Beste Hauptdarstellerin» warten! Joaquin Phoenix und Renée Zellweger?
4.15 Uhr: Schön, wenn man sich selbst nicht zu ernst nimmt
James Corden und Schauspielerin Rebel Wilson kommen in vollem «Cats»-Outfit auf die Bühne, um den Award für die «Besten Visual Effects» zu verleihen. Ein Seitenhieb an die horrenden Kritiken zu den Effekten in ihrem Film «Cats». Sie wüssten, was gute Special Effects seien. Urkomisch!
Die Auszeichnung geht an «1917», somit hat der Mendes-Streifen schon drei Oscars!
3.50 Uhr: Alles dreht sich um die Atmosphäre
«Bester Ton» und «Bester Tonschnitt» geht an «Ford v Ferrari» beziehungsweise «1917». Das Motorengeräusch und der Klang des Kriegs scheint es der Academy angetan zu haben!
Die Ulknudeln Will Ferrell und Julia Louis-Dreyfus führen einen kurzen Skit auf zur Rolle des «Besten Cinematografen»: Jener ist offensichtlich für die Verpflegung auf dem Set zuständig! Nein, natürlich nicht. Diese Menschen schaffen die perfekte Mischung aus Farben, um dem Zuschauer die entsprechenden Emotionen zu übermitteln. Es ist der zweite Oscar für den Kriegsfilm «1917». Roger Deakins arbeitete mit Regisseur Sam Mendes an der Cinematografie des Epos.
3.35 Uhr: Okay, den hat man hingegen nicht kommen sehen
Wer es vergessen hat: Rapper Eminem ist Oscarpreisträger und zwar für den Soundtrack seines Biopics «8 Mile». Der Song «Lose Yourself» wird als Teil eines Videobeitrags zu Musik in Filmen angetönt und siehe da: Eminem steht plötzlich auf der Bühne!
Supertolle Sache, wäre da nicht das schreckliche Abmischen des Tons. Man versteht jedes dritte Wort. Schade!
3.20 Uhr: Den hat man kommen sehen
In der Kategorie «Beste Nebendarstellerin» gab es eigentlich immer nur eine Wahl: Laura Dern. Sie hat alle Preise abgeräumt vor den Oscars – Golden Globes, Critics' Choice Awards und so weiter. Ihre Konkurrenz sah dabei schon im Vornherein alt aus (ähnlich wie bei Brad Pitt).
Sie gewinnt den Oscar für ihre Darstellung einer fiesen Scheidungsanwältin im Netflix-Film «Marriage Story». Nach drei Nominierungen reicht es ihr endlich für ihren ersten Oscar. Verdienter und tobender Applaus!
3.15 Uhr: Jetzt haben die Obamas einen Academy Award
«Bester Dokumentarfilm» wird eingeleitet mit der Videobotschaft von Greta Thunberg, wie sie zum Aktivismus gekommen ist. Der Film «American Factory» erzählt die Geschichte von chinesischen Immigranten, die in den USA in der Arbeiterklasse ihre Brötchen verdienen – die Botschaft soll Einigkeit fördern. Barack und Michelle Obama haben den Film mit ihrer Produktionsfirma entwickelt.
3.00 Uhr: Schon der zweite Oscar für Tarantinos Film
Erst Brad Pitt und nun auch noch der Oscar für «Bestes Setdesign». «Once Upon a Time in Hollywood» konnte sich beim Originaldrehbuch zwar nicht durchsetzen, aber Tarantino hat immer noch – mässige – Chancen bei der Königskategorie «Bester Film».
Die Oscars für «Bester Live-Action-Kurzfilm» und «Bestes Kostümdesign» gehen an «The Neighbors' Widow» und das Historiendrama «Little Women» – Regisseurin Greta Gerwig vergiesst bei letzterem, ihrem Film, Freudentränen und man lippenliest deutlich: «I'm so happy right now.»
2.45 Uhr: Ein ungleiches Paar – Keanu Reeves und Diane Keaton
Die nächste Bombenkategorie «Bestes Originaldrehbuch» wird von einer dominanten Keaton und einem gewohnt verhaltenen Reeves präsentiert. Die Nominierten sind allesamt würdig.
«And the Oscar goes to..»: SÜDKOREA! Bong Joon Ho holt den ersten Oscar überhaupt in sein Heimatland für den brillianten Thriller «Parasite» – hochverdient. Heute Nacht gibt es keinen stolzeren Mann als ihn.
Das «Beste adaptierte Drehbuch» geht an Taika Waititi für seine Arbeit am Skript zu «Jojo Rabbit». Er dankt seiner Mutter auf unbeholfene Art und Weise – sein trockener Humor verleiht ihm dazu einen «Jöö»-Effekt. Guter Typ!
