«11’780 Stimmen zu finden» Wahlbeauftragte schildern in Ausschuss versuchte Einflussnahme Trumps

AP/tpfi

22.6.2022

Brad Raffensperger (M) hat sich geweigert, «11’780 Stimmen zu finden». 
Brad Raffensperger (M) hat sich geweigert, «11’780 Stimmen zu finden». 
Archivbild: Ben Gray/FR171789 AP/dpa

Die US-Demokratie war schon vor dem Sturm auf den Sitz des Kongresses massiven Angriffen ausgesetzt. Verlierer Trump versuchte, das Wahlergebnis zu seinen Gunsten zu kippen. Im Untersuchungsausschuss kommen jetzt jene zu Wort, die sich ihm widersetzten.

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22.6.2022

Der parlamentarische Untersuchungsausschuss zum Sturm auf das US-Kapitol will in seiner Sitzung am Dienstag die versuchte Einflussnahme des früheren Präsidenten Donald Trump auf den Ausgang der Wahl im Herbst 2020 ausführlich beleuchten. Als Zeuge aussagen soll unter anderen der für die Organisationen der Wahlen in Georgia zuständige Republikaner Brad Raffensperger, dem Trump damals den Auftrag gegeben hatte, «11’780 Stimmen zu finden», um das Wahlergebnis noch zu seinen Gunsten zu drehen. Raffensperger weigerte sich und zog damit den Zorn des Präsidenten auf sich. Trump verteidigte das Telefonat mit Raffensperger in sozialen Medien und beschrieb es als «perfekt».

Die vergeblichen Versuche Trumps, bei der Auszählung der Stimmen zu intervenieren, und die haltlosen Behauptungen des Präsidenten über Wahlbetrug führten nach Ansicht der Demokraten Wochen später zum Sturm der gewaltbereiten Trump-Anhänger auf das Kapitol. Dort wollten sie die endgültige Bestätigung des Wahlsieges von Joe Biden verhindern.

Trump-Anhänger tyrannisieren Wahlhelferin

Neben Raffensperger und dessen Stellvertreter Gabe Sterling sollte am Dienstag auch der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses von Arizona, Rusty Bowers, über Trumps versuchte Einflussnahme aussagen. Ebenso wie in Georgia ging die Präsidentschaftswahl in Arizona hauchdünn zu Gunsten Bidens aus. Bowers sagte, in einem Telefonat mit Trump habe dessen Anwalt Rudy Giuliani damals die Idee präsentiert, die Wahlleute aus Arizona, die letztlich den Präsidenten wählen, durch Gefolgsleute Trumps zu ersetzen.

Die Demokraten sehen in Trumps Verhalten bis hin zu seiner Rede am 6. Januar 2021, mit der er seine Anhänger mutmasslich zum Sturm aufs Kapitol aufstachelte, einen versuchten Putsch. Viele, die sich gegen ihn stellten, sind bis heute Drohungen ausgesetzt. Eine Wahlhelferin aus Georgia, Wandrea Moss, wollte vor dem Ausschuss darüber berichten, wie sie und ihre Mutter wegen Schikanen von Trump-Anhängern kaum noch ein normales Leben führen könnten.