Wut im Iran «Tod für Amerika»: Iran stachelt «trauernde» Bevölkerung an

SDA/tasc

5.1.2020

«Tod für Amerika» skandierten zehntausende Demonstranten im Iran. In dem Mullah-Staat haben die tagelangen Trauerfeiern für den im Irak bei einem US-Drohnenangriff getöteten iranischen Top-General Ghassem Soleimani begonnen.

Mit massiven Drohungen gegen die USA haben im Iran die tagelangen Trauerfeiern für den im Irak bei einem US-Drohnenangriff getöteten iranischen Top-General Ghassem Soleimani begonnen. Zehntausende folgten dem Aufruf.

Zum Auftakt in der südwestiranischen Stadt Ahvas kamen am Sonntag in schwarz gekleidete Trauernde zusammen und forderten den «Tod Amerikas», wie in Aufnahmen des iranischen Staatsfernsehens zu sehen war. Die Leiche des einflussreichen Generals war noch vor dem Morgengrauen nach Ahvas gebracht worden. Am Abend sollte Soleimani in die Hauptstadt Teheran überführt werden.

Der iranischen Nachrichtenagentur Isna zufolge versammelte sich die Menge auf dem Mollawi-Platz in Ahvas. Fernsehaufnahmen zeigten weinende Männer und Frauen, die sich zu schiitischen Trauergesängen auf die Brust schlugen. Viele Teilnehmer des Trauerzugs hielten Flaggen in den iranischen Nationalfarben Grün, Weiss und Rot sowie Porträts des getöteten Generals in die Höhe.

«Eine prächtige Menge ist bei der Zeremonie»

Der Platz in der 1,3 Millionen Einwohner zählenden Stadt und angrenzende Strassen waren mit Menschen gefüllt, wie Luftaufnahmen zeigten. «Eine prächtige Menge ist bei der Zeremonie», hiess es im Staatsfernsehen. Darunter seien Kinder, Jugendliche, Angehörige und Veteranen des Kriegs gegen den Irak in den 1980er-Jahren.

Der Leichnam des getöteten Chefs der für Auslandseinsätze zuständigen Al-Kuds-Brigaden war laut Isna noch vor dem Morgengrauen am Flughafen von Ahvas angekommen. Mit ihm wurden auch die sterblichen Überreste von fünf weiteren Mitgliedern der iranischen Revolutionsgarden nach Ahvas gebracht, ebenso wie die Leiche des bei dem US-Angriff getöteten irakischen Milizenführers Abu Mehdi al-Muhandis.

«Trump, hör zu»

Im iranischen Parlament in Teheran unterbrachen die Abgeordneten ihre Sitzung für mehrere Minuten und sangen «Tod für Amerika«, wie Isna berichtete. Parlamentspräsident Ali Laridschani sagte demnach: «Trump, hör zu, das ist die Stimme der iranischen Nation.«

Vor der Beisetzung Soleimanis am Dienstag in seiner Geburtsstadt Kerman finden in mehreren iranischen Städten Trauerzeremonien statt, darunter auch in der Hauptstadt Teheran. Dorthin sollten die Leichen noch am Sonntagabend gebracht werden. Am Montag ist geplant, dass Irans geistliches Oberhaupt Ayatollah Ali Chamenei vor Soleimanis Leiche betet. Danach soll Soleimanis Leiche in die heilige Stadt Ghom für eine weitere Zeremonie am Mausoleum von Masumeh gebracht werden.

«Schwere Vergeltung«

Soleimani war am frühen Freitagmorgen durch einen von US-Präsident Donald Trump angeordneten US-Drohnenangriff in der Nähe des Bagdader Flughafens getötet worden. Trump nannte den iranischen General den weltweiten «Terroristen Nummer 1». Soleimani habe einen unmittelbar bevorstehenden Angriff auf US-Bürger im Irak geplant.

Soleimani war einer der einflussreichsten Militärs seines Landes und Anführer der gefürchteten Al-Kuds-Brigaden der iranischen Revolutionsgarden. Die Führung in Teheran kündigte «schwere Vergeltung» für den Tod des Generals an. Trump warnte den Iran am Samstag vor Angriffen auf US-Bürger oder US-Einrichtungen und drohte mit US-Attacken auf 52 iranische Ziele.

Nach den Drohungen von Trump an die Adresse Teherans bestellte der Iran den Schweizer Botschafter eint. Dieser vertritt die US-Interessen in der Islamischen Republik. Die EU dringt auf eine politische Lösung des Konflikts. Im Gespräch mit Irans Aussenminister Mohammed Dschwad Sarif betonte der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell, «dass letztlich eine regionale politische Lösung der einzige Weg nach vorne ist, und dass die EU bereit ist, diesen zu unterstützen», wie der Auswärtige Dienst der EU am Sonntag mitteilte.

Mehrere Angriffe

Angesichts der erhöhten Spannungen will Grossbritannien zwei Kriegsschiffe in den Persischen Golf schicken. Der Zerstörer «HMS Defender» und die Fregatte «HMS Montrose» sollten Handelsschiffe in der strategisch wichtigen Strasse von Hormus schützen, teilte Verteidigungsminister Ben Wallace am späten Samstagabend mit. Nach einem Gespräch mit seinem US-Amtskollegen Mark Esper am Freitag rief Wallace alle Seiten dazu auf, eine Eskalation der Lage zu vermeiden.

Die US-Kräfte im Irak seien in den vergangenen Monaten wiederholt von Milizen angegriffen worden, die vom Iran unterstützt würden, fügte Wallace hinzu. «Nach internationalem Recht haben die Vereinigten Staaten das Recht, sich gegen diejenigen zu verteidigen, die eine unmittelbare Bedrohung für ihre Bürger darstellen», betonte er. In der Strasse von Hormus war es im Sommer 2019 zu mehreren Angriffen auf Öltanker gekommen, hinter denen die USA den Iran vermuten.

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