2.30 Uhr: Am Laufmeter rausgehauen
Die folgenden Kategorien gehören zwar nicht zu den «Hauptkategorien», aber keine Arbeit soll nicht ungeehrt bleiben. In der Kategorie des «Besten Animationsfilm» gewinnt «Toy Story 4», beim «Besten Animationskurzfilm» räumt «Hair Love» ab.
2.15 Uhr: Der erste Oscar ist schon weg!
Schauspielerin Regina King übernimmt die Bühne und stellt die Kategorie «Bester Nebendarsteller» vor: Joe Pesci, Al Pacino, Anthony Hopkins, Tom Hanks oder Brad Pitt?
Es ist Brad Pitt! Endlich hat er seinen Oscar – für die Rolle in «Once Upon a Time in Hollywood» von Quentin Tarantino. ENDLICH! Er bedankt sich mit den Worten: «Sie haben mir gesagt, ich habe nur 45 Sekunden – was mehr ist, als der Senat Bolton gegeben hat.» Da haben wir schon die erste politische Anspielung. Egal, er scheint sich wirklich zu freuen und muss seine Tränen unterdrücken.
2.05 Uhr: Zum Start immer ein Knaller
Die Eröffnungsnummer – ohne Moderator wohlgemerkt – ist eine Gesangseinlage aus dem Film «A Beautiful Day in the Neighborhood», «Rocketman» und anderen nominierten Filmen. Ein herausragendes Medley!
Die ersten beiden Presenter sind die Comedians Chris Rock und Steve Martin. Natürlich lassen sie es sich nicht nehmen, Witze über die Moderator-losen Oscars zu machen: Der Grund sei Twitter – in Anspielung auf das Skandälchen mit Kevin Hart im vergangenen Jahr. Und: «Irgendetwas fehlt an diesen Awards» – «Vaginas?». Die einfache Antwort auf die unterrepräsentierten Frauen in den grossen Kategorien.
1.50 Uhr: Hello, Hollywood!
Es ist soweit! Die Academy Awards 2020 werden bald eröffnet. In Los Angeles regnet es Hunde und Katzen, der komplette Rote Teppich musste überdacht werden – und der segelgrosse «Regenschirm» drohte gar einzubrechen. Als die durchhängenden Planen geleert werden, möchte man nicht daneben stehen. Keine Angst: Alle Stars und Sternchen haben es trocken ins Innere des Dolby Theatre geschafft. Der Rest wird buchstäblich im Regen stehen gelassen – tja! Auf dem Roten Teppich zeigten die SchauspielerInnen und FilmemacherInnen freilich ihre beste Garderobe:
Joaquin Phoenix hat sich die Rolle des Jokers einverleibt. Das düstere Drama «Joker» konnte sich elf Nominierungen sichern.
Bild: Warner Bros
Brad Pitt ist trotz seiner unzähligen grandiosen Filme noch immer nicht oscarprämiert, dies könnte sich 2020 nun ändern für seine Rolle in Tarantinos «Once Upon a Time in Hollywood».
Bild: Sony Pictures Entertainment
Eine klare Sache: Renée Zellweger mimt in «Judy» die amerikanische Schauspielerin Judy Garland und entzückt Kritiker weltweit. Ihre Konkurrenz scheint chancenlos.
Bild: Roadside Attractions
Laura Dern zeigt in «Marriage Story», wie rücksichtslos eine Scheidungsanwältin sein kann. Den Golden Globe und den Critics' Choice Award hat sie bereits inne.
Bild: Netflix
Würde es einen Oscar geben für das beste Leinwandpaar, dann ginge jener diskussionslos an Scarlett Johansson und Adam Driver in «Marriage Story». Ihre Performance eines Ehepaars, das sich scheiden lassen will, sucht ihresgleichen.
Bild: Netflix
Bong Joon Ho posiert hier mit seinem Golden Globe für «Parasite». Der Südkoreaner darf vielleicht schon bald mit Oscar im Gepäck in die Heimat reisen.
Bild: Getty Images
Sam Mendes schaffte mit «1917» einen Kriegsfilm der anderen Art: Die Kamera verfolgt einen Soldaten während des Kriegs und zeigt Bilder, die so noch nie im Kino projiziert wurden.
Bild: Keystone
Robert De Niro und Joe Pesci in «The Irishman»: Scorseses Mob-Film könnte einer der grossen Verlierer sein der Oscars 2020.
Bild: Netflix
Zu Unrecht aussen vor gelassen: Adam Sandler liefert in «Uncut Gems» die Performance seines Lebens. Der Film ist aber unverständlicherweise nicht vertreten an den Academy Awards.
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