5 von 6 Skitourengängern tot Rettungschef: «Als wir sie fanden, waren sie sehr leicht bekleidet»

dor/SDA

12.3.2024 - 07:14

Walliser Bergunglück: «Wir tun alles, um die letzte Person zu finden»

Walliser Bergunglück: «Wir tun alles, um die letzte Person zu finden»

Fünf der sechs vermissten Skitourengänger sind im Gebiet des Bergs Tête Blanche im Kanton Wallis am Sonntagabend tot aufgefunden worden. Die Suche nach dem sechsten Vermissten wird fortgesetzt. Was bis jetzt über das Unglück bekannt ist und welche Massnahmen zum Auffinden der verbliebenen vermissten Person getroffen werden, verrät Christian Varone, Kommandant der Kantonspolizei Wallis, im Interview.

11.03.2024

«Ohne jemanden zu verurteilen: Bei dem Wetter geht man nicht auf den Berg», sagt Anjan Truffer über die im Wallis ums Leben gekommenen Skitourengänger. Der Rettungschef von Zermatt stand vor Ort im Einsatz.

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  • An der Tête Blanche im Kanton Wallis sind fünf von sechs vermissten Skitourengängern tot aufgefunden worden.
  • Rettungskräfte entdeckten ihre Leichen am Sonntagabend im Gebiet des 3706 Meter hohen Berges, teilte die Kantonspolizei Wallis am Montag mit.
  • Der sechste Skitourengänger war auch am Montagabend noch nicht gefunden worden – die Suche soll fortgeführt werden.
  • Die Todesumstände waren am Montagabend noch unklar.

Fünf der sechs im Wallis vermissten Skitourengänger sind am Sonntagabend im Gebiet des Bergs Tête Blanche tot aufgefunden worden. Die sechste Person wurde bis zum Montagabend nicht gefunden. Die Rettungskräfte setzen die Suche fort.

«Zuerst fanden wir zwei Personen, die stark unterkühlt auf dem Schnee lagen», sagte Anjan Truffer, Rettungschef der Bergrettung Zermatt, in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung».

Die Todesumstände der fünf ums Leben gekommenen Skitourengänger waren am Montagabend noch unklar. Ob die Alpinisten erfroren sind oder durch eine Lawine starben, kann laut Polizei noch nicht gesagt werden.

Anjan Truffer, Zermatter Rettungschef, spricht 2018 anlässlich der Suchaktion betreffend Karl-Erivan Haub, CEO der deutschen Tengelmann-Gruppe.
Anjan Truffer, Zermatter Rettungschef, spricht 2018 anlässlich der Suchaktion betreffend Karl-Erivan Haub, CEO der deutschen Tengelmann-Gruppe.
KEYSTONE

Truffer sagt, er und sein Team seien direkt zu den Koordinaten geflogen, welche die Vermissten tags zuvor durchgegeben hatten. Dank Sondierungsstangen und Lawinenverschütteten-Suchgeräten hätten die Rettungskräfte später zwei weitere Personen gefunden, die unter einer Schneedecke lagen. Eine weitere Person sei etwa 30 Meter entfernt gelegen.

Bei erfrorenen oder unterkühlten Menschen sehe man nicht sofort, ob sie überlebt hätten, sagte Truffer. Vor Ort sei versucht worden, die Personen zu reanimieren. Einzelne Personen seien in Spitäler geflogen worden.

Schlechte Wettervorhersage

Während der Bergung sei es dunkel und sehr windig gewesen. «Ohne jemanden zu verurteilen: Bei dem Wetter geht man nicht auf den Berg», sagte Truffer. Der Wetterbericht für das Gebiet sei für das ganze Wochenende schlecht gewesen und es sei von Touren abgeraten worden. «Am Ende muss jeder selber entscheiden, ob er zu einer Tour startet», findet der Rettungschef.

Rettungskräfte bereiten sich am 10. März 2024 auf den Abflug in Richtung Tête Blanche vor.
Rettungskräfte bereiten sich am 10. März 2024 auf den Abflug in Richtung Tête Blanche vor.
Bild: Keystone/Kantonspolizei Wallis

Auf die Frage, ob die Verunglückten für das angekündigte Wetter gut ausgerüstet waren, sagte Truffer: «Als wir die Personen fanden, waren sie sehr leicht bekleidet. Sie haben wohl für das Skitouren-Rennen Patrouille des Glaciers trainiert, das im Frühjahr in dieser Region durchgeführt wird.» Aber auch das sei nur Spekulation. Die Ermittlungen würden laufen.

Dass die Gruppe nach Angaben der Kantonspolizei Wallis versuchte, eine Hütte zu bauen, um sich vor dem Wind zu schützen, sei «eigentlich eine sehr gute Idee», sagte der Rettungschef von Zermatt. Aber: «Die Gruppe hatte nicht das nötige Equipment dabei. Sie hatten zwar Schaufeln, aber die waren zu leicht, um bei dieser massiven Schneedecke etwas ausrichten zu können.»

Möglicherweise sei Panik ausgebrochen, die Gruppe habe sich zerstreut. Am Ende seien die Skitourengänger wohl orientierungslos in der Höhe erfroren.