Der ehemalige SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz verfolgt die Debatte im Bundestag. Schulz hat im Rückblick schwere Fehler eingeräumt, sieht sich aber zugleich als Sündenbock seiner Partei.
Im März 2017 war Martin Schulz als eine Art Heilsbringer der deutschen SPD angetreten: Auf dem Parteitag erhielt er bei der Wahl zum Vorsitzenden 100 Prozent der Stimmen.
Kurz nach seiner Wahl zum Parteichef hatte Martin Schulz die SPD in den Umfragen beflügelt. Ihm wurden sogar Chancen auf die Kanzlerschaft eingeräumt.
Im Rückblick gesteht Martin Schulz: «Ich habe dumme Fehler gemacht».
Andrea Nahles hatte Martin Schulz vor Sigmar Gabriel gewarnt: «Entweder du killst ihn, oder er killt dich».
Gabriel (rechts) hatte im Januar 2017 seinen Posten als Parteivorsitzender für Schulz freiwillig geräumt, um Aussenminister werden zu können.
Als Schulz am Ende der Koalitionsverhandlungen mit der Union nach dem Amt des Aussenministers griff, versetzte ihm Gabriel mit einem Interview über den Mann mit den «Haaren im Gesicht» den finalen Schlag.
In die Regierung von Bundeskanzlerin Angela Merkel einzutretten, hatte Martin Schulz zuvor kategorisch ausgeschlossen.
Die deutschen Narren hatten bei den Rosenmontagsumzügen ihre eigene Sicht der Dinge.
Martin Schulz: Ein beispielloser Absturz
Der ehemalige SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz verfolgt die Debatte im Bundestag. Schulz hat im Rückblick schwere Fehler eingeräumt, sieht sich aber zugleich als Sündenbock seiner Partei.
Im März 2017 war Martin Schulz als eine Art Heilsbringer der deutschen SPD angetreten: Auf dem Parteitag erhielt er bei der Wahl zum Vorsitzenden 100 Prozent der Stimmen.
Kurz nach seiner Wahl zum Parteichef hatte Martin Schulz die SPD in den Umfragen beflügelt. Ihm wurden sogar Chancen auf die Kanzlerschaft eingeräumt.
Im Rückblick gesteht Martin Schulz: «Ich habe dumme Fehler gemacht».
Andrea Nahles hatte Martin Schulz vor Sigmar Gabriel gewarnt: «Entweder du killst ihn, oder er killt dich».
Gabriel (rechts) hatte im Januar 2017 seinen Posten als Parteivorsitzender für Schulz freiwillig geräumt, um Aussenminister werden zu können.
Als Schulz am Ende der Koalitionsverhandlungen mit der Union nach dem Amt des Aussenministers griff, versetzte ihm Gabriel mit einem Interview über den Mann mit den «Haaren im Gesicht» den finalen Schlag.
In die Regierung von Bundeskanzlerin Angela Merkel einzutretten, hatte Martin Schulz zuvor kategorisch ausgeschlossen.
Die deutschen Narren hatten bei den Rosenmontagsumzügen ihre eigene Sicht der Dinge.
Es war ein beispielloser Absturz. Martin Schulz hat für die deutsche SPD die grosse Koalition ausgehandelt. Heute sitzt er als einfacher Abgeordneter im Bundestag. Und sagt, dass er viel früher hätte zurücktreten müssen. Seiner Partei bescheinigt er Gnadenlosigkeit.
Wenn Martin Schulz zurückblickt auf das verrückte Jahr, das hinter ihm liegt, fühlt er sich an «House of Cards» erinnert, die US-Serie über Macht, Brutalität und Niedertracht in der Politik. Schulz räumt ein, dass er Fehler gemacht habe als Kanzlerkandidat und SPD-Chef, «dumme Fehler», wie er sagt. Aber er fühlt sich auch als Opfer, als «idealer Sündenbock», der an seiner eigenen Anständigkeit gescheitert ist.
