Ukraine-Überblick Russland räumt Angriff auf Hafen von Odessa ein +++ Getreide-Transporte in Vorbereitung

Agenturen/red.

24.7.2022

Selenskyj verurteilt Raketenanschlag auf Odessa scharf

Selenskyj verurteilt Raketenanschlag auf Odessa scharf

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Raketenangriffe auf den Hafen von Odessa als einen Akt «offensichtlicher russischer Barbarei» verurteilt.

24.07.2022

Der Angriff auf die Hafenstadt Odessa verstärkt Kiews Misstrauen gegenüber dem Kreml. Am Sonntag hat sich erstmals eine russische Sprecherin zum Raketenbeschuss bekannt. Die Entwicklungen im Tages-Überblick.

Agenturen/red.

24.7.2022

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Sprecherin des russischen Aussenministeriums bestätigt, dass Russland die Raketen auf den Hafen von Odessa abgefeuert habe. Sie sprach von einem «hochpräzisen Schlag» gegen ein Kriegsschiff.
  • Nach der Einigung über die Ausfuhr von ukrainischem Getreide haben die unter internationaler Vermittlung festgelegten drei Häfen am Schwarzen Meer mit der Vorbereitung der Transporte begonnen. Die Vorbereitungen liefen ungeachtet der russischen Raketenangriffe vom Samstag auf den Hafen in Odessa.
  • Der russische Aussenminister Sergej Lawrow reist zu Gesprächen nach Ägypten. Es ist der Auftakt einer Afrika-Reise. Geplant ist auch ein Treffen mit dem Generalsekretär der Arabischen Liga.
  • FDP-Parteichef Thierry Burkart hält nichts davon, der Ukraine «vom gemütlichen Schweizer Wohnzimmer aus» Ratschläge zu den Friedensverhandlungen zu erteilen. Das sei einzig Sache Kiews.
  • Einen Überblick über die Ereignisse vom Samstag gibt es hier.
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    Wir beenden unseren Live-Ticker vom 24. Juli 2022

  • 19.13 hr

    Lawrow bestätigt Moskaus Pläne für Regimewechsel in der Ukraine

    Russlands Aussenminister Sergej Lawrow hat im Gegensatz zu früheren Äusserungen erklärt, dass Russland den Sturz der ukrainischen Regierung anstrebt. «Wir helfen dem ukrainischen Volk auf jeden Fall, sich von dem absolut volks- und geschichtsfeindlichen Regime zu befreien», sagte Lawrow am Sonntag in Kairo. Das russische und ukrainische Volk würden künftig zusammenleben.

    Die russische Führung hat in den vergangenen Tagen öffentlich ihre Position im Ukraine-Krieg verschärft. So drohte Lawrow am Mittwoch mit der Besetzung weiterer Gebiete auch ausserhalb des Donbass. Angesichts der westlichen Waffenlieferungen und deren höherer Reichweite sei es nötig, die Kiewer Truppen weiter abzudrängen von den Gebieten Donezk und Luhansk im Osten der Ukraine, die Moskau als unabhängig anerkannt hat.

    Bundesaussenministerin Annalena Baerbock warf Russland Propaganda vor. «Russland benutzt jedes Mal ein anderes Argument. Diesmal sagen sie, es sei wegen der militärischen Unterstützung», sagte die Grünen-Politikerin in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit der Deutschen Welle.

    Die ukrainische Armee hat, unterstützt von Artillerielieferungen aus dem Westen, in den vergangenen Wochen Boden gutgemacht. Ukrainische Soldaten bauen einen Granatwerfer an der Frontlinie bei Charkiw auf am Samstag 23. Juli 2022. 
    Die ukrainische Armee hat, unterstützt von Artillerielieferungen aus dem Westen, in den vergangenen Wochen Boden gutgemacht. Ukrainische Soldaten bauen einen Granatwerfer an der Frontlinie bei Charkiw auf am Samstag 23. Juli 2022. 
    Bild: Keystone/Evgeniy Maloletka

    Kriegsziele des Kreml sind, dass die Ukraine die Gebiete Donezk und Luhansk abtritt und die bereits 2014 von Russland annektierte Krim als russisch anerkennt.

