Vier Tage vor der Krönung Festnahme und kontrollierte Sprengung am Buckingham-Palast

Von Christoph Meyer, dpa

3.5.2023 - 05:50

Charles III. – Warum die Krönung wichtig ist

Charles III. – Warum die Krönung wichtig ist

STORY: Am 2. Juni 1953 wurde Elizabeth II. zur Königin gekrönt, im Alter von 27 Jahren. Nun, fast 70 Jahre später ist es soweit. Ihr Sohn König Charles III. ist an der Reihe, im Alter von nunmehr 74. Ein seltenes, ein historisches Ereignis. Für Harshan Kumarasingham, Senior Lecturer für Britische Politik an der University of Edinburgh, wird sich bei der Krönung gar ein Fenster zur Vergangenheit öffnen. «Eine Krönung ist ein Ereignis, das sich um einen Monarchen, den Herrscher, dreht. Im englischen und britischen System gibt es sie schon seit fast 1000 Jahren. Und die britische Zeremonie, oder die Zeremonie des Vereinigten Königreichs, ist eine der wenigen Krönungen, die in den Monarchien Europas noch durchgeführt werden. Und es ist kein verfassungsrechtliches Ereignis, sondern eher eine symbolisches, eines der Kultur, der Religion und so weiter.» Bisher hat Buckingham Palace nur wenige Details zum Ablauf der Krönung am 6. Mai veröffentlicht. Zwar dürfte Charles der Zeremonie einige modernere Elemente verleihen. Doch auch er wird wohl auf demselben Stuhl gekrönt werden wie schon Heinrich VIII. im Jahr 1509. König von Grossbritannien und Nordirland sowie 14 weiterer souveränen Staaten ist Charles bereits jetzt. Mit dem Tod seiner Mutter ging die Würde auf ihn über. Fehlt also nur noch die Krone. «Bei der Krönung wird Charles dem Volk in der Westminster Abbey, dem traditionellen Ort, an dem fast alle Krönungen in London stattfanden, offiziell als König vorgestellt werden. Das ist also der zentrale Teil der Zeremonie selbst. Und die Person, die das tun wird, ist der Erzbischof von Canterbury, die oberste religiöse Figur der anglikanischen Kirche.'' Eine Verkündung also – und ein Akt der Legitimation, so Alice Hunt, Historikerin an der University of Southampton. «Der Kern der Krönung ist noch immer eine Art von religiöser Zeremonie, ein Moment der Transformation. Obwohl der Monarch von dem Moment an Monarch ist, in dem sein Vorgänger gestorben ist, hat die im 14. Jahrhundert festgelegte Sprache der Krönungszeremonie bisher stets darauf hingewiesen, dass sich König oder Königin während der Zeremonie irgendwie verändert.» Doch die Krönung sei nicht nur ein Blick in die Vergangenheit. Sie deute auch in die Zukunft, so Hunt. Der Ablauf der Krönung, der zu erwartenden Salbung des Monarchen und die gesprochen Texten könnten Hinweise darauf liefern, wie das zukünftige Wirken des Königs interpretiert werden soll. Mit anderen Worten: Charles und sein Krönungsteam haben es in der Hand, Akzente zu setzen. Wie genau das aussehen wird, dürfte sich am 6. Mai in London zeigen.

24.04.2023

Die Vorbereitungen für die Krönung des britischen Königs Charles III. laufen auf Hochtouren. Für Aufregung sorgt ein Mann, der mit Munition und einer verdächtigen Tasche am Buckingham-Palast hantiert.

Von Christoph Meyer, dpa

Schockmoment am Buckingham-Palast: Nur wenige Tage vor der Krönung von König Charles III. (74) haben eine Festnahme und eine kontrollierte Explosion Sorge um die Sicherheit der Royals und der Zuschauer bei der nahenden Zeremonie ausgelöst. Ein Mann hatte am Dienstagabend Gegenstände – mutmasslich Schrotpatronen – über den Zaun des Palasts in London geworfen, konnte aber schnell festgenommen werden. Polizeiangaben zufolge hatte er ein Messer. Eine verdächtige Tasche, die er bei sich trug, wurde vorsichtshalber gesprengt. Die Umgebung war zeitweise weiträumig abgesperrt.

