Psychische Gesundheit Neue Studie gibt Tipps für Nachrichtenkonsum in Krisenzeiten

Von Michael In Albon

13.4.2021

Das Bedürfnis nach Information ist in Krisenzeiten stark. Aber wo fängt man an und vor allem, wo hört man auf?
Das Bedürfnis nach Information ist in Krisenzeiten stark. Aber wo fängt man an und vor allem, wo hört man auf?
Bild: KEYSTONE

Zu viele Nachrichten tun uns nicht gut. Eine Studie der ZHAW und Swisscom gibt Tipps, wie Jugendliche und Erwachsene mit der Informationsflut in Krisenzeiten umgehen können.

Von Michael In Albon

13.4.2021

Für Jugendliche gelten seit dem 1. März spezielle Massnahmen zur Eindämmung des neuen Coronavirus. Anders als Erwachsene dürfen sie gemeinsam Sport treiben, musizieren und auch Angebote wie Jugendtreffs sind wieder offen.

Teenager leiden besonders unter den Einschränkungen, wie der neueste JAMESfocus-Bericht der ZHAW und Swisscom bestätigt. Für sie ist der Austausch mit Gleichaltrigen essenziell. Sie lösen sich in diesem Alter von den Eltern und entwickeln ihre eigene Identität.

Für den aktuellen JAMESfocus-Bericht hat das Forschungsteam am Departement für angewandte Psychologie der ZHAW mit über 1000 Jugendlichen darüber gesprochen, wie sie Medien in Zeiten der Pandemie nutzen. Gerade in Krisenzeiten kann der Nachrichtenkonsum die psychische Gesundheit beeinflussen.

Die Studie gibt deshalb alltagstaugliche Tipps, wie Jugendliche und Erwachsene sich während Krisenzeiten verantwortungsvoll und gesund informieren.

Tipp #1: Weniger ist mehr

Wie bei vielen Dingen gilt auch hier: alles im Mass. Lies die Nachrichten bewusst und fokussiert. Durch sieben verschiedene Nachrichten-Apps zappen, als wären es Social-Media-Plattformen, ist weder aufklärend noch befriedigend.

Tipp #2: Risiko «Fake News» thematisieren

Eine Pandemie ist fruchtbarer Nährboden für Verschwörungstheorien und Gerüchte. Schnell weiss man nicht mehr, was man glauben darf und was nicht. Sei dir deshalb bewusst, dass Fake News ein Problem sind und es sich immer lohnt, Informationen kritisch zu hinterfragen. Hier haben wir auf dem Nachhaltigkeitsblog erklärt, wie und warum Fake News funktionieren.

Tipp #3: Nach Lösungen statt Problemen suchen

Ein Skandal schürt in den Medien besonders viel Aufmerksamkeit. Gerade Nachrichtensendungen berichten überdurchschnittlich oft von negativen Ereignissen («bad news»). So kann ein sehr düsteres Bild der Lage entstehen, was in Krisenzeiten zusätzlich belastet. Boulevardjournalismus und Social Network Bubbles spielen hier eine zentrale Rolle als Treiber. Suche deshalb für dein Wohlbefinden aktiv nach Lösungsvorschlägen, Erfolgsgeschichten und Nachrichten, die eine positive Perspektive einnehmen.

Nachrichten sind meist negative Geschichten ohne jeglichen Kontext. Solche Inhalte mit seinen Kindern zu besprechen, ist wichtig, damit sie die negativen Schlagzeilen einordnen und verarbeiten können.
Nachrichten sind meist negative Geschichten ohne jeglichen Kontext. Solche Inhalte mit seinen Kindern zu besprechen, ist wichtig, damit sie die negativen Schlagzeilen einordnen und verarbeiten können.
Bild: Keystone

Tipp #4: Mit Jugendlichen über Nachrichten sprechen

Wenn Kinder und Jugendliche Nachrichten konsumieren, ist Vorsicht geboten. Die negative Ausrichtung kann ein verzerrtes Bild der Realität vermitteln. Zudem erzählen Nachrichten Geschichten ohne Kontext. Das kann bei Kindern und Jugendlichen Emotionen auslösen, die sie nur schwer einordnen können. Sprich deshalb mit deinen Kindern über die vermittelten Inhalte und setze diese in einen Kontext. So kannst du Ängste und Verunsicherungen auffangen.

Tipp #5: Sich selber Sorge tragen

Die Situation ist nicht nur für Kinder und Jugendliche anstrengend und belastend. Nimm dir immer mal wieder einen Moment Zeit und investiere in deine psychische Gesundheit. Tipps dazu gibt die Seite www.dureschnufe.ch, die Schweizer Plattform für psychische Gesundheit rund um das Coronavirus.

Sprich mit deinen Bezugspersonen über dein Wohlbefinden. Wie geht es dir und dem Gegenüber? Um Gedanken und Gefühle zu sortieren, hilft es meist schon, sie einfach auszusprechen. Die Website «Wie geht’s dir?» hat weitere Tipps, wie ihr miteinander über Gefühle sprechen könnt.


JAMES-Studie der ZHAW und Swisscom

Alle zwei Jahre werden für die JAMES-Studie der ZHAW im Auftrag von Swisscom über 1000 Jugendliche zu ihrem Medienverhalten befragt. Die neusten Erkenntnisse und Tipps zur Mediennutzung während Corona stammen aus dem jüngsten JAMESfocus-Bericht. Die Berichte vertiefen jeweils einzelne Themenschwerpunkte aus der Hauptstudie.

Swisscom engagiert sich seit vielen Jahren für den Jugendmedienschutz und die Förderung der Medienkompetenz. So hat das Unternehmen seit 2001 über 6800 Schweizer Schulen kostenlos ans Internet angeschlossen und bietet verschiedene Kurse zur Förderung der Medienkompetenz für Eltern, Lehrpersonen sowie Schülerinnen und Schüler an.


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Michael In Albon leitet «Schulen ans Internet» und ist Jugendmedienschutz-Beauftragter sowie Medienkompetenz-Experte.
Michael In Albon leitet «Schulen ans Internet» und ist Jugendmedienschutz-Beauftragter sowie Medienkompetenz-Experte.
Bild: Swisscom