    Mit seiner Ankündigung, die politische Führung in Kiew auswechseln zu wollen, widerspricht Lawrow auch eigenen Aussagen vom April. «Wir haben nicht vor, das Regime in der Ukraine zu wechseln», sagte der russische Chefdiplomat damals in einem Interview mit dem Fernsehsender India Today. Es sei Aufgabe der Ukrainer zu entscheiden, unter welcher Führung sie leben wollten, versicherte Lawrow damals.

  • 18.23 Uhr

    Ukraine sieht Wendepunkt im Kampf um Cherson gekommen

    Die Ukraine hat erste Erfolge bei der geplanten Rückeroberung der von Russland besetzten Region Cherson verkündet. «Wir können sagen, dass ein Wendepunkt auf dem Schlachtfeld erreicht wurde», sagte Serhij Chlan von der Kiew-treuen Militärverwaltung Chersons am Sonntag in einem Fernsehinterview. «Wir sehen, dass unsere Streitkräfte offen vorrücken», fügte Chlan hinzu.

    Die ukrainischen Truppen würden von der Defensive in die Gegenoffensive wechseln. Chlan sagte, dass Cherson «definitiv bis September befreit» sein werde. Demnach bereiten die Ukrainer eine Bodenoffensive vor.

    Die ukrainische Armee hat, unterstützt von Artillerielieferungen aus dem Westen, in den vergangenen Wochen Boden in der südukrainischen Region gutgemacht. Russische Truppen hatten die Hauptstadt Chersons gleichen Namens am 3. März erobert. Die Region ist wichtig für die Landwirtschaft der Ukraine und liegt nahe der Krim-Halbinsel, die Russland 2014 annektiert hatte.

  • 17.19 Uhr

    Lawrow: Transport von ukrainischem Getreide wird abgesichert

    Russlands Aussenminister Sergej Lawrow hat nach den Raketenangriffen auf die Hafenstadt Odessa bekräftig, dass die internationale Einigung über die Ausfuhr von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer gültig ist. Die Passage über einen Seekorridor solle von einem Kontrollzentrum in Istanbul überwacht werden, sagte Lawrow am Sonntag bei einem Besuch in der ägyptischen Hauptstadt Kairo. Dort sollen Vertreter der Ukraine, Russlands, der Türkei und der Vereinten Nationen tätig sein. Russische und türkische Streitkräfte würden gemeinsam auf dem offenen Meer für die Sicherheit der Schiffe sorgen, sagte Lawrow.

    «Und wenn die Schiffe in Richtung der ukrainischen Häfen fahren, um neue Lebensmittelladungen aufzunehmen, dann wird auch eine Kontrolle gewährleistet, die sicherstellt, dass niemand auf dem Weg in die ukrainischen Häfen Waffen dorthin bringt», sagte Lawrow. Er erinnerte auch daran, dass am vergangenen Freitag in Istanbul zwei Dokumente unterzeichnet wurden – zum einen für den Getreide-Export aus der Ukraine; zum anderen darüber, dass sich die Vereinten Nationen für leichtere Exporte von russischen Lebensmitteln und Dünger einsetzen.

    Moskau beklagt, dass die von der EU und den USA im Zuge von Russlands Krieg gegen die Ukraine verhängten Sanktionen mit ihrer Strahlkraft inzwischen den Export bremsen, obwohl Lebensmittel direkt nicht betroffen sind. Nach Darstellung Lawrows will UN-Generalsekretär António Guterres sich selbst um die Aufhebung der «illegalen Beschränkungen» bemühen. «Wir werden darauf hoffen, dass ihm das gelingt», sagte Lawrow.

    Der Westen habe es selbst in der Hand, die durch hohe Preise aufgeheizte Lage auf dem Lebensmittelmarkt zu entspannen. Dazu müssten etwa die Sanktionen aufgehoben werden, die Russlands Export von Getreide und Düngemittel behinderten, sagte Lawrow. Russland werde zudem selbst weiter alles dafür tun, seine Verpflichtungen als Getreidelieferant zu erfüllen.

  • 16.34 Uhr

    Moskau sichert Kairo russische Getreidelieferungen zu

    Nachdem in Istanbul unterzeichneten Getreideabkommen hat der russische Aussenminister Sergej Lawrow Ägypten zugesichert, dass sein Land sich an seine Lieferzusagen halten werde. Moskau habe «den Einsatz der russischen Exporteure von Getreideprodukten» bestätigt, «all ihre Verpflichtungen zu erfüllen», sagte Lawrow am Sonntag bei einer Pressekonferenz in Kairo nach Gesprächen mit seinem ägyptischen Kollegen Sameh Schukri.

