Streng bewachte Grenze Überläufer flieht zurück nach Nordkorea

dpa

3.1.2022 - 16:30

Im November 2020 hat ein Mann aus Nordkorea die Flucht in den Süden geschafft. Jetzt ist er offenbar durch den Minengürtel in die Diktatur zurückgekehrt.

3.1.2022 - 16:30

Schon im November 2020 soll es der Mann über die schwer gesicherte Demarkationslinie geschafft haben. Das südkoreanische Militär sieht sich mit unangenehmen Fragen zur Sicherheitslage konfrontiert.

Die Person, die am Neujahrstag von Südkorea nach Nordkorea gelangte, hat die stark befestigte Grenze vermutlich bereits zum zweiten Mal überwunden. Es soll sich um denselben Überläufer handeln, der Ende 2020 von Nord- nach Südkorea kam, wie das südkoreanische Verteidigungsministerium am Montag mitteilte. Man versuche, entsprechende Informationen zu bestätigen.



Bilder ähneln übergelaufenem Turner

Ein Beamter des Ministeriums sagte, die Erklärung beziehe sich auf einen ehemaligen nordkoreanischen Staatsbürger, der im November 2020 südlich der Grenze festgenommen worden sei. Der Mann habe sich als ehemaliger Turner zu erkennen gegeben und den Ermittlern gesagt, dass er über die Stacheldrahtzäune geklettert sei um überzulaufen.

Nach Angaben des Militärs zeigte eine Überwachungskamera am Samstag eine Person, die sich im östlichen Teil der Grenze auf nordkoreanisches Gebiet zubewegte. Das Aussehen der Person stimmte mit dem ehemaligen Überläufer überein, wie der Ministeriumsbeamte sagte. Ein Wärmesensor habe nach dem Grenzübertritt vier Personen im nördlichen Teil der Grenze entdeckt. Dies könnte darauf hindeuten, dass drei nordkoreanische Soldaten den Überläufer von der Grenze weggebracht hätten. Über das Schicksal der Person sei nichts bekannt.

Südkoreanische Soldaten patrouillieren am 2. Januar 2022 an der Grenze zu Nordkorea. Einen Tag zuvor soll ein Nordkoreaner ein zweites Mal die Grenze überquert haben. Nun wieder zurück nach Norden.  
Südkoreanische Soldaten patrouillieren am 2. Januar 2022 an der Grenze zu Nordkorea. Einen Tag zuvor soll ein Nordkoreaner ein zweites Mal die Grenze überquert haben. Nun wieder zurück nach Norden.  
Bild: Keystone

Er befand sich angeblich in wirtschaftlichen Schwierigkeiten

Südkorea forderte Nordkorea über eine militärische Hotline auf, die Sicherheit der Person zu gewährleisten. Nach Angaben des südkoreanischen Verteidigungsministeriums antwortete Nordkorea, dass es die südkoreanischen Nachrichten erhalten habe, ging aber nicht auf den Überläufer ein. Im September 2020 hatte Nordkorea einen südkoreanischen Fischereibeamten erschossen, der in den Gewässern entlang einer Seegrenze trieb. Nach Angaben Südkoreas hatten die nordkoreanischen Truppen den Befehl, jeden zu erschiessen, der die Grenze illegal überschreitet, um ein Einschleppen des Coronavirus zu verhindern.

Südkoreanischen Medienberichten zufolge arbeitete der ehemalige Turner aus Nordkorea als Reinigungskraft in Südkorea und hatte wirtschaftliche Schwierigkeiten. Das Verteidigungsministerium lehnte es ab, die Berichte zu bestätigen, sagte aber, eine erste Untersuchung habe ergeben, dass er in Südkorea weder Spionage noch andere verdächtige Aktivitäten betrieben habe. Das Ministerium äusserte sich nicht dazu, warum der Mann in den Norden zurückkehrte.

Nur 30 von 34'000 Überläufern kehrten in den Norden zurück

Seit den späten 1990er Jahren flohen nach südkoreanischen Behördenangaben rund 34'000 Nordkoreaner aus wirtschaftlichen und politischen Gründen nach Südkorea. Nur etwa 30 kehrten in den letzten zehn Jahren nach Nordkorea zurück. Beobachter gehen davon aus, dass die Rückkehrer Schwierigkeiten hatten, sich an das Leben in Südkorea anzupassen oder von nordkoreanischen Agenten erpresst wurden, die drohten, ihren Angehörigen etwas anzutun, wenn sie nicht zurückkehrten.

Die Überwindung der schwer gesicherten, rund 250 Kilometer langen Grenze ist selten. Die grosse Mehrheit der nordkoreanischen Überläufer kam über China und südostasiatische Länder nach Südkorea.

Der Grenzübertritt am Samstag warf Fragen zur Sicherheitslage Südkoreas auf, da das Eindringen der Person in die entmilitarisierte Zone (DMZ) von den Soldaten stundenlang nicht bemerkt wurde, obwohl Überwachungskameras die Person aufgenommen hatten. Das Militär bestätigte, dass Soldaten entsandt worden waren, die Person aber nicht finden konnten. In den letzten Jahren sah sich das südkoreanische Militär mit ähnlicher Kritik konfrontiert, als Nordkoreaner unbemerkt die entmilitarisierte Zone passierten, um überzulaufen. Einer von ihnen klopfte an die Tür einer südkoreanischen Kaserne.

dpa/uri

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