Studienergebnis «erschreckt» Autoren Ausländer sterben doppelt so oft an oder mit Covid wie Schweizer

uri

7.2.2022

Behandlung eines Covid-Patienten in einem Schweizer Spital. (Archiv)
Behandlung eines Covid-Patienten in einem Schweizer Spital. (Archiv)
Bild: Keystone

Menschen ohne Schweizer Pass wurden nicht nur früher von der Corona-Pandemie getroffen, sie haben auch ein bedeutend höheres Risiko an Covid-19 zu sterben. Das zeigt eine Analyse von Daten des Bundes. 

uri

7.2.2022

Vor dem Virus sind längst nicht alle gleich: Schon länger ist bekannt, dass ärmere Menschen häufiger an Covid-19 erkranken und auch stärker unter wirtschaftlichen Einbussen zu leiden haben. Wie eine Datenauswertung im Auftrag des Mediendienstes Integration zeigt, haben in der Schweiz lebende Ausländerinnen und Ausländer ein bedeutend höheres Risiko, an Covid-19 zu sterben.

Die Analyse, die auf Daten des Bundesamts für Statistik (BFS) beruht und über die zunächst der «Blick» berichtete, wartet mit drastischen Zahlen auf. Im Vergleich zu vor der Pandemie im Jahr 2019 stieg die Sterblichkeit bei Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit in der Altersgruppe zwischen 45 und 64 Jahren im Jahr 2020 um 12,5 Prozent an, während der Anstieg bei Schweizern in dieser Altersgruppe gerade mal 2,6 Prozent betrug.

Deutlichste Unterschiede im Alter zwischen 65 und 74

Noch deutlicher fielen die Zahlen bei der Altersgruppe zwischen 65 und 74 Jahren aus. Bei Menschen mit Schweizer Pass war hier ein Anstieg von 2,2 Prozent bei den Todesfällen zu verzeichnen. Bei Menschen aus dem Ausland lag er mehr als zehnmal so hoch bei 20,9 Prozent.

Etwas geringer fiel die Differenz in der Altersgruppe ab 85 Jahren aus. Hier wurde bei Schweizern ein Anstieg der Sterblichkeit von 15,3 Prozent verzeichnet, bei den Personen aus dem Ausland waren es rund doppelt so viele, nämlich 33,8 Prozent.

Über alle Altersgruppen hinweg lag das Sterbe-Risiko im Zuge der Pandemie für Menschen aus dem Ausland mit 21,8 Prozent zu 11,4 Prozent bei den Schweizerinnen und Schweizern fast doppelt so hoch. Ebenfalls konnten die Zahlen zeigen, dass die Sterblichkeit unter den Ausländerinnen und Ausländern in der ersten Welle bereits eine Woche früher einsetzte als bei Schweizerinnen und Schweizern. 

Versäumnis in der Pandemie-Bekämpfung

Wie der in Zürich lebende und an der Universität Freiburg forschende Mitautor Tino Plümecke dem «Blick» sagte, hätten die bedeutend höheren Todesfallzahlen bei Menschen ohne Schweizer Pass die Autoren überrascht und erschreckt. In der Schweiz würden unterdessen noch immer keine exakten Daten zu den verschiedenen Nationalitäten vorliegen, weshalb es nur möglich sei, zwischen Gestorbenen mit und ohne Schweizer Pass zu unterscheiden.

Die Autoren gehen indes davon aus, dass sich neben dem Gesundheitsrisiko Armut auch rassistische Diskriminierung verstärkend auf die Krankheitsrisiken der Ausländerinnen und Ausländer auswirke. Das werde durch internationale Studien belegt, wie sie schreiben.

Bei der Bekämpfung der Pandemie machen sie deshalb auch ein Versäumnis aus. Laut den Autoren wäre es wichtig gewesen, neben dem frühzeitigen Schutz älterer und vorerkrankter Menschen, auch den «weiterer Bevölkerungsgruppen zu prüfen sowie gesellschaftliche Anstrengungen zu deren Unterstützung zu unternehmen».