    Der russische Aussenminister Sergej Lawrow (l.) mit seinem ägyptischen Kollegen Sameh Schukri (r)beim Treffen in Kairo am 24. Juli 2022. 
    Der russische Aussenminister Sergej Lawrow (l.) mit seinem ägyptischen Kollegen Sameh Schukri (r)beim Treffen in Kairo am 24. Juli 2022. 
    KEYSTONE/EPA/RUSSIAN FOREIGN MINISTRY PRESS SERVICE HANDOUT

    Der russische Aussenminister sagte am Sonntag in Kairo zudem, es herrsche «Zufriedenheit auf beiden Seiten» über die Beziehungen zwischen Russland und Ägypten. Er verwies auf den Auftrag zum Bau des ersten Atomkraftwerks in Ägypten, den Moskau erhalten habe. Lawrow wird nach seiner Ägypten-Visite unter anderem noch Uganda und Äthiopien besuchen.

  • 15.02 Uhr

    Ukrainische Häfen bereiten Ausfuhr von Getreide vor

    Nach der Einigung über die Ausfuhr von ukrainischem Getreide haben die unter internationaler Vermittlung festgelegten drei Häfen am Schwarzen Meer mit der Vorbereitung der Transporte begonnen. Die Arbeiten für die Wiederinbetriebnahme der Häfen in Odessa, Tschornomorsk und Juschnyj seien im Gange, teilte die für die Seehäfen zuständige Behörde bei Facebook mit.

    Gemäss der am Freitag in Istanbul getroffenen Vereinbarung würden die Schiffsverbände für den Getreideexport über den Seeweg vorbereitet, hiess es. Gebildet werde eine Karawane, die von einem Leitschiff angeführt werden solle. Die Behörde forderte Reedereien auf, ihre Schiffe dafür anzumelden.

    Russland räumt Angriff auf Odessa ein

    Russland räumt Angriff auf Odessa ein

    Die Regierung in Kiew sieht damit den Vertrag über die Wiederaufnahme von Getreidelieferungen in Gefahr.

    24.07.2022

    Die Vorbereitungen liefen ungeachtet der russischen Raketenangriffe vom Samstag auf den Hafen in Odessa. Das Verteidigungsministerium in Moskau hatte eingeräumt, militärisch genutzte Infrastruktur des Hafens beschossen zu haben. Das löste Ängste aus, das Getreide-Abkommen könne noch platzen.

    Russland hatte am Freitag in dem Abkommen zugesichert, Schiffe für den Export über einen Seekorridor fahren zu lassen und nicht zu beschiessen. Auch die drei beteiligten Häfen dürfen demnach nicht angegriffen werden. Es geht dabei unter anderem um die Ausfuhr von Millionen Tonnen Getreide. Die unter der Vermittlung der Vereinten Nationen und der Türkei unterzeichnete Einigung sieht vor, die Exporte von einem Kontrollzentrum in Istanbul überwachen zu lassen.

  • 14.12 Uhr

    Orban sieht den Westen mit Russland-Strategie gescheitert

    Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban sieht den Westen mit seiner Strategie gegen Russland gescheitert. «Die Sanktionen erschüttern Russland nicht», sagte er am Samstag vor Tausenden Anhängern im rumänischen Kurort Baile Tusnad. Dafür würden in Europa «Regierungen fallen wie Dominosteine». Er erwähnte dabei die – in Wirklichkeit aus ganz unterschiedlichen Gründen erfolgten – Entwicklungen in Italien, Grossbritannien, Bulgarien und Estland.

    Vor dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine habe der Westen die Sicherheitsansprüche Moskaus ignoriert, kritisierte Orban. «Mit US-Präsident Donald Trump und Bundeskanzlerin Angela Merkel wäre dieser Krieg nie passiert», meinte er – offenbar von der Einschätzung geleitet, dass diese Politiker – ähnlich wie er selbst – für eine russlandfreundlichere Politik gestanden hätten.

