Demo in Russland Kreml-Kritiker Nawalny erneut festgenommen

SDA

12.6.2019 - 18:10

Mehr als 200 Demonstranten sind in Moskau festgenommen worden. Sie nahmen an einer nicht genehmigten Solidaritätskundgebung für den russischen Enthüllungsjournalisten Iwan Golunow teil. Auch der bekannte Kremlkritiker Alexej Nawalny befindet sich offenbar unter den Festgenommenen.

Bei einer nicht genehmigten Solidaritätskundgebung für den russischen Enthüllungsjournalisten Iwan Golunow in Moskau sind mehr als 200 Menschen festgenommen worden. Darunter sei auch Kremlkritiker Alexej Nawalny. Das bestätigte seine Sprecherin über den Kurznachrichtendienst Twitter. Nach Angaben der Polizei beteiligten sich rund 1'200 Menschen an der Kundgebung, wie die Nachrichtenagentur Tass meldete.

Unter den Festgenommenen sind auch Journalisten. Der Kameramann von Fernsehen SRF wurde von der Polizei eine halbe Stunde lang in einem vergitterten Fahrzeug festgehalten, wie die Sendung «Tagesschau» am Abend berichtete

Die Sicherheitskräfte gehen gegen die Demonstranten vor.
Die Sicherheitskräfte gehen gegen die Demonstranten vor.
Bild: Keystone/EPA/YURI KOCHETKOV

Auf Bildern ist zu sehen, wie Russlands führender Oppositioneller Nawalny von Polizisten in einen Polizeibus gezogen wird. Er war in den vergangenen Jahren schon mehrfach festgenommen worden.

Der Aktivist schrieb nach seiner Festnahme auf Twitter: «Es macht Sinn, die Machthaber sind höllisch erschrocken wegen der fantastischen und einmütigen Solidaritätsbekundung in der Golunow-Sache.» Ihm drohen seiner Sprecherin zufolge bis zu 30 Tage Haft.

Journalist frei

Golunow hatte zuvor noch vor ungenehmigten Protesten gewarnt. Der Reporter war wegen eines mutmasslichen Drogendelikts festgenommen worden. Allerdings stellte sich das Verfahren als inszeniert heraus. Der russische Innenminister Wladimir Kolokolzew hatte ihn mangels Beweisen wieder auf freien Fuss setzen lassen.

Golunow hatte für sein Internetportal «Medusa» etwa enthüllt, wie Polizei und Geheimdienstler sich im Beerdigungsgeschäft bereicherten.

Der russische Oppositionsführer Alexej Nawalny – hier bei einer Demonstration für den erschossenen Oppositionellen Boris Nemzow im Februar – ist erneut festgenommen worden. (Archivbild)
Der russische Oppositionsführer Alexej Nawalny – hier bei einer Demonstration für den erschossenen Oppositionellen Boris Nemzow im Februar – ist erneut festgenommen worden. (Archivbild)
Bild: Keystone/AP/PAVEL GOLOVKIN

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International erklärte, die willkürlichen und oft brutalen Verhaftungen seien «ein Beispiel für die grausame Unterdrückung, die die Demonstranten erst auf die Strasse brachte».

Die Menschenrechtskommissarin des Europarats rief die russischen Behörden auf, die festgenommenen Demonstranten wieder freizulassen. Russland müsse sich beim Umgang mit Protesten an internationale Menschenrechtsstandards halten, erklärte Dunja Mijatovic.

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