Laserkanone «bereits im Einsatz»? Putin erntet für seine «Wunderwaffe» Spott

Von Andreas Fischer

19.5.2022

Die Laserwaffe Pereswet blendet gegnerische Satelliten- und Aufklärungssysteme: Nun will Russland eine weitere Laserwaffe einsatzbereit haben, die auch Drohnen abschiessen kann.
Die Laserwaffe Pereswet blendet gegnerische Satelliten- und Aufklärungssysteme: Nun will Russland eine weitere Laserwaffe einsatzbereit haben, die auch Drohnen abschiessen kann.
Bild: Mil.ru, CC BY 4.0

Putin will den ukrainischen Drohnen mit einer neuen Laserwaffe an den Kragen. Experten bezweifeln, dass sie funktioniert. Die Ukraine reagiert mit Spott auf «Wunderwaffen», die schon den Nazis nicht halfen.

Von Andreas Fischer

Es klingt nach Science-Fiction, ist aber längst Realität: Laserwaffen wird ein grosses Potenzial bei der Kriegsführung beigemessen. Neben Russland setzen Staaten wie die USA, China, die Türkei und Indien, aber auch Deutschland auf ihre Entwicklung. Doch alles in allem führen diese Waffen noch ein Schattendasein. Ausser in Russland, zumindest wenn man der staatlichen Propaganda glaubt.

Dort machte Juri Borissow eine vollmundige Ankündigung. Russland verfüge über eine neue Laserwaffe, die bei einer Reichweite von fünf Kilometern feindliche Drohnen innert fünf Sekunden verbrennen könne, sagte Russlands Vizeregierungschef laut der Moskauer Nachrichtenagentur Tass am Mittwoch.

«Unsere Physiker haben Lasersysteme entwickelt, die um ein Vielfaches leistungsstärker sind, was die Verbrennung verschiedener Ziele erlaubt, und bauen sie auch praktisch schon serienreif», wird Borrissow zitiert. Die ersten Prototypen sollen sogar schon im Einsatz sein.

Die verbale Angstmache funktioniert nicht

Wenn Borissows Aussagen zutreffen, dann hätte Putins Armee eine effektive Waffe gegen die ukrainischen Drohnen, die im bisherigen Kriegsverlauf eine wichtige Rolle spielten. Allerdings: Überprüfbar sind die Angaben nicht. Es wurden auch keine Bilder gezeigt.

Experten halten die neue Laserwaffe dann auch für einen Bluff, um die Ukraine einzuschüchtern. Im Pentagon hat man bislang noch keinen Beweis, dass Russland in der Ukraine Laserwaffen einsetzt. Ein ehemaliger australischer Generalmajor warnt sogar ausdrücklich davor, Russlands Äusserungen für bare Münze zu nehmen. Mick Ryan sagte der «Washington Post», dass Russland immer wieder versucht, «der Ukraine und dem Westen mit ihrer vermeintlichen Überlegenheit Angst zu machen».

Die verbale Angstmache habe bislang nicht funktioniert. Für Ryan ist es «wahrscheinlich unwahrscheinlich, dass [diese Taktik] nun mit einem experimentellen Lasersystem funktioniert, dessen Funktionsfähigkeit erst noch bewiesen werden muss».

«Wunderwaffen» brachten schon Nazis kein Glück

Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj glaubt nicht an Russlands neuen Superlaser und hatte in seiner nächtlichen Videoansprache vor allem Spott und einen Nazi-Vergleich dafür übrig: «In der Propaganda von Nazi-Deutschland gab es den Begriff Wunderwaffe: Je deutlicher es wurde, dass sie im Krieg keine Chance hatten, desto mehr Propaganda gab es über die Wunderwaffe, die so mächtig sein würde, dass sie einen Wendepunkt im Krieg darstellen würde.»

Dass Russland nun in dem Laser seine eigene Wunderwaffe sehe, sei ein Zeichen für das völlige Scheitern der Invasion, so Selenskyj. Weil Russland die katastrophalen militärischen und politischen Fehler nicht eingestehen könne, werde es «immer wieder Wunderwaffen präsentieren».

Nutzen werde das wenig, schätzt Mick Ryan ein und zieht einen Vergleich zur Jagd auf Vampire: «Die Realität ist, dass es in der Kriegsführung keine Silberkugeln gibt. Das hat bei den Nazis nicht funktioniert und wird auch bei den Russen nicht funktionieren.»

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19.05.2022

Mit Material der Nachrichtenagentur dpa.