Selbstversuch als Masken-Aufräumer Ich musste mich im Minutentakt bücken

Von Bruno Bötschi

27.11.2020

Sogar vor dem neuen Corona-Testcenter auf dem Kasernenareal in Zürich werden Masken einfach achtlos auf den Boden geworfen.
Sogar vor dem neuen Corona-Testcenter auf dem Kasernenareal in Zürich werden Masken einfach achtlos auf den Boden geworfen.
Bild: bb

Nicht alle Menschen entsorgen ihre Einwegmasken nach Gebrauch korrekt, zu oft werden sie leider achtlos auf das Trottoir oder ins Gebüsch geworfen. Ein Selbsttest in der Stadt Zürich – mit einem unschönen Ergebnis.

Masken sind unsere täglichen Begleiter geworden. Corona sei Dank. Beim Einkaufen, im Restaurant, auf Reisen im Zug, auf öffentlichen Plätzen und auch in vielen Büros sind sie Pflicht, deshalb sollte man seine Wohnung besser nicht mehr ohne Gesichtsschutz in der Tasche verlassen.

Einwegmasken sollte man nach jedem Gebrauch entsorgen und eine neue verwenden. Dadurch entsteht viel Abfall – der leider zu oft auf dem Trottoir oder im Gebüsch landet.

«Die Masken liegen auf den Strassen, in den Naherholungsgebieten – man sieht eigentlich überall immer mehr weggeworfene oder nicht richtig entsorgte Einwegmasken. Das macht uns Sorgen, denn sie werden zunehmend zum Problem für Tier und Umwelt», sagte Philipp Rohrer, Experte für Zero Waste bei Greenpeace Schweiz, kürzlich im Interview mit «blue News»

Mit einer Petition will die Umweltschutzorganisation erreichen, dass sich der Bundesrat für Alternativen zu Einwegmasken einsetzt. Diese Woche wurde sie den Behörden übergeben.

«Muss das sein?»

Aber nicht nur den Verantwortlichen bei Greenpeace Schweiz fallen die «plattgedrückte Masken auf dem Trottoir und die verdreckten Masken im Gebüsch» auf.

«Liebe Mitmenschen», schrieb mein Kollege Rene G. kürzlich auf seinem Facebook-Account, «ich war heute zwei Stunden spazieren und habe währenddessen bestimmt 60 Gesichtsmasken am Rand der Strasse und auf dem Trottoir liegen sehen. Muss das sein?»

Aha, dachte ich, wieder einer, der motzt, selber aber nichts gegen ein Problem tut. Ich schrieb Rene G. zurück:

«Hast du sie alle aufgehoben?»

Rene G.: «Ich hatte leider keine Handschuhe dabei.»

Ich: «Masken und Handschuhe gehören seit Covid ins Handgepäck.»

Rene G.: «Wir waren spazieren, ich wollte keine Operation durchführen.»

Ich: «Das Leben ist zurzeit eine Operation.»

René G.: «Ich würde gern am Mittwochnachmittag eine Maskentour machen. Hast du Zeit?»

Ich: «Ja. 15:30 Uhr?»

Rene G.: «Passt mir perfekt.»

Rene G. und ich trafen uns also am vergangenen Mittwochnachmittag auf dem Helvetiaplatz in Zürich – mit Maske, Handschuhen und einem Abfallsack bewaffnet – und machten uns auf den Weg. Wir wollten testen, wie viele Masken wir auf einem Spaziergang durch die Kreise 1, 4 und 5 finden würden.

Vom Helvetiaplatz schlenderten wir über die Langstrasse, die Zollstrasse hoch, durch die Bahnhofsunterführung, weiter durch die Europaallee, Freischützstrasse, Militärstrasse, vorbei am neuen Corona-Testcenter auf dem Kasernenareal, Zeughausstrasse und über die Bäckerstrasse zurück zum Helvetiaplatz.

Umfrage:
Sollen Menschen, die Masken achtlos auf den Boden werfen, gebüsst werden?

Zur Freude von Rene G. fanden wir entlang der Langstrasse, also auf den ersten 300 Metern unseres nachmittäglichen Spazierganges «nur» zwei Masken, die achtlos auf das Trottoir geworfen worden waren. Aber wir sollten uns nicht zu früh freuen.

Nun denn, kaum waren wir in die Zollstrasse eingebogen, um Richtung Hauptbahnhof zu spazieren, erhöhte sich die Zahl der herumliegenden Einwegmasken schlagartig und unser mitgebrachter Abfallsack füllte sich schneller, als uns lieb war. Momoll, wir mussten uns im Minutentakt bücken.

30 Minuten, 30 Masken

Manche Masken, die wir vom Boden aufhoben, waren total verschmutzt, andere schienen noch gänzlich unbenutzt. Die meisten Masken lagen auf oder direkt neben dem Trottoir am Strassenrand. Es gibt jedoch auch ganz besonders ordentliche Mitmenschen, die ihre gebrauchten Einwegmasken hübsch im Gebüsch drapieren oder hinter einem Maschendrahtzaun.

Rene G. und ich waren zusammen etwas mehr als 30 Minuten in der Zürcher City per Pedes unterwegs. Am Ende lagen in unserem Papiersack 30 achtlos weggeworfene Masken. 30 zu viel.

Fazit von Rene G.: «Ach, diese Schmutzli-Schweizer*innen!»

30 achtlos weggeworfene Einwegmasken – die Ausbeute eines kurzen Spazierganges durch die Zürcher Innenstadt.
30 achtlos weggeworfene Einwegmasken – die Ausbeute eines kurzen Spazierganges durch die Zürcher Innenstadt.
Bild: bb
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