    Ungarn ist seit 1999 Mitglied der Nato und seit 2004 der EU. Die Sanktionspolitik der Union trug Orban bislang mit, erzwang aber mit einer Vetodrohung eine Ausnahmeregelung für russische Ölimporte. Zum russischen Präsidenten Wladimir Putin pflegt Orban immer noch ein recht gutes Verhältnis. Man müsse mit Moskau verhandeln und nicht die Ukraine aufrüsten, sagte er in seiner Rede.

  • 13.35 Uhr

    Leben an der Kriegsfront

    Die Kleinstadt Siwersk in der Ostukraine liegt nahe an der Front – und wird daher immer wieder Ziel russischer Angriffe. Die ukrainische Armee fordert die Zivilbevölkerung nun auf, die Stadt zu verlassen. Doch nicht jeder will gehen.

    Ukraine-Krieg: Tod und Zerstörung nach russischen Angriffen nahe der Front

    Ukraine-Krieg: Tod und Zerstörung nach russischen Angriffen nahe der Front

    Die Kleinstadt Siwersk in der Ostukraine nahe der Front wird immer wieder Ziel russischer Angriffe. Die ukrainische Armee fordert Zivilisten auf, die Stadt zu verlassen. Doch nicht jeder will gehen.

    23.07.2022

  • 12.18 Uhr

    Moskau: Angriff auf Odessa galt US-Waffen

    Das russische Verteidigungsministerium hat am Sonntag eine Stellungnahme zum Angriff auf den Hafen von Odessa veröffentlicht. Die Raketen seien auf ein Schiffsreparaturwerk abgefeuert worden, heisst es in der Mitteilung. In dem Dock seien ein ukrainisches Kriegsschiff und ein Lager mit von den USA gelieferten Harpoon-Raketen zerstört worden. Die Ukraine hat der russischen Kriegsmarine mit solchen Raketen schon mehrfach schwere Schläge versetzt.

    Zudem seien durch die Angriffe Anlagen zur Reparatur und zur Modernisierung des Bestandes der ukrainischen Seestreitkräfte ausser Betrieb genommen worden, hiess es in der Mitteilung der russischen Verteidigungsministeriums. 

    Russland hatte in dem am Freitag unterzeichneten Getreide-Abkommen zugesichert, Schiffe für den Export über einen Seekorridor fahren zu lassen und nicht zu beschiessen. Auch die ukrainischen Häfen am Schwarzen Meer dürfen demnach nicht angegriffen werden. Das Abkommen soll die Ausfuhr von Tonnen von Getreide ermöglichen.

  • 11.49 Uhr

    Lawrow zu Gesprächen in Kairo erwartet

    Der russische Aussenminister Sergej Lawrow ist zu Besuch in Ägypten, das im russischen Krieg in der Ukraine bislang eine neutrale Position eingenommen hat. Für Sonntag war ein Treffen mit dem ägyptischen Aussenminister Sameh Schukri vorgesehen. 

    Während einer Afrika-Reise wird Lawrow einem Bericht des staatlichen russischen Senders RT zufolge auch Äthiopien, Uganda und die Demokratische Republik Kongo besuchen. Damit will er der diplomatischen Isolation Russlands und Sanktionen durch den Westen entgegenwirken. Noch am Sonntag werde Lawrow den Generalsekretär der Arabischen Liga, Ahmed Abul Gheit, treffen. Er werde auch zu den ständigen Vertretern der Organisation sprechen.

    Afrikanische Länder sind von den Auswirkungen des russischen Kriegs in der Ukraine mit am stärksten betroffen. Lawrow wies in einem Artikel auf der Webseite seines Ministeriums Vorwürfe des Westens zurück, dass Russland für die globale Lebensmittelkrise verantwortlich sei. Das sei «ein weiterer Versuch, die Schuld anderen zuzuschieben», schrieb Lawrow. Er lobte, dass afrikanische Länder «einen unabhängigen Pfad» gewählt hätten, indem sie sich an Sanktionen gegen Russland nicht beteiligt hätten.

    Russlands Aussenminister Sergej Lawrow besucht eine Reihe von afrikanischen Staaten.
    Russlands Aussenminister Sergej Lawrow besucht eine Reihe von afrikanischen Staaten.
    Bild: Maxim Shemetov/Pool Reuters/AP/dpa
  • 10.51 Uhr

    Erster russischer Kommentar zu Raketenbeschuss

    Einen Tag nach den international verurteilten Raketeneinschlägen in der Hafenstadt Odessa hat Russland die Angriffe erstmals eingeräumt. Die Kaliber-Raketen hätten mit einem «hochpräzisen Schlag» ein Objekt militärischer Infrastruktur im Hafen von Odessa getroffen, teilte die Sprecherin des russischen Aussenministeriums, Maria Sacharowa, am Sonntag auf dem Messengerdienst Telegram mit.