Von einem terroristischen Hintergrund gingen die Ermittler zunächst nicht aus. Berichten zufolge soll der Mann psychisch krank sein. Verletzt wurde bei dem Vorfall laut Polizei niemand. «Es gab keine Berichte über irgendwelche abgegebenen Schüsse oder Verletzungen von Beamten oder der Öffentlichkeit», teilte Scotland Yard mit. Das Königspaar hielt sich nach dpa-Informationen während des Vorfalls nicht im Palast auf.

Polizisten stehen vor dem Buckingham-Palast in London, wo kurz zuvor ein Mann festgenommen wurde.
Polizisten stehen vor dem Buckingham-Palast in London, wo kurz zuvor ein Mann festgenommen wurde.
Bild: Keystone/PA Wire/Ben Roberts-Haslam

Trotzdem dominierten die Ereignisse am Buckingham-Palast am Mittwoch die Schlagzeilen in Grossbritanniens Boulevardblättern. Die «Daily Mail» schrieb in grossen Lettern von einem «Schrotpatronen-Drama». Im «Daily Mirror» hiess es, der Palast sei nach der «Attacke» im «Lockdown». Die «Sun» berichtete unter Berufung auf Augenzeugen, der Mann habe gerufen, er wolle den König töten, bevor er Gegenstände über den Zaun aufs Schlossgelände warf.

Zunehmende Anspannung bei Sicherheitsbehörden

Die Anspannung bei den Sicherheitsbehörden dürfte durch die Ereignisse gestiegen sein. Während der für Samstag geplanten Prozession König Charles' III. und Königin Camillas per Kutsche vom Palast zur Kirche und wieder zurück werden Zehntausende Schaulustige entlang der Strecke erwartet. Die Polizei ist im Grosseinsatz, um die Sicherheit zu gewährleisten.

Unterdessen gingen die Vorbereitungen auf das royale Event weiter. Noch spät in der Nacht fanden am Dienstag Proben für die Prozession statt. Wie der für die Organisation zuständige Earl Marshall mitteilte, sollen 7000 Militärangehörige teilnehmen. Beim Gottesdienst in der Abbey sollen 2300 Menschen dabei sein, darunter etwa 100 Staatsoberhäupter.

Nach Rückkehr in den Buckingham-Palast zeigen sich die Royals traditionell auf dem Balkon des Prachtbaus ihren Untertanen. Sechs Minuten lang donnern dann die Flugzeuge der Royal Air Force über die Köpfe der Schaulustigen und Royals hinweg.

Weder Andrew noch Harry auf Balkon

Erwartet wird, dass dabei weder Charles' Bruder Prinz Andrew (63) noch sein jüngerer Sohn Prinz Harry (38) dabei sein werden. Harry hatte sich vor gut drei Jahren vom engeren Kreis des Königshauses losgesagt. Er lebt inzwischen mit seiner Frau Meghan (41) und den gemeinsamen Kindern Archie (3) und Lilibet (1) im US-Bundesstaat Kalifornien. Prinz Andrew ist wegen seiner Verwicklung in den Missbrauchsskandal um den verstorbenen US-Multimillionär Jeffrey Epstein in Ungnade gefallen.

Schon vor dem Vorfall am Dienstag hatten Bewaffnete bei früheren Gelegenheiten versucht, auf das Gelände von Schlössern der britischen Royals vorzudringen. Am Weihnachtstag 2021 verschaffte sich ein Mann mit einer geladenen Armbrust Zugang zum Gelände von Schloss Windsor. Er wollte eigenen Angaben zufolge die inzwischen verstorbene Queen Elizabeth II. töten. Die Queen und weitere Mitglieder der Royal Family waren damals im Schloss. Ein Polizist stoppte den Maskierten. Der Mann wurde unter anderem wegen Hochverrats verurteilt. Die Verkündung des Strafmasses steht noch aus.