TGV M Europas schnellster Zug meldet in Echtzeit, wenn was nicht stimmt

uri

17.9.2022

Der neue TGV M wird beim Zughersteller Alstom im französischen La Rochelle vorgestellt. 
Der neue TGV M wird beim Zughersteller Alstom im französischen La Rochelle vorgestellt. 
Bild: AFP via Getty Images

Der französische Hochgeschwindigkeitszug TGV ist mit bis zu 350 km/h der schnellste Zug Europas. Die neue Modellreihe TGV M soll den Erfolgszug auf der Überholspur halten: Er wird umweltfreundlicher und flexibler.

uri

17.9.2022

Als den «TGV der Zukunft» stellte der Zughersteller Alstom den ersten fertiggebauten Zug in der letzten Woche gemeinsam mit der staatlichen französischen Eisenbahngesellschaft SNCF vor. Charakteristisch für den neuen Doppeldeckerzug ist seine längere Nase, die ihn noch aerodynamischer machen soll.

Die SNCF hatte bereits im Jahr 2018 100 Exemplare des Typs im Wert von 2,7 Milliarden Euro bestellt. Im vergangenen August kamen noch weitere 15 Bestellungen dazu, berichtet CNN. Erste Züge sollen ab dem Jahr 2024 im französischen Bahnnetz verkehren, die ganze Flotte dann über die folgenden zehn Jahre in Dienst gestellt werden. Immerhin 15 TGV M sollen auch im internationalen Verkehr eingesetzt werden.

Mehr Passagiere und zugleich weniger Energieverbrauch

Wie Alstom-Sprecher Philippe Molitor CNN sagte, sei das Ziel bei der neuen Modellreihe indes nicht, noch höhere Geschwindigkeiten zu erreichen. Es gehe nun darum, mehr Passagiere zu transportieren und zugleich weniger Energie zu verbrauchen.

Hier scheint ein grosser Schritt nach vorn gelungen zu sein. Laut der SNCF bietet der TGV M nämlich rund 20 Prozent mehr Platz an Bord als der Vorgänger. Statt derzeit 600 Plätzen seien künftig 740 möglich. Zudem werde der TGV M aufgrund verbesserter Aerodynamik und neuer Motoren 20 Prozent weniger Energie verbrauchen und bei einer CO2-Reduktion von 32 Prozent den günstigsten CO2-Fussabdruck aller auf dem Markt verfügbaren Züge haben. Seine Materialien seien zudem zu 97 Prozent recyclebar.

Stolz ist man bei der SNCF auch auf die «beispiellose Modularität» des Zuges. Sie ermögliche es, die Zahl der Waggons auf 7, 8 oder 9 anzupassen, wie es in einer Mitteilung heisst. Zudem könnten Plätze der 1. und 2. Klasse leicht gegeneinander getauscht und der Innenraum generell durch das Entfernen oder Hinzufügen von Sitzen, Fahrradplätzen oder Stauraum umkonfiguriert werden.

Der Zug überträgt den Zustand seiner Bauteile in Echtzeit

An Bord soll es laut Alstom zudem mehr Komfort geben: Grössere Fenster garantieren eine bessere Aussicht, die Beleuchtung passt sich der Intensität des natürlichen Lichts im Zug an. Modernste Technik solle den Passagieren an allen Plätzen ein leistungsfähiges Wi-Fi nach dem 5G-Standard garantieren und es wurden spezielle Bereiche entworfen, in denen sich Freunde und Familen austauschen können. Der Zug selbst hingegen überträgt in Echtzeit Daten über seine verschiedenen Bauteile, «um eine vorbeugende Wartung zu gewährleisten».

Für die Aerodynamik wurde die Nase des TGV M um 40,5 cm länger. 
Für die Aerodynamik wurde die Nase des TGV M um 40,5 cm länger. 
Handout SNCF

Von Beginn an wurde der TGV M laut der SNCF zudem in Zusammenarbeit mit den Verbänden für Rollstuhlfahrer entwickelt. Er ist komplett barrierefrei, auch Personen mit Mobilitätseinschränkungen können ihn komplett autonom erreichen.

Immerhin in einer Sache bereitet der neue Superzug aber auch Probleme: Aufgrund der um mehr als 40 Zentimeter längeren Nase müssen wohl einige Schilder versetzt werden, damit sie nicht verdeckt werden, berichtet CNN. Nach der Enthüllung des ersten TGV M beginnt Ende 2022 die Testphase in der Tschechischen Republik.