Protest gegen Fake News Neil Young zieht seine Songs von Spotify zurück

dpa

27.1.2022 - 11:57

Neil Young verzichtet auf die Audio-Plattform Spotify.
Neil Young verzichtet auf die Audio-Plattform Spotify.
Nils Meilvang/SCANPIX DENMARK/dpa

Er wolle nicht auf einer Plattform präsent sein, die Fehlinformationen zum Coronavirus verbreite: Mit dieser Forderung hat Neil Young Spotify unter Druck gesetzt. Nun streicht der Streamingdienst seine Musik.

27.1.2022 - 11:57

«Wir bedauern Neils Entscheidung, seine Musik von Spotify zu entfernen, hoffen aber, ihn bald wieder begrüssen zu können», teilte der Streamingdienst am Mittwoch in einer Erklärung mit, aus der das «Wall Street Journal» und andere US-Medien zitierten.

Young hatte dem schwedischen Unternehmen zuvor vorgeworfen, etwa in Podcasts Falschinformationen über Coronavirus-Impfstoffe zu verbreiten.



Er hoffe, dass andere Künstler und Plattenlabel seinem Beispiel folgen, um die Verbreitung «lebensbedrohlicher Fehlinformationen» über das Virus zu stoppen, schrieb der 76-jährige Musiker («Heart of Gold», «Rockin' in the Free World», «Harvest Moon») auf seiner Internetseite.

Spotify mache etwa 60 Prozent seiner weltweit gestreamten Musik aus, die Entscheidung bedeute also einen grossen Verlust für seine Plattenfirma. «Im Namen der Wahrheit» sei er aber diesen Schritt gegangen. Zudem seien seine Stücke noch auf anderen Plattformen zu hören. Auf Spotify wird Young mit rund sechs Millionen monatlichen Hörern geführt.

In einem offenen Brief, der später von der Website verschwand, hatte Young seine Kritik gegen den äusserst populären Podcast des US-Comedians Joe Rogan gerichtet. «Sie können Rogan oder Young haben. Nicht beide», schrieb der legendäre Sänger und Gitarrist, der nach eigenen Angaben selbst geimpft ist.

Eine Gruppe von 270 Wissenschaftlern und Gesundheitsexperten hatte Comedian Rogan zuvor in einem anderen offenen Brief an Spotify vorgeworfen, das Coronavirus zu verharmlosen und Verschwörungstheorien zu verbreiten.

Spotify wolle seinen Nutzern alle Musik- und Audioinhalte zugänglich machen, hiess es in dem Statement des Streaming-Riesen. «Das bringt eine grosse Verantwortung mit sich, wenn es darum geht, ein Gleichgewicht zwischen der Sicherheit für die Hörer und der Freiheit für die Urheber zu schaffen.» Das Unternehmen habe umfassende Inhaltsrichtlinien und seit Beginn der Pandemie mehr als 20'000 Podcast-Episoden mit Bezug auf Corona aus dem Angebot entfernt.

Der Fall schlägt hohe Wellen im Netz

Spotify bedaure Youngs Entscheidung und hoffe, der Folk- und Rock-Musiker werde bald zurückkehren. Ab wann genau seine Songs nicht mehr online sein würden, wurde nicht gesagt. Young hat dort laut seiner Spotify-Seite sechs Millionen Hörer pro Monat.

In den sozialen Medien sorgt die Löschung von Youngs-Musikkatalog für Entrüstung und Unverständnis. Unter dem Hashtag #byebyespotify wird kritisiert, dass Spotify Corona-Schwurblern eine Plattform biete und Neil Youngs Musik streiche. 

Umstrittener Infektiologe bei Twitter gesperrt

Young begründete seine Entscheidung damit, dass er nicht die «lebensbedrohliche Fehlinformation durch Spotify» unterstützen wolle. Gerade junge Hörer würden Gefahr laufen, Aussagen für bare Münze zu nehmen, die sie auf der Plattform hörten. «Diese jungen Leute glauben, dass Spotify niemals grob falsche Informationen anbieten würde. Leider liegen sie falsch.»

Der Infektiologe Malone wurde bei Twitter gesperrt, weil er Falschinformationen über das Coronavirus verbreitet hat. Unter anderem behauptete er, Millionen Menschen seien hypnotisiert worden, um zu glauben, dass die Corona-Impfstoffe schwere Erkrankungen verhindern.

dpa/che

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