So hat es der 62-Jährige dem «Spiegel»-Reporter Markus Feldenkirchen erzählt, der Schulz vor der Bundestagswahl über Monate hinweg begleitet hat. Viele in der SPD waren fassungslos, als der «Spiegel» Ende September mit seiner «Schulz-Story» erschien. Selbstzweifel, Hilflosigkeit, Frustration - Schulz hatte dem Autor Einblicke in seine Seelenlage gewährt, wie sie in der Politik bislang beispiellos waren («Die Leute finden mich peinlich. Die lachen doch über mich.»).
«Gott bin ich müde. So unfassbar müde»
Jetzt hat Feldenkirchen nachgelegt. Er hat Schulz bis zum Ende seines Weges begleitet, bis zu jenem kalten Februartag, an dem der SPD-Chef nach Berlin aufbricht, um sein Amt niederzulegen. Die Geschichte, die der Autor für den neuen «Spiegel» und sein Buch «Die Schulz-Story» aufgeschrieben hat, zeigt das Bild eines zutiefst erschöpften Mannes. «Gott bin ich müde. So unfassbar müde», sagte der 62-Jährige da. «Ob ich jemals wieder fit werde, weiss ich nicht. Ich glaube, ich brauche ein halbes Jahr, um wieder zu Kräften zu kommen.»
Schon der Anfang klingt filmreif. «Entweder du killst ihn, oder er killt dich», soll ihn Andreas Nahles Anfang 2017 mit Blick auf Sigmar Gabriel gewarnt haben. Der hatte Schulz damals SPD-Vorsitz und Kanzlerkandidatur angeboten, um selbst Aussenminister zu werden. Und lag Nahles damit völlig falsch? Als Schulz am Ende der Koalitionsverhandlungen mit der Union nach dem Amt des Aussenministers griff, war es Gabriel, der dem einstigen Freund mit seinem Interview über den Mann mit den «Haaren im Gesicht» den härtesten Schlag versetzte.
Zeitpunkt für den Rücktritt verpasst
Im Rückblick räumt Schulz ein, dass seine Entscheidung für das Auswärtige Amt ein Fehler war, nachdem er den Eintritt in ein Kabinett von Angela Merkel nach der Wahl noch ausgeschlossen hatte: «Ich habe das falsch eingeschätzt mit dieser Glaubwürdigkeitslücke. Komplett falsch eingeschätzt.»
Als Wendepunkt sieht Schulz die Entscheidung der SPD, nach den gescheiterten Jamaika-Sondierungen doch mit der Union über eine erneute Regierung zu verhandeln. «Da hätte ich zurücktreten müssen. Zu dem Zeitpunkt hätte ich gehen müssen.» Er habe den Schwenk zunächst nicht gewollt. Aber er habe damals gedacht, wenn der Bundespräsident ihn zu sich zitiere, könne er nicht Nein sagen oder zurücktreten. Seine Disziplin sei ihm zum Verhängnis geworden.
SPD eine «Schlangengrube»
«Ich war ein glückloser Parteiführer», bilanziert Schulz. «Ich glaube, ich bin nicht politisch gescheitert, aber sicher teilweise an den Strukturen der Partei zerschellt.» Die SPD könne gnadenlos sein. «Ich bin der ideale Sündenbock für alles, was die Partei seit Jahren falsch gemacht hat.» Seine Schwester hatte es nach seinem Rücktritt von einer «Schlangengrube» gesprochen. «Mein Bruder ist nur belogen und betrogen worden», sagte die Sozialdemokratin Doris Harst damals. «Andrea Nahles, Olaf Scholz und andere machen ihn zum Sündenbock für alles.»
Schulz meint, man habe ihm einen Strick gedreht aus dem Satz, dass er nicht in eine Regierung von Merkel eintreten würde. Dabei sei dieser Satz direkt nach der Bundestagswahl und damit zu einem Zeitpunkt gefallen, als die ganze Partei gegen einen Eintritt in die Regierung gewesen sei. «Jetzt geht die ganze Partei in die Regierung, nur der Parteichef darf es nicht.» Heute sitzt Schulz als einfacher Abgeordneter im Bundestag. Genauso wie Sigmar Gabriel.
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Auf den Hund gekommen: Vierbeiner der Indian Railway Protection Force zeigen anlässlich des indischen Nationalfeiertags ihre Kunststückchen.
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