Hausfrau, Mutter, Unternehmerin Amerikas älteste Influencerin zeigt den Millenials, wie's geht

Von Christina Horsten, dpa

3.8.2021 - 00:00

Model, Börsianerin, Moderatorin, TV-Köchin, Autorin: Martha Stewart hatte viele Karrieren, sass aber auch schon im Gefängnis. Jetzt wird die Original-Influencerin der USA 80 Jahre alt. Heisst es für sie nun Golfspielen in Florida? Auf keinen Fall, im Gegenteil, sie baut ihr Imperium weiter aus. 

Von Christina Horsten, dpa

Das beste Grill-Rezept für den Sommer? Das beste Shampoo für lockige Haare? Oder die besten Gartenpflanzen, um Glühwürmchen anzuziehen? «Amerikas beste Hausfrau» bietet Antworten auf diese und andere Fragen – und hat sich damit ein Millionen-Imperium erarbeitet. «Ich plane die Dinge nicht im Voraus», sagte Martha Stewart, die am Dienstag 80 Jahre alt wird, jüngst dem Magazin «Harper's Bazaar». «Ich bin eine Macherin.»

Gemacht hat Stewart vor allem Karriere – unter anderem als Model, Brokerin, Moderatorin, TV-Köchin, Autorin und Unternehmerin. Als ihre inzwischen verkaufte Firma Martha Stewart Living Omnimedia 1999 an die Börse ging, wurde sie zur ersten Selfmade-Milliardärin der USA. «Ich denke, dass ich vielen anderen Frauen dabei geholfen habe, an ihre eigenen Ideen, ihre Unternehmenspläne und ihre Wege zum Glück zu glauben», sagte Stewart dem «People»-Magazin. «Viele andere Frauen haben grossartige Unternehmen gegründet und es gut gemacht. Ich denke, dass ich dabei eine gute Rolle gespielt habe – ohne, dass ich eine ausgesprochene Feministin bin.»

Eine Selfmade-Frau mit Kampfgeist

Auf den hohen Aufstieg folgte allerdings auch ein tiefer Fall: 2002 wurde Stewart unter anderem wegen Insider-Handels zu einer fünfmonatigen Gefängnisstrafe verurteilt. «Das war ein sehr ernster Vorfall in meinem Leben. Ich nehme das sehr ernst. Aber ich wusste schon vorher, dass ich stark bin, und ich war definitiv stärker, als ich rauskam.»

Geboren wurde Stewart 1941 als Martha Helen Kostyra als zweites von sechs Kindern in eine Familie mit polnischen Wurzeln im US-Bundesstaat New Jersey. Von ihren Eltern lernte sie viel über Kochen, Hand- und Gartenarbeit und begann schon als Schülerin, als Babysitterin und Model zu arbeiten. Nach dem Schulabschluss studierte sie Architektur, heiratete 1961 den damaligen Jura-Studenten Andrew Stewart, bekam bald Tochter Alexis – und entschied sich dann, Börsenhändlerin an der Wall Street zu werden. Sie war damals eine von sehr wenigen Frauen – und behauptete sich mehrere Jahre lang erfolgreich.

Schliesslich entscheidet sie sich für ein Leben als Vorzeige-Hausfrau – nicht aus privaten, sondern unternehmerischen Motiven. «Ich habe zwei sehr unterschiedliche Leben gelebt. Und das Leben der Hausfrau war für mich interessanter als das Leben an der Wall Street.» Stewart gründet ein Catering-Business und veröffentlicht Dutzende Bücher mit Fotos und Rezepten zu den unterschiedlichsten Anlässen. Daraus wird ein ganzes Unternehmen unter anderem mit Magazinen und Shows.

Nicht alles nur rosig

Ihr Privatleben aber leidet unter der vielen Arbeit. Sie habe Tochter Alexis das Kochen und Backen beigebracht, sagt Stewart. «Ich habe versucht, sie an allem zu beteiligen, aber in der Sekunde, in der sie das Haus verlassen und ins Internat gehen konnte, hat sie das getan. Unsere Beziehung war immer eine schwierige Mutter-Tochter-Beziehung. Schwierig, aber sie würde alles für mich tun und ich würde alles für sie tun.»

Die Beziehung zu Ehemann Andrew Stewart zerbricht, 1990 wird das Paar geschieden. «Die Scheidung war furchtbar für mich, denn wir waren die ersten in meiner Familie, die geschieden wurden. Und dass wir seit der Scheidung nicht mehr miteinander gesprochen haben, ist noch schmerzhafter. Aber ich bin sehr stark und sehr motiviert, mit meinem Leben weiterzumachen.»

Entrepreneurin hält wenig von Hierarchien

Geheiratet hat Stewart seitdem nicht mehr – aber ihre Unternehmungen florieren, vor allem auch, weil sich «Amerikas beste Hausfrau» über die sozialen Medien, unerwartete Kooperationen mit Stars wie Rapper Snoop Dogg und neuen Produkten wie Cannabis-Gummibärchen immer wieder neu erfindet.

Anstelle eines geplanten neuen Hauptquartiers in Manhattan hat sie die Leitung während der Pandemie auf ihr Anwesen im Bundesstaat New York verlegt. «Es gibt keine Hierarchie in meinem Leben. Wenn ich die Böden wischen muss, wische ich die Böden. Wenn noch niemand den Müll rausgebracht hat, bringe ich den Müll raus. Die Chefin sollte wenn möglich für jeden immer erreichbar sein.»

Sie habe die «Strapazen der Zeit» überstanden, sagt Stewart – «der Ehe, des Kinderbekommens, des Aufbauens eines Unternehmens aus dem Nichts. Ich habe das sehr gut überlebt und das Beste daraus gemacht». Mithilfe von guter Ernährung, Sport und guten Dermatologen wolle sie das nun so fortführen.