US-Vizepräsident Mike Pence spricht zu US-Soldaten am Flughafen von Erbil, der Hauptstadt der kurdischen Autonomiegebiete im Nordirak.
Source:KEYSTONE/AP/ANDREW HARNIK
US-Vizepräsident Mike Pence ist zu einem unangekündigten Besuch in den Irak gereist.
Vor dem Thanksgiving-Fest in den USA am kommenden Donnerstag besuchten er und seine Ehefrau Karen Pence US-Soldaten auf der irakisch-amerikanischen Luftwaffenbasis Al Asad im Westen des Landes.
Das Weisse Haus teilte mit, Pence habe am Samstag von der Basis aus mit dem irakischen Ministerpräsidenten Adel Abdel-Mahdi telefoniert. Bei dem Gespräch ging es unter anderem um die seit Anfang Oktober andauernden Massendemonstrationen gegen die irakische Regierung. Rund 340 Menschen kamen dabei bereits ums Leben.
Pence sagte nach dem Telefonat nach Angaben mitreisender Reporter, Abdel-Mahdi habe zugesagt, dass seine Regierung friedliche Demonstranten schützen und respektieren werde. Er – Pence – habe Abdel-Mahdi aufgefordert, den Demonstranten, die Reformen forderten, zuzuhören.
Bagdad-Besuch zu gefährlich
Ein hochrangiger US-Regierungsmitarbeiter sagte nach Angaben der mitreisenden Reporter, Pence habe mit Abdel-Mahdi telefoniert, weil ein Besuch in Bagdad für ein persönliches Treffen aus Sicherheitsgründen nicht in Frage gekommen sei.
Zum Truppenbesuch schrieb Pence auf Twitter, er sei stolz auf die Soldaten. Auf einem von Pence verbreiteten Foto war zu sehen, wie er und seine Ehefrau das klassische Thanksgiving-Essen aus Truthahn und Süsskartoffeln servierten.
Auf einem weiteren Bild hält Pence vor einer Predator-Drohne eine Ansprache an die Soldaten. Das Weisse Haus teilte mit, Pence sei dann weiter nach Erbil geflogen, die Hauptstadt der kurdischen Autonomiegebiete im Nordirak. Dort sei er mit dem Präsidenten der Autonomiegebiete, Nechirvan Barsani, zusammengetroffen.
Vor elf Monaten hatte US-Präsident Donald Trump seinen bislang einzigen Truppenbesuch im Irak abgehalten. Pence wollte nach Angaben des Weissen Hauses am Samstag wieder nach Washington zurückreisen.
Mindestens ein Toter in Bagdad
Bei erneuten Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Einsatzkräften ist im Irak mindestens ein Mensch getötet worden. Wie am Samstag aus Ärztekreisen verlautete, wurde der Demonstrant durch ein Gummigeschoss der Sicherheitskräfte in der Hauptstadt Bagdad nahe des Tahrir-Platzes getötet.
Mindestens 17 weitere Menschen seien verletzt worden. Nach Angaben von Ärzten wurden zudem vor Tagesanbruch rund 45 Demonstranten in der Stadt Kerbala teilweise durch Schusswaffen verletzt.
Die Demonstranten versuchen seit Wochen von ihrem Protestlager auf dem Tahrir-Platz in Bagdad auf der Ostseite des Tigris, über den Fluss in das Regierungsviertel auf der Westseite vorzudringen. Sie fordern eine neue Verfassung und einen Austausch der politischen Eliten, die als korrupt und unfähig wahrgenommen werden. Von der Regierung eingebrachte Reformen weisen sie als unzureichend zurück
Um eine Erstürmung und Besetzung des Regierungssitzes zu verhindern, hat die Polizei auf den Tigris-Brücken Betonbarrikaden errichtet und setzt regelmässig scharfe Munition und ungewöhnlich schwere Tränengasgranaten ein, die zu oft tödlichen Verletzungen führen.
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