Edle Exklusivität Darum ist reines Parfüm so atemberaubend teuer

dpa/tjb

20.12.2020 - 14:00

900 Milliliter reines Parfüm kosten schnell mehr als 6000 Franken. Ein stolzer Preis. Damit man besonders lange etwas davon hat, tupft man es auch nur auf und sprüht nicht. Und es gibt noch mehr Geheimnisse.

Weihnachtszeit ist Luxuszeit. Was läge da näher, als einem geliebten Menschen ein ganz besonderes Geschenk zu machen: ein echtes Parfüm. Allerdings gibt es vor dem Kauf ein paar Dinge zu beachten, damit die duftende Überraschung auch gelingt.

Zunächst einmal ist es wichtig zu wissen, dass reines Parfüm sich nicht allein über die Duftkonzentration definiert. «Vielmehr beinhaltet ein reines Parfüm die gesamte kreative Idee des Duftdesigners», erklärt Marc vom Ende. Er muss es wissen, immerhin ist er einer der wenigen Parfümeure Deutschlands.

Tatsächlich ist es so, dass «die Herz-, Kopf- und Basisnote in einem reinen Parfüm komplett erhalten ist», ergänzt Elmar Keldenich, Geschäftsführer des deutschen Bundesverbands der Parfümerien. «In der klassischen Parfümlehre benutzt man das reine Parfüm als Grundlage. Ein Eau de Parfum oder Eau de Toilette dagegen ist dort lediglich eine Ergänzung, wenn beispielsweise die Kopfnote verfliegt», erklärt vom Ende.

Parfüm als Geschenk unterm Baum

Aber wie findet man nun das passende Parfüm als Geschenk? Ins Badezimmer zu gehen und zu schauen, was die oder der Beschenkte als Duft dort stehen hat, sei die einfachste Methode, meint Keldenich. Wer jedoch ein neues Parfüm verschenken möchte, müsse ganz detektivisch Anhaltspunkte sammeln.

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Eine Bodylotion mit Kokosduft bringe dabei ebenso auf die richtige Spur wie eine Leidenschaft für Vanilleglace oder eine Vorliebe für Basilikum beim Essen, sagt Keldenich. «Denn das deutet auf ein Faible für krautige Düfte hin.»

Beratung beim Kauf des neuen Dufts

«Das A und O beim Kauf eines echten Parfüms ist aber eine fachkundige Beratung», sagt Martin Ruppmann, Geschäftsführer beim VKE-Kosmetikverband in Berlin. «Die findet man vielfach nicht in grossen Ketten, die mehr auf das Basissortiment aus Eau de Parfum und Eau de Toilette ausgerichtet sind.»

Stattdessen verweist Ruppmann auf kleine, spezialisierte Parfümerien, die oft schon lange im Geschäft sind. Doch nicht nur nach einer geeigneten Parfümerie muss man ein wenig suchen. «Es gibt heute auch nicht mehr so viele Hersteller, die reine Parfüms produzieren», weiss Keldenich. «Auf Anhieb fallen mir da Chanel und Guerlain ein. Von Armani gibt es zudem die Kollektion Privée.»

Chanel dagegen bietet nahezu alle Düfte auch in der Parfüm-Variante an – zu teilweise stolzen Preisen: So kosten 900 Milliliter des Dufts Mademoiselle als Parfum Les Grands Extraits mal eben gegen 6500 Franken. Allerdings ist diese Variante auch streng limitiert.

Tupfen, nicht sprühen

Wie auch andere echte Parfüms wird dieses Sammlerstück mit einem Glasstopfen geliefert. Denn ein reines Parfüm sprüht man nicht, man tupft es. Das liege daran, dass hier tatsächlich nur wenige Tropfen für ein intensives Dufterlebnis genügen, sagt vom Ende.



Bei der Exklusivität eines reinen Parfüms ist es nicht verwunderlich, dass auch allerlei Fälschungen im Umlauf sind. Davor könne man sich allerdings schützen, indem man das Luxusgeschenk im autorisierten Fachhandel kaufe, meint Keldenich. Das gelte auch, wenn man über die Website einer Parfümerie einkaufe. Er erklärt: «Hochwertige Parfüms dürfen nur an Fachgeschäfte geliefert werden, die auch Beratung bieten.»

Darüber hinaus schütze auch ein Blick auf den Beipackzettel vor unschönen Überraschungen, wie Ruppmann ergänzt. «Auch reines Parfüm unterliegt der Kosmetik-Verordnung. Deshalb müssen alle Ingredienzen transparent gemacht werden – übrigens gut lesbar und nicht in einer Minischrift.»

Wer seinem Duft-Geschenk eine ganz besondere Note geben möchte, entscheidet sich für ein sogenanntes Tailor-made-Parfüm. Hinter diesem Begriff verbergen sich Duft-Kostbarkeiten, die es nicht fertig zu kaufen gibt. Stattdessen werden die Ingredienzen nach den Vorlieben der Trägerin gemischt – wobei wir wieder bei der detektivischen Forschungsarbeit wären. Und günstig sind solche Kreationen dann natürlich auch nicht.

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dpa/tjb