Interview mit Jason Priestley Wie lebt es sich als ewiger «Beverly Hills, 90210»-Star, Herr Priestley?

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16.7.2018

Als Brandon wurde er in «Beverly Hills, 90210» zum Star. Danach kam nicht mehr viel. Jetzt versucht Jason Priestley ein Serien-Comeback. Dabei wandelt er auf den Spuren von Bruce Willis.

Beim Namen Jason Priestley kommen Erinnerungen hoch an seine berühmteste Rolle: In den 90er-Jahren spielte er den smarten und gut aussehenden Brandon Walsh in «Beverly Hills, 90210», einem weltweiten Serienhit. Seitdem ist es ruhig geworden um den gebürtigen Kanadier. Zumindest im deutschen Fernsehen blieben weitere seiner Serien wie «Call Me Fitz» oder «Haven» eher unbeachtet.

Für den inzwischen 48-Jährigen ist das kein Beinbruch. Vor allem im nordamerikanischen Fernsehen steht er auch als Regisseur auf einem sicheren zweiten Karrierebein. Mit der humorvollen Crime-Serie «Private Eyes» (13th Street, ab 16. Juli, montags, 20.13 Uhr) meldet Priestley sich nun auch als Schauspieler zurück. Im Interview ist er nicht genervt darüber, dass er immer wieder auf «Beverly Hills, 90210» angesprochen wird. Auch die Bezeichnung eines vermeintlichen Comebacks lässt er gelten.

«Bluewin»: Gibt es auch nur ein einziges Interview, in dem Sie nicht nach Ihrer früheren Rolle als Brandon Walsh in «Beverly Hills, 90210» gefragt werden?

Jason Priestley: Mmh, nein! Kann mich nicht erinnern (lacht).

Nervt das nicht ungemein?

Nein, die Rolle war ein bestimmender Teil meines Lebenslaufes. Und bei Interviews spannen Journalisten eben gerne einen Bogen aus der Vergangenheit zu dem, was ich heute mache. Das ist völlig in Ordnung. Wahrscheinlich wird Russell Crowe auch immer noch über «Gladiator» befragt.

Manche werden «Private Eyes» als die Comeback-Serie von Jason Priestley bezeichnen.

Ich weiss jetzt nicht, wie prominent meine anderen Serien wie «Call Me Fitz» im deutschen Fernsehen gelaufen sind. Womöglich waren sie bei euch nicht die allergrössten Hits. Dann haben mich viele deutsche Zuschauer wohl wirklich seit einer langen Zeit nicht mehr gesehen (lacht). Also: Wenn sie «Private Eyes» nun als Comeback-Serie bezeichnen, passt das.

Die Serie schwankt zwischen Drama und viel Comedy. Wie wichtig ist der Humor in «Private Eyes»? Immerhin geht es in jeder Episode auch immer um die Aufklärung eines Kriminalfalles.

«Private Eyes» orientierte sich von Beginn an der 80er-Serie «Das Model und der Schnüffler». Wir wollten eine moderne Version der Kult-Reihe mit Bruce Willis und Cybill Shepherd schaffen. In dieser waren der Humor und vor allem das sarkastische Geplänkel zwischen den beiden sehr unterschiedlichen Charakteren sehr wichtig. Den richtigen Ton zwischen meiner Rolle und meiner Partnerin Cindy Sampson zu finden, war allerdings nicht einfach.

Warum ausgerechnet «Das Model und der Schnüffler» als Vorbild?

Detektiv-Serien gibt es im Fernsehen seit jeher wie Sand am Meer. Uns ist jedoch aufgefallen, dass seit «Das Model und der Schnüffler» kaum mehr eine den Humor in den Vordergrund gerückt hatte. Mit «Private Eyes» wollten wir diese Lücke wieder schliessen.

Sind die vielen TV-Serien zuletzt zu düster und womöglich zu hart geworden?

Tatsächlich sind viele der Serien, die derzeit im TV zu sehen sind, recht düster und zeigen mitunter schreckliche Gewalttaten. Mit «Private Eyes» wollen wir das durchbrechen. Eltern können die Serie getrost gemeinsam mit ihren Kindern ansehen. Sie müssen nicht fürchten, dass diese sich wegen einer härteren Szene irgendwann erschrecken. Insofern machen wir fast schon Oldschool-TV, das die gesamte Familie verfolgen kann.

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Welche Serien haben Sie denn in Ihren jungen Jahren mit Begeisterung gesehen?

