Sexuelles Fehlverhalten Harvey Weinstein zahlt keinen Rappen an seine Opfer

Agenturen/fts

12.12.2019 - 01:57

Harvey Weinstein soll einen vorläufigen Vergleich über 25 Millionen Dollar mit Dutzenden Frauen erreicht haben, die ihm sexuelle Gewalt vorwerfen. Das Geld kommt allerdings nicht vom gefallenen Filmproduzenten.

Der frühere Filmproduzent Harvey Weinstein hat eine Vereinbarung über Entschädigungszahlungen an dutzende Frauen geschlossen, die ihm sexuelle Gewalttaten vorwerfen. Weinstein ist demnach zur Zahlung von insgesamt 25 Millionen Dollar bereit.

Der Anwalt eines der mutmasslichen Opfer erklärte am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP in New York, die Millionensumme soll unter mehr als 30 Schauspielerinnen und früheren Angestellten Weinsteins aufgeteilt werden, die juristisch gegen den ehemaligen Hollywoodmogul vorgegangen sind. Die von diesen Frauen erhobenen Anschuldigungen reichen von sexueller Belästigung bis Vergewaltigung.

Die Vereinbarung muss allerdings noch von allen beteiligten Parteien unterzeichnet und von einem Gericht genehmigt werden, sagte der Anwalt Aaron Filler, der die Schauspielerin Paz de la Huerta vertritt. Filler äusserte die Erwartung, dass seine Mandantin der Vereinbarung beitritt. De la Huerta wirft Weinstein vor, sie im Jahr 2010 vergewaltigt zu haben.

Laut dem auf Promi-News spezialisierten US-Webportal «TMZ» muss Weinstein im Rahmen der Vereinbarung keinerlei Schuld eingestehen. Der 67-Jährige beteuert bis heute, alle seine sexuellen Kontakte hätten im gegenseitigen Einvernehmen stattgefunden. Auch muss Weinstein die Entschädigungen laut «TMZ» nicht aus eigener Tasche bezahlen. Vielmehr sollten die Versicherer seines bankrotten früheren Filmstudios die Zahlungen übernehmen, berichtete das Portal.



Vehemente Kritik an Vereinbarung

Die Vereinbarung stiess bei einem Teil der Frauen, die sich als Weinstein-Opfer bezeichnen, und deren Anwälten auf vehemente Kritik. «Wir weisen die Vorstellung zurück, dass dies die beste Einigung war, die im Namen der Opfer erzielt werden konnte», erklärte der Anwalt Douglas Wigdor, der zwei mutmassliche Weinstein-Opfer vertritt.

Auch die von Hollywood-Promis gegründete «Time's Up»-Kampagne gegen sexuelle Übergriffe und Gewalt, die aufgrund der Vorwürfe gegen Weinstein entstanden war, kritisierte die Vereinbarung als zu begrenzt. Wenn dies die bestmögliche Lösung für die Opfer sei, «dann ist das System kaputt», erklärte die Kampagne.

Durch die Vereinbarung kommt Weinstein allerdings nicht um seinen Strafprozess in New York herum, der im Januar beginnen soll. In diesem Verfahren geht es um Fälle, die von der Vereinbarung nicht erfasst sind.

Es kommt so oder so zum Prozess

Bei einem Gerichtstermin am Mittwoch zur Vorbereitung des Prozesses teilte Weinsteins Anwalt Arthur Aidala mit, dass sich sein Mandant an diesem Donnerstag einer Rückenoperation unterziehen werde. Zu dem für den 6. Januar geplanten Prozessbeginn werde Weinstein dennoch erscheinen können.

Laut Aidala leidet Weinstein an den Folgen eines Autounfalls im August. Der einst mächtige Filmproduzent nahm an dem Termin am Mittwoch teil und stützte sich dabei auf eine Gehhilfe.

Richter James Burke erhöhte zudem Weinsteins Kaution von einer auf zwei Millionen Dollar. Die Staatsanwaltschaft hatte vergangene Woche eine drastische Erhöhung auf sogar fünf Millionen Dollar gefordert. Sie begründete dies mit Fluchtgefahr: Der einstige Hollywood-Mogul könne versuchen, vor Prozessbeginn aus dem Land zu fliehen.

Mehrere Verstösse beim Tragen von Fussfessel moniert

Nach Angaben der Staatsanwälte war in den vergangenen Monaten wiederholt kein Signal von der elektronischen Fussfessel des früheren Hollywoodmoguls empfangen worden.

Konkret hatten die Ankläger Weinstein vorgeworfen, er habe sich mehrfach in einem Funkloch aufgehalten, so dass der Kontakt zur Fussfessel abgerissen sei. Zudem habe Weinstein ein wichtiges Teil des Gerätes zu Hause gelassen; deshalb habe es nicht funktioniert. Weinsteins Anwälte hatten dagegen von «technischen Fehlern» gesprochen.

Weinstein kam mit einer Gehhilfe ins Gericht in Manhattan. Er war zuletzt schwer humpelnd und gestützt auf Helfer gesehen worden. Dem Magazin «Variety» zufolge muss Weinstein sich nach einem Autounfall im August einer Rücken-Operation unterziehen. Der Prozessauftakt soll deshalb aber nicht in Gefahr sein.

In dem New Yorker Prozess soll es um die Anschuldigungen zweier Frauen gehen, die Weinstein eine Vergewaltigung im Jahr 2013 und erzwungenen Oralverkehr im Jahr 2006 vorwerfen. Weinstein droht lebenslange Haft.

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