Missbrauch St. Gallen verzichtet auf weitere Untersuchung zu «Domino Servite»

masn, sda

11.10.2023 - 17:36

Blick auf die "Christliche Schule Linth", die ehemalige Privatschule "Domino Servite". (Archivbild)
Blick auf die "Christliche Schule Linth", die ehemalige Privatschule "Domino Servite". (Archivbild)
Keystone

Das Bildungsdepartement verzichtet auf eine weitere Untersuchung im Zusammenhang mit den Vorwürfen über mutmassliche Züchtigungen an ehemaligen Schülerinnen und Schüler in einer Privatschule in Kaltbrunn SG. Stattdessen werde eine Anlaufstelle geschaffen.

11.10.2023 - 17:36

Seit einer «DOK»-Sendung des Schweizer Radio und Fernsehens (SRF) betreffend die Privatschule «Domino Servite» haben sich beim St. Galler Bildungsdepartement vier weitere mutmassliche Opfer gemeldet, wie Stefan Kölliker (SVP), Vorsteher des St. Galler Bildungsdepartements, auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte.

Insgesamt seien bis jetzt fünf ehemalige Schülerinnen und Schüler der Privatschule an den Kanton gelangt. Ein Aussteiger aus der Gemeinschaft wies gemäss einer am Mittwoch verschickten Mitteilung des Bildungsdepartements bereits im Jahr 1999 auf Missbräuche gegenüber den Kindern, namentlich körperliche Züchtigungen, hin.

Im Schreiben vom Mittwoch betonte das Bildungsdepartement, dass aus Sicht der St. Galler Regierung die damalige Schulaufsicht genügend unternommen habe, um Verdachtsfälle bei der Privatschule zu überprüfen.

Dass dies damals nicht gelungen sei, sei erklärbar und eine neuerliche Untersuchung sei nicht erforderlich, hiess es in der Mitteilung weiter. «Es steht zum Teil Aussage gegen Aussage. Und uns liegen keine neuen Erkenntnisse vor, welche weitergehende Massnahmen des Kantons verlangten», ergänzte Kölliker.

Für die Schulaufsicht sei vor 25 Jahren die Untersuchung schwierig gewesen, weil sich in der Glaubensgemeinschaft die Eltern von Schülerinnen und Schülern und das Schulpersonal gegenseitig gedeckt hätten, so Kölliker weiter. Nun wolle das Bildungsdepartement die mutmasslichen Opfer mit einer Anlaufstelle unterstützen. Es gelte abzuwarten, welche Meldungen an das Departement gelangten und welche Schritte der Kanton im Falle weiterer Anschuldigungen unternehme.

Aufsicht über Privatschulen wird diskutiert

Die Anlaufstelle habe das Ziel, den ehemaligen Schülerinnen und Schülern eine Möglichkeit zu geben, sich mitzuteilen. Zudem sollen die Personen an unabhängige, professionelle Beratungs- und Unterstützungsstellen verwiesen werden können. Im Rahmen der Totalrevision des Schulgesetzes werde zudem überprüft, inwieweit die Aufsicht über die Privatschulen weiter ausgebaut werden könne, teilte das Bildungsdepartement mit.

Im Format «DOK» des SRF erhoben ehemalige Schützlinge der evangelikalen Privatschule «Domino Servite», die heute «Christliche Schule Linth» heisst, schwere Vorwürfe. Sie berichteten unter anderem von systematischen Schlägen mit Gürteln und psychischer Gewalt.

Im Film wird auch der Gründer der Schule, der frühere Schweizer Chocolatier Jürg Läderach beschuldigt, Kinder geschlagen zu haben. Gegenüber Keystone-SDA schrieb Läderach im September, er habe niemals Kinder oder Jugendliche geschlagen oder anderweitig misshandelt.

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