Als Kind der 70er- und frühen 80er-Jahre bin ich aufgewachsen mit «Detektiv Rockford - Anruf genügt», «Magnum» oder «Remington Steele». Dass «Private Eyes» nun an die leichtere Erzählweise dieser Serien anschliesst, freut mich persönlich sehr.

Sie haben gesagt, «Private Eyes» sei eine Serie für die ganze Familie. Jedoch: Sitzen Familien überhaupt noch gemeinsam vor dem Fernseher?

Die Entwicklung läuft wohl in eine andere Richtung. Das finde ich schade. Die ersten Episoden von «Private Eyes» habe ich jedoch gemeinsam mit meiner damals zehnjährigen Tochter gesehen. Das hat uns beiden viel Spass gemacht. Als Vater hatte ich so die schöne Möglichkeit, etwas zusammen mit ihr zu machen. Gerade Eltern werden verstehen, was ich damit meine. Denn normalerweise ist es gar nicht so einfach, die Kinder von den vielen anderen elektronischen Unterhaltungsgeräten wegzulocken.

Nun sind Sie mit ihren 48 Jahren auch nicht mehr der Jüngste. Wie wichtig sind feste Rollen in einer Serie gerade für reifere Schauspieler?

Da weniger grosse Kinofilme, aber immer hochkarätigere Serien produziert werden, drängen tatsächlich mehr bekannte Schauspieler ins Fernsehen als früher. Das Angebot der Serien-Produktionen auf den unterschiedlichen neuen Kanälen ist heute erstaunlich gross. Eine gute Sache.

Wo sehen Sie sich selbst in dieser neuen Fernsehwelt?

Ich habe das Glück, dass ich sowohl vor als auch hinter der Kamera arbeite. Anders als manche Kollegen bin ich deshalb nicht von einer festen Rolle abhängig. Ohnehin habe ich die meiste Zeit meiner Karriere beim Fernsehen verbracht. Und mit der Serie bleibe ich dem Medium weiterhin treu. Es bleibt unter anderem mit seinen technischen Entwicklungen das derzeit spannendste Umfeld.

Sie haben für die Serie auch mal wieder auf dem Regiestuhl Platz genommen?

Ja, für die Pilotfolge der zweiten Staffel. Dieser Wechsel vom Schauspieler zum Regisseur läuft bei mir nahtlos. Immerhin mache ich diesen Job hinter der Kamera nun auch schon so lange, dass er längst zu einem zweiten Standbein geworden ist.

Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Produktion, die Sie als Regisseur zu verantworten hatten?

Das war eine frühe Episode bei «Beverly Hills, 90210». In der Folge «Frühstücksgäste» hatte sogar Burt Reynolds einen Gastauftritt. Als ich damals erstmals Regie geführt habe, war ich 23 Jahre jung.

Von «Private Eyes» wird derzeit bereits die dritte Staffel gedreht. Haben Sie damit gerechnet?

Das Ziel einer Serien-Idee ist zunächst immer, sie überhaupt ins Fernsehen zu bringen. Nicht nur das ist uns mit der Idee einer humorvollen Krimiserie gelungen. Inzwischen wurde sie auch immer wieder verlängert. «Private Eyes» wird so lange laufen, wie die Zuschauer auch einschalten.

Sie drehen in Toronto. Wie wichtig ist die Stadt für die Serie?

Die Stadt ist sehr wichtig und wirkt fast schon wie ein eigener Charakter. Anders als andere Produktionen drehen wir nicht in Toronto und geben dann eine andere Stadt vor. Ganz im Gegenteil! Wir rücken die Stadt mit ihrer  Vielfalt und ihren Sehenswürdigkeiten ganz bewusst in den Mittelpunkt.

Zwischen Draufgänger Matt Shade, den Sie spielen, und Ihrer Partnerin Angie Everett (Cindy Sampson) scheint es zu knistern. Wird die zunächst berufliche Beziehung als Detektive in einer Romanze enden?

Es gibt Hinweise in die Richtung, dass sie zusammenkommen könnten. Manchmal sind sie vielleicht auch ziemlich nah dran. Die Arbeit für die gemeinsame Detektei steht dann aber immer im Wege. Wo das hinführt, werden wir sehen.

«Private Eyes» läuft ab 16. Juli jeweils montags um 20.13 Uhr auf 13th Street. Der Sender ist im Angebot von Teleclub auf Swisscom TV empfangbar. Ab Mitte August wird die Serie über die neue On-Demand-Funktion Teleclub NOW im Serienpaket verfügbar sein.

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