    Sie sprach von einem Kriegsschiff, das getroffen worden sei. Die ukrainische Seite hatte davor erklärt, zwei russische Raketen seien im Hafen eingeschlagen, zwei weitere seien abgefangen worden.

    Sacharowas Kommentar zu dem Vorfall war die erste offizielle Äusserung von russischer Seite zu dem Thema. Davor hatte Moskau jegliche Verantwortung von sich gewiesen.

    Der Angriff am Samstagmorgen hatte international Entsetzen ausgelöst, weil Russland erst am Vortag in Istanbul eine Vereinbarung über die Ausfuhr von ukrainischem Getreide auch aus diesem Hafen in Odessa unterzeichnet hatte. Die Vereinbarung hat weiter ihre Gültigkeit.

  • 10.17 Uhr

    London: Russen haben Krieg nicht ausgeweitet

    Grossbritannien wirft der russischen Führung irreführende Aussagen zu angeblichen neuen Kriegszielen vor. Der russische Aussenminister Sergej Lawrow hatte mit Blick auf Waffenlieferungen des Westens an die Ukraine in dieser Woche mit der Einnahme weiterer Gebiete in dem Land gedroht. «Das ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht wahr», hiess es am Sonntag in einer Einschätzung des britischen Verteidigungsministeriums.

    Russland habe seinen Krieg nicht «ausgeweitet». Vielmehr sei es von Anfang an das Ziel der Invasion gewesen, auch andere Gebiete als die Volksrepubliken Luhansk und Donezk zu besetzen. Es sei realistisch, dass Lawrow mit seinen Äusserungen den Weg für Volksabstimmungen in weiteren Gebieten ebnen wolle.

    Lawrow hatte am Mittwoch im Interview des Moskauer staatlichen Fernsehsenders RT gesagt, es gehe nicht mehr nur um den Donbass mit den von Russland anerkannten «Volksrepubliken» Donezk und Luhansk und um die südukrainischen Gebiete Cherson und Saporischschja, sondern auch um «eine Reihe anderer Territorien».

  • 10.11 Uhr

    FDP-Chef Burkart hält nichts von Ratschlägen an Kiew

    Um den Krieg in der Ukraine zu beenden, sollte Kiew mit Russland verhandeln und womöglich sogar einige Regionen aufgeben – das raten Politiker*innen in allen möglichen Ländern der ukrainischen Staatsführung. Solchen Ratschlägen kann FDP-Parteipräsident Thierry Burkart jedoch nichts abgewinnen: 

    «Russland hat einen souveränen Staat angegriffen. Diese völkerrechtswidrige Invasion hat die Nachkriegsordnung Europas zerstört, nichts weniger», erklärt Burkart in einem Interview mit dem «SonntagsBlick». «Die Einzigen, die entscheiden, ob sie ihr Land verteidigen oder ob sie verhandeln, sind die Ukrainer. Niemand anderes hat das Recht darüber zu befinden.»

    Die Geschichte zeige, dass sich Aggressoren nicht im Zaum halten liessen, indem man ihre Forderungen erfülle. Aus seiner Sicht verbiete es sich, «vom gemütlichen Schweizer Wohnzimmer aus die Ukraine aufzufordern, unter Abtretung eines Teils ihres Staatsgebiets für einen Verhandlungsfrieden Hand zu bieten, damit es uns besser geht».

    Den Bundesrat stosse bei der Bewältigung der Folgen des Krieges an seine Grenzen, glaubt Burkart: Er bedauere, «dass es immer wieder Extrarunden braucht, bis der Bundesrat die richtige Entscheidung fällt», sagt er mit Blick auf die Diskussion um die Aufnahme ukrainischer Kriegsverletzter oder die Übernahme von EU-Sanktionen. Er habe den Eindruck, «dass die Zusammenarbeit unter den Departementen nicht optimal funktioniert und immer wieder Kompetenzstreitigkeiten auftreten». Das müsse besser werden.

