Die Entdeckung der niederländischen Polizei ist beklemmend: Bei einer Razzia findet sie eine Folterkammer in einem Container. Nun zeigt sich, dass die Verantwortlichen der Polizei schon länger aufgefallen sind.
Ein Container, von innen dick mit silberner Folie isoliert. In der Mitte ein altmodischer Zahnarztstuhl mit Riemen zum Festschnallen der Arme, dazu Handschellen und ein ganzes Arsenal an Werkzeugen, um Menschen zu quälen. Die Entdeckung einer geheimen Folterkammer schockt sogar die hartgesottenen Polizisten des niederländischen Einsatzkommandos: «Fucking hell!», ruft einer in dem Video, das die Polizei zu dem spektakulären Einsatz veröffentlichte.
Am Mittwoch, dem Tag nach der Entdeckung der umgebauten Seecontainer, wird alles klarer: Dahinter stecken nach ersten Ermittlungen Rauschgifthändler. Der Hauptverdächtige ist nach Polizeiangaben ein 40-jähriger Mann aus Den Haag. Er gehöre einer der führenden Drogenbanden des Landes an, berichten niederländische Medien.
Die Polizei hatte am Vortag Bilder von sieben Seecontainern veröffentlicht, die zu Zellen und einer Folterkammer umgebaut worden waren. Sechs Personen waren festgenommen worden. Bereits seit April war der Hauptverdächtige im Visier der Polizei, unter dem Verdacht des Drogenhandels und der Vorbereitung einer Liquidierung. Dabei hatten die Ermittler auch die Lagerhalle im Ort Wouwse Plantage in der Provinz Noord-Brabant im Süden des Landes entdeckt.
Monatelange Ermittlungen
Von aussen schien alles ganz harmlos. Doch dann bekam die Kripo Zugang zu dem inzwischen geschlossenen Netzwerk EncroChat, das vor allem von Kriminellen genutzt wurde. Es war von europäischen Ermittlern geknackt worden – monatelang konnten sie Telefon- und Chatgespräche abfangen.
Für die Niederländer war es ein Schock. Folter ist als Druckmittel in der Unterwelt zwar nicht neu. Doch noch nie zuvor waren eigens dafür eingerichtete und umgebaute Räume entdeckt worden. «Das ist doch eine neue Dimension auch bei Kriminellen», sagte ein Polizeisprecher. Waffen, gestohlene Polizeiuniformen, Blaulichter und Drogen wurden ebenfalls beschlagnahmt.
Makaberes «Behandlungszimmer»
In einem der Container stand – wie aus einem Horrorfilm – der Zahnarztstuhl. Daneben Heckenscheren, Zangen, Bohrer, chirurgische Instrumente und auch Klemmen, um einzelne Finger zu fixieren. Die Verdächtigen nannten es das «Behandlungszimmer», teilte die Polizei mit. «Wenn ich den auf dem Stuhl habe, dann kommt noch mehr», hatte einer im Chat geschrieben. «Aber der Hund ist spurlos verschwunden.»
Die Polizei hatte potenzielle Opfern rechtzeitig gewarnt. Auch sie waren nach Angaben eines Polizeisprechers Personen aus der Unterwelt, sollten vermutlich unter Druck gesetzt und erpresst werden. Doch noch bevor die Folterkammer genutzt werden konnte, griff die Polizei jetzt zu.
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