Late Night USA Ist Trump den Russen untreu? «Er ist ja nicht mit ihnen verheiratet!»

Philipp Dahm

8.2.2019

Die Rede zur Lage der Nation hat seine Kritiker nicht verstummen lassen. Im Gegenteil: Die Ermittlungen gegen Donald Trump werden ausgeweitet. Late-Night-Star Stephen Colbert fasst zusammen.

«Erinnern Sie sich an Trumps Drohung bei seiner Rede zur Lage der Nation?», fragt der Gastgeber zum Auftakt seiner Show, um dann den US-Präsidenten selbst im Ausschnitt zu Wort kommen zu lassen. «If there's going to be peace and legislation, there cannot be war and investigation.» Frei übersetzt: Wenn es Frieden und Gesetz geben soll, darf man nicht Krieg oder Ermittlungen anzetteln. Klar, dass der Republikaner damit Robert Mueller meint, der dessen Geschäftsgebaren mit Russland beleuchtet.

Colberts Kommentar: «Und Tschüss, Frieden! Weniger als 24 Stunden, nachdem sie direkt vom Präsidenten der USA bedroht worden sind, hat [der Geheimdienstausschuss des Repräsentantenhauses] neue Untersuchungen zu Trumps internationale Finanzbeziehungen und Beziehungen zu Russland angekündigt. Sie werden sich alles angucken.» Wie bei einer Kernspintomographie – «und auch wenn wir nicht danach gefragt haben, hat uns jemand auch schon eine Urinprobe gegeben»: Colbert reitet gern auf dem Gerücht herum, Wladimir Putin besässe kompromittierendes Videomaterial von Trump aus der Kategorie «Golden Shower».

War zuletzt ziemlich giftig: Stephen Colbert.
War zuletzt ziemlich giftig: Stephen Colbert.
Screenshot: YouTube

Die Ermittler befürchten angeblich, auch andere Länder könnten Einfluss auf das Weisse Haus genommen haben, erzählt Colbert. Einer erklärte gar, dass die Beamten «nicht so naiv sein werden, zu glauben, dass Trump den Russen treu ist». Der Moderator der CBS-Show winkt ab: «Kommt schon, warum sollte Trump den Russen untreu sein? Er ist ja nicht mit ihnen verheiratet!» Melania Trump wird sowas nicht so gerne hören – was auch für die Meldung gelten dürfte, dass nun auch die Steuerzahlungen des 72-Jährigen unter die Lupe genommen werden sollen.

PRESIDENTAL HARASSMENT!

Und diesmal kann sich der Golf-Fan nicht selbst am Haarschopf aus dem Sumpf ziehen – etwa, indem er Zeugen Begnadigung verspricht, wenn sie nicht gegen ihn aussagen. Oder indem er droht, Ermittlungsergebnis unter Verschluss zu nehmen. Der Grund: Der Vorsitzende des zuständigen Ausschusses darf die Steuerunterlagen eines jeden Amerikaners anfordern. Und die Steuern seien in Sachen Trump-Finanzen bloss ein kleines Stück eines grösseren Puzzles, heisst es weiter. Ein Puzzle, das Colbert prompt auflöst:

Die Losung beim «Glücksrad»-Puzzle heisst: «geheime Verschwörung» (collusion).
Die Losung beim «Glücksrad»-Puzzle heisst: «geheime Verschwörung» (collusion).
Screenshot: YouTube

Der Mann aus dem Weissen Haus hat bereits auf die Ankündigungen reagiert – mit einer neuen Phrase. «Sowas nennt man ‹präsidiale Belästigung›». Colbert dazu: «Es ist wie ‹sexuelle Belästigung› – nur dass Republikaner sie ernst nehmen.» Anschliessend (ab 5:50 Minute) nimmt der Moderator Trumps Tweets auseinander, mit denen der Präsident die Anschuldigungen «dementiert»: Barack Obama hat übrigens seine Steuererklärung veröffentlicht – im Gegensatz zu seinem Nachfolger.

Spannend ist auch der Vorwurf an die Demokraten (ab 7:16), sie würden «Leute aus dem Weissen Haus stehlen» – der Mann meint damit, Demokraten würden seine Mitarbeiter überzeugen wollen, auszupacken. Colbert greift das auf: «Sie holen sich immer wieder meine besten Stehl-Leute. Wie soll ich noch reicher werden ohne meine Stehl-Leute? Ihr wisst schon, meine Diebisch-Freunde, meine Einbrecher-Kumpel, meine Korruptions-Kameraden, meine geldwaschenden Muchachos.



Für einen recht derben Scherz entschuldigt sich Colbert dann noch: Das Trump-Zitat «Ich lass euch nicht im Stich» konterte der Late-Night-Star mit: «Ausser wenn man gerade ein Kind geboren hat, dann nehme ich einen Pornostar.» Doch auch der Präsident müsste sich korrigieren, nachdem er die «Abschaffung der Bürgerrechte» als grossen amerikanischen Verdienst bezeichnete. Colbert interpretiert das so: Trump habe versehentlich die Rede vom kommenden Jahr verlesen. Ab 9:25 werden wir Zeuge, wie der Republikaner seine Nation anpreist. Es ist etwas, was man bei bestem Willen nicht übersetzen kann – aber wenigstens kann Colbert den Stil perfekt imitieren.

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