Start in der nächsten Woche So will Grossbritannien sein Impfprogramm angehen

dpa/uri

3.12.2020 - 09:57

Boris Johnson kündigt an, dass zunächst Bewohner von Pflegeheimen, medizinisches Personal, alte und gesundheitlich gefährdete Menschen geimpft werden.
Boris Johnson kündigt an, dass zunächst Bewohner von Pflegeheimen, medizinisches Personal, alte und gesundheitlich gefährdete Menschen geimpft werden.
dpa

Nach der Notfallzulassung des Corona-Impfstoffs von Biontech und Pfizer will die britische Regierung möglichst schnell mit den Immunisierungen beginnen. Doch das birgt auch Schwierigkeiten.

Die Nachricht über die Zulassung des Impfstoffs des Unternehmens Biontech und seines Partners Pfizer in Grossbritannien hat die Regierung in London als Erfolgsmeldung gefeiert. Doch die Durchführung der Impfungen dürfte sich als echte Herausforderung erweisen.

Wie Premierminister Boris Johnson ankündigte, sollen zunächst Bewohner von Pflegeheimen, medizinisches Personal, alte und gesundheitlich gefährdete Menschen geimpft werden. Doch allein die Lagerung des Impfstoffs ist kompliziert. Er muss bei minus 70 Grad aufbewahrt werden. Erst nach einer zweiten Impfdosis entfaltet sich die Schutzwirkung des Vakzins. «Es wird unvermeidlich einige Monate dauern, bevor alle, die am meisten gefährdet sind, geschützt sind – lange, kalte Monate», sagte Johnson.

Impfungen zunächst an 50 Spitälern

Bereits in der kommenden Woche sollen 800'000 Impfdosen verfügbar sein. Millionen weitere sollen noch vor dem Jahreswechsel folgen. Vom Frühjahr kommenden Jahres an sollen dann weitere Bevölkerungsgruppen immunisiert werden.

Die Impfungen sollen zunächst an 50 Spitälern im Land verabreicht werden, erklärte Simon Stevens vom englischen Gesundheitsdienst NHS (National Health Service). Später sollen Hausarztpraxen hinzukommen. Anfangs seien aber nur Einheiten mit 975 Dosen verfügbar. Sobald ein Weg gefunden sei, die Impfdosen auf sicherem Wege in kleinere Einheiten zu unterteilen, könne mit dem Impfen in Pflegeheimen begonnen werden. Wer zu den für die Impfung vorgesehenen Gruppen gehöre, erhalte eine Benachrichtigung per Post, sagte Stevens.



Der sogenannte mRNA-Impfstoff von Pfizer/Biontech hat nach umfangreichen Testreihen eine Wirksamkeit von rund 95 Prozent, wie die Hersteller mitgeteilt hatten. Das Vakzin funktioniere über alle Altersgruppen und andere demografische Unterschiede hinweg ähnlich gut und zeige praktisch keine ernsten Nebenwirkungen. Bei den Tests wurde der Schutz vor einer Covid-19-Erkrankung untersucht.

«Biologisches Jiu-Jitsu» gegen das Virus

Bei einer Pressekonferenz am Mittwochabend lobte Johnson die Arbeit der Impfstoffentwickler. Sie seien dem Virus mit «biologischem Jiu-Jitsu» zu Leibe gerückt, sagte der Premier. Wie bei der sanften asiatischen Kampfkunst, bei der die Kraft des Gegners ausgenutzt wird, hätten sie das Virus mit dessen eigener Kraft bekämpft. Der Impfstoff enthält den Bauplan für einen Teil des Erregers.

Boris Johnson, Premierminister von Grossbritannien, hält ein Fläschchen des potenziellen Corona-Impfstoffs von Oxford/AstraZeneca, bekannt als AZD1222, in der Hand. Johnson besuchte am 30. November  die pharmazeutische Produktionsstätte des Herstellers Wockhardt in Wexham. 
Boris Johnson, Premierminister von Grossbritannien, hält ein Fläschchen des potenziellen Corona-Impfstoffs von Oxford/AstraZeneca, bekannt als AZD1222, in der Hand. Johnson besuchte am 30. November  die pharmazeutische Produktionsstätte des Herstellers Wockhardt in Wexham. 
dpa

Insgesamt hat Grossbritannien 40 Millionen Dosen des nun zugelassenen Impfstoffs bestellt. Damit können 20 Millionen Menschen geschützt werden, da das Mittel zweimal verabreicht werden muss. Grossbritannien hat knapp 67 Millionen Einwohner. Auch für die aussichtsreichen Impfstoffkandidaten des US-Konzerns Moderna sowie der Universität Oxford und des Pharmakonzerns Astrazeneca werden derzeit die Zulassungen geprüft.

Zurück zur Startseite

dpa/uri