Maduro mobilisiert Darum will Venezuela Gebiete des Nachbarn annektieren 

Philipp Dahm

7.12.2023

Venezuela: Präsident Maduro will ölreiche ölreiche guyanischen Region annektieren

Venezuela: Präsident Maduro will ölreiche ölreiche guyanischen Region annektieren

Venezuelas Präsident Nicolás Maduro hat am 5. Dezemberdas Ergebnis eines Referendums gefeiert. Laut des Abstimmungsergebnisses ist die Mehrheit dafür, dass die ölreiche guyanischen Region Essequibo zu einem Teil Venezuelas erklärt werden soll. Dies gab Maduro nach einer Kabinettssitzung in Caracas bekannt. Er kündigte an, dem venezolanischen Parlament einen entsprechenden Gesetzentwurf vorzulegen.

07.12.2023

Krise in Südamerika: Nach einer Volksabstimmung will Nicolas Maduro Gebiete des Nachbarstaats Guyana annektieren. Venezuela bietet die Armee auf und hat bereits neue Landkarten gedruckt.

P. Dahm

7.12.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Venezuela will die Region Essequibo annektieren, die zwei Drittel des Staatsgebiets des Nachbarn Guyana ausmacht.
  • Essequibo ist reich an Rohstoffen. 2015 wurde ein grosses Ölvorkommen entdeckt.
  • Das Volk hat Maduros Vorhaben in einem Referendum abgesegnet, bei dem es angeblich mindestens 95 Prozent Zustimmung gab.
  • Maduro begründet sein Vorgehen mit historischen Ansprüchen und verwehrt sich einer Regelung der Angelegenheit durch den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag.
  • Offenbar will Maduro mit aussenpolitischen Aktionen von schweren innenpolitischen Problemen ablenken.

Venezuela kündigt die Annexion von Essequibo an. Das Gebiet liegt im Nachbarland Guyana. Doch das schert Präsident Nicolas Maduro wenig: Er mobilisiert die Armee und gibt Anweisungen für eine «sofortige» Ausbeutung der dortigen Rohstoffvorkommen.

Nicolas Maduro stimmt am 3. Dezember in Caracas beim Guyana-Referendum ab.
Nicolas Maduro stimmt am 3. Dezember in Caracas beim Guyana-Referendum ab.
AP

Das Nachbarland ruft um Hilfe. Präsident Irfaan Ali wandte sich per TV-Ansprache an sein Volk: Er habe mit dem Generalsekretär der Vereinten Nationen und «mehreren Anführern» über die «extremen Aktionen» Maduros und die «gefährlichen Entwicklungen» gesprochen.

Bein Dorf Arau an der Grenze zu Venezuela ist ein Helikopter mit drei Besatzungsmitgliedern verschwunden, und Brasilien schickt nun Truppen in Richtung des Krisengebiets. Was ist da los? Hier die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wieso bedroht Venezuela seinen Nachbarn?

Caracas begründet das Vorgehen mit einer ungelösten Grenzfrage. Die eigentliche Ursache dürfte jedoch Machterhalt sein: 2024 wählt Venezuela einen neuen Präsidenten. Nicolas Maduro ist 2013 mit 50,62 Prozent der Stimmen ins Amt gehievt worden und regiert das Land seit 2015 autoritär durch Dekrete.

Unter Maduro geht es steil bergab. Obwohl Venezuela vor Saudi-Arabien und Kanada über die grössten Erdölreserven der Welt verfügt, gehört es zu den ärmsten Ländern Südamerikas. Eine Hyperinflation lässt das Volk verarmen: Es fehlt an Nahrung, Medikamenten, Wasser und Energie.

Ein Strassenverkäufer in Caracas: Das Angebot ist mehr als dürftig.
Ein Strassenverkäufer in Caracas: Das Angebot ist mehr als dürftig.
AP

Die Kriminalität ist hoch. Regimetreue Kräfte haben Tausende Bürger und Bürgerinnen ermordet: Alleine im ersten Quartal 2023 wurden 355 Fälle dokumentiert. Laut UN sind 7,7 Millionen Menschen aus dem Land geflohen – bei einer Bevölkerung von 28,2 Millionen im Jahr 2021. Es liegt nahe, dass Präsident Maduro mit aussenpolitischen Aktionen von innenpolitischen Problemen ablenken will.

