Tiefe Einblicke Das waren die Highlights der Emmy-Verleihung

dpa/tsch

18.9.2018

Laue Gags und unpolitische Preisträger: Bei den 70. Emmys stetzen die Stars vorwiegend mit ihren Outfits Statements. Einen ganz besonderen Höhepunkt gab es dann aber doch.

Gleich zu Beginn haben sich die Produzenten der 70. Emmy Awards selbst ihr Zeugnis gegeben: «Wir haben's gelöst» («We solved it») hiess es in einer Tanznummer mit Stars mehrerer Minderheiten, die in Film und Fernsehen immer noch unterrepräsentiert sind. Die schwarzen Schauspieler und Comedians Sterling K. Brown («This is Us») und Kenan Thompson («Saturday Night Live»), Latinosänger Ricky Martin und die kanadisch-koreanische Schauspielerin Sandra Oh waren zu sehen und bemühten sich, dem Abend von Anfang an einen Anstrich von Vielfalt mitzugeben - doch in den folgenden drei Stunden machten die Juroren der Television Academy diesem Versprechen einen Strich durch die Rechnung. Es siegten alte - und vorwiegend weisse - Bekannte.

In den Comedykategorien mussten beispielsweise die innovativen Schwarzen-Dramadies «Atlanta» und «Insecure» zurückstecken. Weder in den Darsteller- noch in den Hauptkategorien gewannen sie, stattdessen war die melancholische 50er-Jahre-Serie «The Marvelous Mrs. Maisel» der grosse Abräumer.

In der Amazon-Produktion spielt der Schauspiel-Neuling Rachel Brosnahan eine Mutter und Hausfrau in den 50er-Jahren, die als Stand-up-Komödiantin reüssiert und mit bösen Parodien auf ihren Ehemann Erfolge feiert. Neben dem Preis als beste Comedyserie gewann auch Rachel Brosnahan in der Titelrolle als aufstrebende Comedian Midge Maisel im New Yorker East Village den Emmy als beste Schauspielerin in einer Comedyserie. Weitere Preise gab es für Regisseurin und Autorin Amy Sherman-Palladino und Nebendarstellerin Alex Borstein. Die charmante Serie kam auf insgesamt acht Preise.

Alte Bekannte ...

In den Dramakategorien wurde die Fantasyreihe «Game of Thrones» zum dritten Mal als beste Serie ausgezeichnet. Der Schauspieler des Tyrion Lennister, Peter Dinklage, gewann auch den Preis als bester Nebendarsteller in einer Dramaserie. Insgesamt kam die HBO-Serie auf neun Auszeichnungen, viele davon allerdings bereits in den am vergangenen Wochenende vergebenen kleineren Sparten wie Makeup und Spezialeffekte.

So sehen (mal wieder) Sieger aus: In den Dramakategorien wurde die Fantasyreihe «Game of Thrones» zum dritten Mal als beste Serie ausgezeichnet.
So sehen (mal wieder) Sieger aus: In den Dramakategorien wurde die Fantasyreihe «Game of Thrones» zum dritten Mal als beste Serie ausgezeichnet.
Bild: Getty Images

... und grosse Verlierer

Grosser Verlierer bei den Dramen war der Vorjahressieger «The Handmaid's Tale»: 20 Mal war das dystopische Drama über eine nahe Zukunft, in der Frauen brutal unterdrückt werden, nominiert, nur drei Siege gab es. Auch der komplexe Sci-Fi-Western «Westworld» gewann nur vier Preise bei 21 Nominierungen - beide wären mutigere Sieger als «Game of Thrones» gewesen.

Auffällig auch die Abwesenheit des derzeit häufigsten unsichtbaren Gasts bei US-Award-Zeremonien: Donald Trump. Hatte Robert de Niro noch beim Theaterpreis Tony «Fuck Trump!» in die Mikrofone geschrien, so blieben die Fernsehstars am Montag ungewohnt zahm. Einzig Late-Night-Moderatorin Samantha Bee gönnte sich einen bissigen Seitenhieb und sagte: «Ich schaue gerade immer dieses sehr schockierende dystopische Drama namens 'Die Nachrichten'. Aber sie müssen wirklich mal die Hauptrolle neu besetzen.»

Ganz emotional

Mehr Eindruck hinterliess da schon Regisseur Glenn Weiss. Der weitgehend unbekannte Regisseur gewann einen Preis für die Inszenierung der Oscarverleihung und nutzte seine Dankesrede für einen Heiratsantrag. An seine im Publikum sitzende Freundin Jan Svendsen gerichtet, sagte er: «Du fragst Dich, warum ich Dich nicht gern 'meine Freundin' nenne. Ich will Dich 'meine Frau' nennen.»

Das mit Stars gespickte Publikum merkte sofort, dass da ein Hochzeitsantrag im Gange war und jubelte. Weiss' Freundin Jan rannte zur Bühne, wo dieser auf die Knie ging. Er gebe ihr jetzt den gleichen Ring, den sein Vater vor 67 Jahren seiner Mutter gegeben habe, sagte Weiss. Dann erst stellte er die entscheidende Frage. Und sie sagte Ja. 

Ja, sie will: Oscar-Regisseur Glenn Weiss machte seiner Freundin auf der Bühne einen Antrag.
Ja, sie will: Oscar-Regisseur Glenn Weiss machte seiner Freundin auf der Bühne einen Antrag.
Bild: Getty Images

Mit seinem Antrag sorgte Weiss eindeutig für den emotionalen Höhepunkt der Preisverleihung. Und wer lieferte den modischen? Längst nicht immer waren die offiziellen Emmy-Gewinner auch die Sieger in der inoffiziellen Kategorie «Best dressed». Das beweist unsere Bildergalerie mit den schönsten und schrägsten Looks vom roten, äh, goldenen Teppich.

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