Russland Nawalnys Ehefrau nach Straflager-Besuch: Ich mache mir Sorgen um ihn

dpa

13.4.2021 - 19:05

Alexej Nawalny und seine Ehefrau Julia am Krankenbett in der Berliner Charite im September 2020 nach der Vergiftung des Kremlkritikers. (Archivbild)
Alexej Nawalny und seine Ehefrau Julia am Krankenbett in der Berliner Charite im September 2020 nach der Vergiftung des Kremlkritikers. (Archivbild)
Bild: Daria Nawalny/privat/Instagram/dpa

Der in einem russischen Straflager inhaftierte Kremlgegner Alexej Nawalny hat erstmals seit Wochen seine Frau Julia wiedergesehen. Sie postete am Dienstag bei Instagram ein Foto von sich, auf dem im Hintergrund das rund 100 Kilometer östlich von Moskau gelegene Lager zu sehen ist. 

13.4.2021 - 19:05

«Nachdem ich Alexej getroffen habe, mache ich mir noch mehr Sorgen um ihn», schrieb sie. Ihr 1,90 Meter grosser Ehemann wiege nur noch 76 Kilo und spreche kaum vor Erschöpfung.

Bei dem Treffen, getrennt durch eine Glasscheibe, habe der prominenteste Kritiker von Präsident Wladimir Putin immer wieder den Hörer auf den Tisch gelegt, um sich auszuruhen, berichtete Nawalnaja. Der Oppositionelle habe noch immer keinen Zugang zu einem Arzt bekommen. Dabei gelte auch für Häftlinge: «Jeder Mensch hat das Recht, einen Arzt aufzusuchen.»

Der 44-Jährige befindet sich aus Protest gegen die Zustände im Straflager im Hungerstreik. Nawalny beklagt, er erhalte trotz eines Rückenleidens, Lähmungserscheinungen in den Gliedmassen, Fiebers und Hustens keine angemessene ärztliche Hilfe. Er reichte zudem Klage gegen die Gefängnisverwaltung ein, weil er noch keine Bücher bekommen habe, hiess es auf Nawalnys Instagram-Seite. Insbesondere sei ihm ein mitgebrachter Koran vorenthalten worden. Begründung: Das in Russland erlaubte Buch müsse auf extremistische Inhalte überprüft werden. Das sei ein Gesetzesverstoss.



Nawalny droht nun eine Zwangsernährung, sollte er den Hungerstreik nicht abbrechen. «Ich weiss, dass er nicht vor hat aufzugeben», meinte seine Frau. «Er ist immer noch fröhlich und glücklich.»

Das bis dato letzte Mal hatte Nawalny seine Frau im Januar in einem Gerichtssaal in Moskau gesehen – ebenfalls hinter einer Glasscheibe. Er war zu mehrjähriger Haft im Straflager verurteilt worden, weil er in einem früheren Verfahren gegen Bewährungsauflagen verstossen haben soll, während er sich in Deutschland von dem Mordanschlag auf ihn mit dem Nervengift Nowitschok erholte. Das Verfahren steht im Westen als politisch motiviert in der Kritik.

Nawalnaja überschrieb ihren Beitrag bei Instagram mit «Ein Post über die Liebe». Darin schwärmt sie nach ihrem «Date» mit Nawalny in dem Straflager, er sei einfach der Beste. «Er kommt wieder in Ordnung.»

dpa