Um was für Land geht es?

Venezuela fordert den Anschluss von Essequibo. Dieses Gebiet macht zwei Drittel des Staatsgebiets von Guyana aus. Es ist rund 160'000 Quadratkilometer gross, rund 128'000 Menschen leben dort. Zum Vergleich: Die Schweiz hat rund 41'300 Quadratkilometer Fläche.

Guyana mit dem Gebiet Essequibo (grün).
Guyana mit dem Gebiet Essequibo (grün).
Commons/Milenioscuro

Das von dichtem Dschungel bewachsene Gebiet ist reich an Rohstoffen. «Die meisten Goldvorkommen des Landes sind dort», erklärt Ivelaw Griffith vom Center for Strategic and International Studies «CBC News». «Es gibt dort Mangan, Bauxit, Uran, wertvolle Metalle und Öl.» 2015 wurde vor der Küste ein grosses Öl-Vorkommen entdeckt.

Wieso stellt Venezuela Ansprüche?

Guyana ist erst von den Niederländern kolonisiert worden, bevor es im späten 18. Jahrhundert unter britische Herrschaft kam. Venezuela stimmte zu, sich einem Schiedsspruch internationaler Juristen zu beugen, um die Hoheit zu klären. 1899 wurde zugunsten Londons entschieden.

Britische Karte des Gebiets von 1897, die die venezolanischen Ansprüche ausweist.
Britische Karte des Gebiets von 1897, die die venezolanischen Ansprüche ausweist.
Gemeinfrei

Das Problem ist, dass die Kommission aus Mitgliedern aus Grossbritannien und Irland, den USA und Russland bestand: Venezolaner wurden nicht gefragt. 1966 – wenige Monate, bevor Britisch-Guyana unabhängig wurde – einigten sich London und Caracas darauf, in der Sache nochmal zu verhandeln. Darauf beruft sich Maduro jetzt.

Wegen der anhaltenden Spannungen hat Guyana 2018 den Internationalen Gerichtshof in Den Haag angerufen. Im April teilte der mit, er werde in der Grenzfrage Recht sprechen können. Venezuela hatte dagegen gehalten, das Gericht sei gar nicht zuständig.

Wie ist Maduro vorgegangen?

Maduro hat eine nicht bindende Volksabstimmung durchführen lassen, in der nicht nur die Annexion Essequibos zur Wahl stand, sondern auch die Zuständigkeit des Den Haager Gerichts. Sämtliche Punkte wurden mit jeweils über 95 Prozent Zustimmung angenommen.

Venezuela: Mehrheit stimmt für Annexion grosser Teile Guyanas

Venezuela: Mehrheit stimmt für Annexion grosser Teile Guyanas

In Venezuela hat die Bevölkerung laut Regierungsangaben für die Annexion von zwei Dritteln des Nachbarstaates Guyana gestimmt. Der Vorsitzende der Wahlbehörde sagte am Sonntagabend, mindestens 10,5 Millionen der 20 Millionen Wahlberechtigten hätten dem Vorhaben zugestimmt, die Region Esequibo zum venezolanischen Staatsgebiet zu erklären, sagte

07.12.2023

Obwohl Beobachter relativ wenige Bürger in den Wahllokalen sahen, sprach Elvis Amoroso, der Chef des Wahlrats, von einer «massiven Beteiligung» an dem Referendum. Nach Darstellung des Gremiums gaben mehr als zehn Millionen Wähler ihre Stimme ab. Die Wahlbeteiligung lag demnach bei rund 51 Prozent.

Nun soll ein venezolanischer Bundesstaat Guyana Esequiba geschaffen und Ölförderlizenzen nach venezolanischem Recht für die Region vergeben werden, teilte der Mduro am 5. Dezember bei einer Regierungssitzung mit. Der 61-Jährige zeigte zudem eine neue Landkarte für die Schulen des Landes, auf der das umstrittene Gebiet als venezolanischer Bundesstaat ausgewiesen ist.

Mit Material von dpa und AP.