Russland Selenskyj zum Gedenken an 1945: Ukraine kämpft gegen das neue Böse

SDA

8.5.2024 - 15:27

Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, empfängt Robert Habeck, den Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, im Präsidentenpalast. Foto: Kay Nietfeld/dpa
Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, empfängt Robert Habeck, den Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, im Präsidentenpalast. Foto: Kay Nietfeld/dpa
Bild: Keystone

Zum Jahrestag des Weltkriegsendes 1945 hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj den aktuellen Abwehrkampf gegen Russland in die Tradition des Sieges über Hitler-Deutschland gestellt. Der Staatschef besuchte am Mittwoch den Ort Jahidne im nordukrainischen Gebiet Tschernihiw, den Schauplatz eines mutmasslichen russischen Kriegsverbrechens 2022.

«Vor 80 Jahren kämpften Millionen von Ukrainern, um den Nazismus für immer zu besiegen», sagte er in einer Videobotschaft, die dort aufgezeichnet wurde. «Doch heute stellen sich die Ukrainer erneut gegen das Böse, das wiedergeboren wurde, wiedergekommen ist und uns erneut vernichten will.»

In Jahidne hatte die russische Besatzung im März 2022 mehr als 350 Dorfbewohner, darunter 80 Kinder, über Wochen in den Keller der Schule gesperrt. Der Fall ist nicht nur durch ukrainische Angaben, sondern auch durch Recherchen internationaler Medien belegt. Selenskyj sagte, 10 Menschen seien in dieser Gefangenschaft gestorben und weitere 17 getötet worden. Für ihn zeige das Geschehen, wie Russland unter Wladimir Putin sei. «Wenn das nicht Nazismus ist, was ist es dann?», fragte Selenskyj in dem sehr emotionalen Video.

Russland begeht den 9. Mai, den Jahrestag der Kapitulation Hitler-Deutschlands im Zweiten Weltkrieg 1945, seit Jahren als pompösen Feiertag. Moskau versucht auch, den von Putin vor zwei Jahren befohlenen Angriffskrieg gegen die Ukraine als angebliche Fortsetzung im Kampf gegen den Faschismus darzustellen.

Selenskyj sagte, die Welt habe Hitler entschlossen Widerstand geleistet – und nicht etwa bei ihm Öl gekauft oder seine Amtseinführung besucht. Er spielte damit auf die andauernden russischen Ölexporte und Putins Amtseid im Kreml vom Vortag an.

Die ukrainische Armee habe Jahidne Ende März 2022 befreit, sagte Selenskyj. Er sieht darin ein Symbol, dass sich Geschichte wie beim Sieg über die Nazis wiederholen könne: «Jeder, der gekommen ist, um uns zu zerstören, wird schliesslich aus dem ukrainischen Land fliehen.»