    Man müsse aus der Geschichte lernen, sagt der FDP-Präsident und Aargauer Ständerat Thierry Burkart.
    Man müsse aus der Geschichte lernen, sagt der FDP-Präsident und Aargauer Ständerat Thierry Burkart.
    Bild: Keystone
  • 9.45 Uhr

    US-Delegation besucht Butscha

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj traf sich in Kiew mit einer Delegation des US-Kongresses, die nach Angaben von Botschafterin Bridget Brink ihre Unterstützung für die Ukraine bekräftigte. Die US-Vertreter hatten auch die Kiewer Vororte Irpin und Butscha besucht, wo russischen Besatzern schwerste Kriegsverbrechen und die Tötung vieler Zivilpersonen vorgeworfen wurden.

    «Die Ukrainer haben die Welt inspiriert mit ihrem mutigen Widerstand gegen Putins unrechtmässigen Krieg», sagte Adam Smith, demokratischer Abgeordneter und Mitglied des Repräsentantenhauses in Washington. Auf Twitter schrieb er, er habe in Irpin und Butscha «Beweise für russische Gräueltaten» mit eigenen Augen sehen können.

  • 9.04 Uhr

    Schweiz verurteilt Beschuss von Odessa

    Nach der EU und der UNO hat auch die Schweiz den Beschuss der südukrainischen Hafenstadt Odessa am Samstag durch Russland verurteilt. Es handle sich um eine «eklatante Missachtung» der drohenden Lebensmittel-Unsicherheit, heisst es in einer Mitteilung des Schweizer Aussendepartements vom Samstagabend. Die Schweiz appelliere mit Nachdruck an Russland, die vielversprechende Vereinbarung zum Getreide-Export aus den ukrainischen Häfen, die nur einen Tag davor unterzeichnet worden war, auch umzusetzen.

  • 8.58 Uhr

    50'000 Frauen in der urkainischen Armee

    In der ukrainischen Armee dienen laut Vizeverteidigungsministerin Hanna Maliar mehr als 50'000 Frauen, mehr als 5000 von ihnen stünden derzeit an der Front. Das sagte die Politikerin nach Angaben der Nachrichtenagentur Ukrinform bei einem internationalen Gipfel der First Ladies und Gentlemen in Kiew am Samstag.

    Von den 50'000 Frauen im ukrainischen Militär dienten insgesamt 38'000 als Soldatinnen, die übrigen gingen zivilen Aufgaben nach.

  • 8.30 Uhr

    Selenskyj verurteilt russische «Barbarei»

    Nach den Raketenangriffen auf den Hafen von Odessa stellt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Verhandlungen mit Russland grundsätzlich infrage. «Wenn irgendjemand auf der Welt früher gesagt hat, dass es notwendig ist, mit Russland in Dialog zu treten, Vereinbarungen zu treffen über eine Waffenruhe, ohne unser Gebiet von den Besatzern zu befreien, dann haben die heutigen Raketen die Möglichkeit solcher Aussagen zerstört», sagte er in einer am Samstagabend veröffentlichten Videobotschaft.

    Der Angriff mit Raketen auf die Hafenstadt wurde international verurteilt. Selenskyj selbst sprach von einem Akt «offensichtlicher russischer Barbarei».

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj 
    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj 
    AP

    Zu Beginn des 151. Kriegstags schildert er aus ukrainischer Sicht eine positive Entwicklung. Neben den Raketenangriffen habe es zwar erneut schwere Gefechte im Donbass und im Gebiet Charkiw gegeben. Dennoch sei auch sichtbar, dass sich die Ukraine in Richtung Sieg bewege, glaubt Selenskyj. Vor allem zeige sich das in der Region Cherson im Süden: «Die Streitkräfte der Ukraine bewegen sich Schritt für Schritt in dem Gebiet vorwärts»

    Russland hatte die südukrainische Region am Schwarzen Meer unmittelbar nach Kriegsbeginn Ende Februar eingenommen. Moskau-treue Separatisten dort kündigten zuletzt an, sie wollten eine Volksabstimmung für einen Beitritt zu Russland ansetzen. Die Ukraine will das verhindern und das Gebiet auch mithilfe der von den USA und anderen Nato-Staaten gelieferten schweren Waffen zurückerobern.