Erkrankter Präsident Trump ist zurück im Weissen Haus – und verharmlost das Virus weiter

Agenturen/dor

6.10.2020 - 03:27

Der wohl immer noch ansteckende US-Präsident Donald Trump entfernt am Montagabend nach seiner Rückkehr aus dem Spital auf dem Balkon des Weissen Hauses seine Maske.
Der wohl immer noch ansteckende US-Präsident Donald Trump entfernt am Montagabend nach seiner Rückkehr aus dem Spital auf dem Balkon des Weissen Hauses seine Maske.
Source: Keystone/EPA/Ken Cedeno/Pool

US-Präsident Donald Trump ist nach seinem Spitalaufenthalt wegen der Coronavirus-Infektion wieder im Weissen Haus. Er fühle sich gut. Ärzte befürchten jedoch, sein demonstrativ sorgloser Umgang mit dem Virus könnte die Ausbreitung antreiben.

US-Präsident Donald Trump hat am Montagabend (Ortszeit) nach nur drei Tagen Behandlung das Walter Reed Army Medical Center verlassen und ist ins Weisse Haus zurückgekehrt, wo er weiterhin gegen die Corona-Erkrankung Covid-19 behandelt wird. Nach Angaben seines Arztes soll Trump weiter rund um die Uhr betreut werden, da er für den Zeitraum einer Woche wohl noch nicht «über den Berg» sei.

Trump inszenierte seine Ankunft als Demonstration von Stärke: Er stieg die Treppe zum Balkon auf der Südseite seiner Residenz hoch, nahm dort die Gesichtsmaske ab und salutierte dem Piloten seines abfliegenden Helikopters. «Ich fühle mich gut», erklärte er und hob beide Daumen. Trump dürfte noch ansteckend sein und müsste nach Vorgaben von Gesundheitsbehörden die Maske tragen, um Personen in seiner Nähe zu schützen. Auf Fernsehbildern von Montagabend war nicht zu erkennen, dass er die Maske bei Betreten des Weissen Hauses wieder aufgesetzt hätte.

Zuvor war Trump zu Fuss aus dem Spital zu einem wartenden Geländewagen gegangen und hatte eine erhobene Faust gezeigt. Den Reportern vor Ort sagte er: «Danke vielmals.» Ein Helikopter hatte ihn zum Weissen Haus geflogen. Sein Arzt Sean Conley teilte mit, Trump habe alle Kriterien erfüllt oder übertroffen, um entlassen zu werden.

Kurz vor seiner Entlassung hatte Trump auf Twitter mit Aussagen zur bevorstehenden Entlassung, die eine Covid-Krankheit als gut beherrschbar erscheinen liessen, Aufsehen erregt: «Habt keine Angst vor Covid. Lasst es nicht euer Leben dominieren. Wir haben unter der Trump-Administration einige wirklich grossartige Medikamente und Wissen entwickelt. Ich fühle mich besser als vor 20 Jahren!»



Kein Umdenken trotz eigener Coronavirus-Erkrankung

Seine Erfahrung mit der Krankheit ist deutlich anders, als die der meisten US-Bürger, die ihre Symptome zu Hause alleine aushalten und teils befürchten müssen, dass sie sich verschlimmern. Trump dagegen befand sich in der Präsidentensuite eines der besten Spitäler der USA und hat Medikamente bekommen, die für die Öffentlichkeit noch gar nicht zugänglich sind. Im Weissen Haus ist ein Ärzteteam 24 Stunden am Tag verfügbar und überwacht seine Symptome. Mehr als 210'000 US-Amerikaner sind mit dem Virus ums Leben gekommen.

Mediziner zeigten sich besorgt, dass Trumps eigene Erkrankung kein Umdenken hinsichtlich der Gefahr durch das Virus bewirkt habe. «Wir müssen realistisch sein: Covid ist eine grosse Bedrohung für die amerikanische Bevölkerung», sagte David Nace vom medizinischen Zentrum der University of Pittsburgh. «Die meisten Menschen hätten nicht so viel Glück wie der Präsident», sagte Nace mit Bezug auf Trumps Zugang zu medizinischer Versorgung.

«Es ist eine gewissenlose Nachricht», meinte auch Sadiya Khan von der medizinischen Fakultät der Northwestern University. «Ich würde so weit gehen, zu sagen, dass sie die Ausbreitung beschleunigen oder verschlimmern kann.»

Trump zurück im Weissen Haus

Trump zurück im Weissen Haus

Geläutert klingt anders: «Habt keine Angst vor dem Virus», sagte US-Präsident Donald Trump nach seiner Entlassung aus dem Militärspital. Am Montag kehrte er ins Weisse Haus zurück.

06.10.2020

Trumps Arzt Conley veröffentlichte mit Verweis auf die ärztliche Schweigepflicht keine medizinischen Scans von Trumps Lunge. Covid-19 kann bei einigen Patienten die Lunge signifikant schädigen. Auch das Datum von Trumps negativen Virustest teilte Conley nicht mit. Von dem Zeitpunkt wäre abzulesen, wie sich die Krankheit entwickelt hat und an welchem Punkt des Krankheitsverlaufs sich Trump befindet. Er kündigte an, den Wahlkampf bald wieder aufnehmen zu wollen. Am 3. November wird in den USA gewählt.



Ausmass des Ausbruchs im Weissen Haus noch ungeklärt

Trumps Entlassung aus dem Spital warf auch die Frage auf, wie die Regierung andere Beamte vor dem Virus schützen würde. Im Weissen Haus laufen noch immer Untersuchungen, die das Ausmass eines Ausbruchs in der US-Machtzentrale klären soll, bei dem im Verlauf einer Woche mehr als ein Dutzend enger Kontakte des Präsidenten mit dem Coronavirus infiziert wurden. Noch am Montag teilte die Sprecherin des Weissen Hauses, Kayleigh McEnany, mit, dass sie positiv auf das Coronavirus getestet worden sei. Sie habe zunächst keine Symptome entwickelt, begebe sich aber in Quarantäne.

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