Eddie Redmayne am ZFF Masters «Papi, bist du wirklich ein Zauberer?»

Von Fabian Tschamper

26.9.2022

Bei seinem Besuch in Zürich nimmt Eddie Redmayne den Golden Eye Award mit und erzählt von seinen Erfahrungen im Filmgeschäft – und auch davon, warum er seine Kinder anlügt und einst fast gestorben wäre.

Von Fabian Tschamper

26.9.2022

Eddie Redmayne bezeichnet seinen zweiten Besuch am Zurich Film Festival als sehr emotional. Der Brite war vor 15 Jahren schon einmal hier, damals zeigte ein Festival erstmals einen Film mit ihm. In «Savage Grace» spielte er den Sohn von Julianne Moore, der schliesslich seine Mutter umbringt.

Nun kehrt er zurück, um das Biopic um den Serienmörder Charlie Cullen vorzustellen. «The Good Nurse» ist ein Film mit einer ungewohnten Rolle für den Oscar-Preisträger. Sein Besuch in Zürich geniesst er sichtlich.

«Es ist so surreal, wieder hier zu sein», sagt Redmayne im Arena-Kino in Sihlcity. Sein gesamter Auftritt wird von Applaus und Gelächter begleitet, ein junges Paar hatte sich für die Stunde mit dem Star-Schauspieler gar als Gellert Grindelwald und Vinda Rosier verkleidet – natürlich in Anlehnung an die «Fantastic Beasts»-Filme.

Während des Interviews am Sonntagnachmittag erzählt Redmayne verschiedene Anekdoten aus seiner frühen Karriere, als ihn noch niemand kannte.

«Ich ging an so viele Castings und dies unter Konkurrenten wie Robert Pattinson oder Jamie Dornan», erinnert er sich. Sie alle hatten den Traum, grosse Schauspieler zu werden.

«Ich habe davon geträumt, aber wirklich daran geglaubt habe ich nicht», sagt der 40-Jährige zurückhaltend.

Redmayne schaut seine Filme nicht

Das Gespräch wurde vom Amerikaner Mike Fleming vom «Deadline»-Magazin geführt. Jener sprach Redmayne auf seine verschiedenen Rollen an, da kam natürlich auch die Biografie von Stephen Hawking dazu.

«Bei ‹The Theory of Everything› war der Druck immens. Mir sagten immer wieder alle, das sei der Stoff, durch den Oscar-Gewinner gekürt werden. Also hast du schlicht versagt, wenn du keinen Oscar dafür gewinnst – egal, wie gut der Film an sich ist», scherzte er. Den Oscar für seine Darstellung von Stephen Hawking hat er ja glücklicherweise dann doch erhalten.

Und was hat das Genie selbst zum Film gesagt?

«Im Vor­hi­n­ein sagte mir Stephen, er würde sich bei mir melden, sobald er den Film gesehen hat – ob zufrieden oder nicht», sagte der Schauspieler lachend. «Wir können es ruhig bei zufrieden belassen, habe ich ihm mitgeteilt.»

Die Reaktion Hawkings hinterliess Redmayne allerdings wortlos: «Er schrieb an einer Stelle: ‹Manchmal während des Films hatte ich das Gefühl, du bist wirklich ich.›»

Selbst gesehen hat er «The Theory of Everything» übrigens nicht. Eddie Redmayne schaut seine eigenen Filme nicht. Eine Angewohnheit, die viele Schauspieler*innen mit ihm teilen, ihm nun aber zum Verhängnis wird.

Ein Kartentrick und die Nahtod-Erfahrung

«Meine Kinder kommen langsam in das Alter, wo sie realisieren, dass ihr Papa ein bisschen anders ist. Doch verstehen tun sie's nicht», erzählt er über seinen vierjährigen Sohn und die sechsjährige Tochter.

«Als meine Tochter das erste Mal einen Trailer zu ‹Fantastic Beasts› sah, fragte sie mich: Papi, bist du wirklich Zauberer?», sagt er mit einem Lachen. «Ich wollte ihr nicht die Vorstellung kaputt machen, also hab ich einfach ‹Ja, ein bisschen vielleicht› geantwortet.»

Er könne zudem einen einfachen Kartentrick, den er seiner Tochter als Beweis vorgeführt hat.

Kurz vor Ende des Gesprächs mit Fleming erzählt Redmayne noch von einem Unfall an einem Set, das ihn beinahe das Leben gekostet hatte. Beim Film «The Aeronauts» mit Felicity Jones geht es um den Ballonfahrtpionier James Glaisher, der gegen Ende des 19. Jahrhunderts mehrere Versuche unternommen hatte, mit einem Gas-Ballon zu fliegen.

Absturz in einem Wald

«Für die Dreharbeiten hat die Crew einen echten Gas-Ballon, wie es sie damals gab, zusammengeschraubt. Und wir hatten sogar einen Piloten, der sich damit auskannte», beginnt Redmayne die Anekdote. «Als ich mit Felicity bei einer Szene hoch in der Luft war – der Pilot musste sich dabei im Korb verstecken – schwirrten Dronen und Helikopter um uns. Natürlich um alles zu filmen. Da ging es uns noch gut, doch als die Dronen und Helis weg waren, die Szene im Kasten, mussten wir ja irgendwie wieder auf den Boden zurück.»

Der Pilot habe sie gebeten, Sandsäcke von Bord zu werfen, um die Höhe besser kontrollieren zu können. Dabei hätten sie alle rausgeworfen, bis der Pilot gesagt hat: Moment, ich habe nicht «alle» gesagt, einfach ein paar Säcke!

«Wir hatten also keine Möglichkeit mehr, aufzusteigen. Wir waren dem Wind und dem Ballon ausgeliefert», führt Redmayne aus.

«Wir stürzten in einem Wald ab, das hätte wirklich schiefgehen können, aber es ging uns gut», sagte Redmayne. Erst im Nachhinein sei ihnen beiden klar geworden, dass in genau solchen Ballonen Dutzende Menschen ums Leben kamen, «weil sie nicht sicher sind!», ruft er in den Saal. «Und die dachten, es sei eine gute Idee, uns da raufzuschicken. Wir hätten sterben können!»

Und mit dieser Geschichte schliesst Mike Fleming das Gespräch und Redmayne verabschiedet sich wieder in die Obhut seiner Bodyguards.

Das Zurich Film Festival findet vom 22. September bis 2. Oktober statt.