Affäre WeinsteinWeinstein gegen Kaution wieder frei
SDA
25.5.2018 - 16:32
Der Ex-Hollywood-Produzent Harvey Weinstein hat sich rund ein halbes Jahr nach Bekanntwerden der Vorwürfe sexueller Übergriffe am Freitag den New Yorker Behörden gestellt. Der Produzent wurde angeklagt und anschliessend gegen Kaution auf freien Fuss gesetzt.
Der 66-jährige Weinstein wurde am Freitag wegen sexueller Übergriffe vor einem Gericht in New York angeklagt. Weinstein würden Vergewaltigung und ein krimineller sexueller Akt vorgeworfen, teilte die Staatsanwaltschaft am Freitag mit.
US-Medien berichteten, dabei handle es sich um erzwungenen Oralsex. Der Staatsanwaltschaft zufolge geht es um Vorfälle aus den Jahren 2013 und 2004.
Die Kaution wurde auf eine Million Dollar festgesetzt. Weinstein bekomme ein Überwachungsgerät, teilte die Staatsanwaltschaft weiter mit. Er habe seinen Pass abgegeben und müsse um Erlaubnis bitten, wenn er die US-Bundesstaaten New York und Connecticut verlassen wolle. Die nächste Gerichtsanhörung wurde für den 30. Juli angesetzt.
"Die heutige Anklage zeigt bedeutenden Fortschritt in dieser andauernden Untersuchung", sagte Staatsanwalt Cyrus Vance. "Mein Dank gilt den mutigen Opfern, die sich gemeldet haben, und den Ermittlern meiner Behörde, die unermüdlich an dieser Untersuchung gearbeitet haben." Vance bat mögliche weitere Opfer von Weinstein, sich zu melden.
Der einstige Hollywood-Mogul hatte sich am frühen Morgen in Begleitung von Anwälten in ein Gebäude der New Yorker Polizei im Süden Manhattans begeben, um sich den Behörden zu stellen. Dutzende Medienleute und Schaulustige standen vor dem Gebäude.
In der Polizeiwache wurde er festgenommen, und die Anklage wurde verlesen. Danach verliess er das Gebäude in Handschellen und wurde zum Gericht gebracht, wo unter anderem die Höhe der Kaution bekannt gegeben wurde. Anschliessend wurde Weinstein unter Auflagen auf freien Fuss gesetzt.
Über 100 Frauen betroffen
Die ersten Vorwürfe gegen Weinstein waren im Oktober bekannt geworden. Inzwischen werfen ihm mehr als 100 Frauen, darunter zahlreiche Stars wie Angelina Jolie und Gwyneth Paltrow, vor, sie sexuell belästigt oder sogar vergewaltigt zu haben. Der früheste Fall soll etwa 40 Jahre zurückliegen.
Auch in Los Angeles und London laufen gegen Weinstein Ermittlungen wegen sexueller Übergriffe. Der 66-Jährige bestreitet die Vorwürfe: Nach seiner Darstellung war der Sex immer einvernehmlich.
Auch wenn Weinstein vor Gericht gestellt werde, wäre es bis zu einer Verurteilung wegen sexueller Übergriffe noch ein weiter Weg, sagte die Strafverteidigerin und Ex-Staatsanwältin Julie Rendelman der Nachrichtenagentur AFP. Es sei zu erwarten, dass Weinsteins Anwalt Ben Brafman für seinen Mandanten "sehr hart kämpfen" werde.
Brafman hatte schon den früheren Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), Dominique Strauss-Kahn, vor einer Verurteilung wegen eines sexuellen Übergriffs auf ein Zimmermädchen im Jahr 2011 bewahrt. Der Strafverteidiger hatte die Anklage des Manhattaner Bezirksstaatsanwalts Cyrus Vance zerpflückt.
Dieser steht derzeit in der Kritik, weil er vor drei Jahren ein Verfahren gegen Weinstein wegen sexueller Übergriffe eingestellt hatte. Die Vorwürfe gegen Weinstein traten die sogenannte #MeToo-Debatte los, in der weltweit zahlreiche mutmassliche Opfer sexueller Gewalt an die Öffentlichkeit gingen.
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