Verwirrung um Zertifikatspflicht in Skigebieten «Am Schluss wird der Bundesrat entscheiden»

SDA/lpe/lmy

19.10.2021 - 14:21

BAG-Mathys: Zertifikats-Entscheid der Bergbahnen ist «vermessen»

BAG-Mathys: Zertifikats-Entscheid der Bergbahnen ist «vermessen»

Laut Patrick Mathys vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) kommt die Ankündigung der Bergbahnen, auf eine Zertifikatspflicht in Skigebieten zu verzichten, zu früh. Der Bundesrat werde darüber entscheiden.

19.10.2021

Die Schweizer Skigebiete starten ohne generelle Zertifikatspflicht in die kommende Wintersaison. Ob das so bleibt, wird aber der Bundesrat entscheiden.

Keystone-SDA, SDA/lpe/lmy

Die Bergbahnen hätten sich mit dem Bund und den Kantonen darauf geeinigt, vorerst keine neuen Schutzbestimmungen einzuführen, teilten die Seilbahnen Schweiz am Dienstag mit. Die Bergbahnen könnten mit den gleichen Bedingungen in die Wintersaison starten wie der öffentliche Verkehr, hiess es in der Mitteilung, Skifahren sei diesen Winter auch ohne Zertifikat möglich.

Für das Bundesamt für Gesundheit (BAG) kommt die Ankündigung der Bergbahnen, auf eine Zertifikatspflicht in Skigebieten zu verzichten, zu früh. «Am Schluss werden nicht das BAG oder die Bergbahnen entscheiden, sondern der Bundesrat», betonte Patrick Mathys am Dienstag vor den Medien in Bern.



«Jetzt zu sagen, dass das so sein wird, finde ich ein bisschen vermessen.» Der Bund sei aber in Kontakt mit den Bergbahnen und anderen Branchen. «Wir werden sehen, wie die Situation zu gegebener Zeit ist.»

Milo Puhan, Direktor des Instituts für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention der Universität Zürich, bezeichnet den Entscheid der Bergbahnen als «zur jetzigen Zeit vertretbar». Wenn die Zahlen wieder auf das Niveau des Spätsommers stiegen, sei der Verzicht auf das Zertifikat «wahrscheinlich weniger angezeigt».

Maskenpflicht in Kabinen

In Kabinen und geschlossenen Räumen gilt demnach ein Maskenobligatorium. Auf Ski- und Sesselliften besteht dagegen keine Maskentragpflicht. Im Innern von Gebäuden müssen Abstände eingehalten werden. Für das Essen im Innern von Restaurants in den Skigebieten gilt allerdings wie sonst auch eine Zertifikatspflicht.

Den Entscheid gab Seilbahnen Schweiz am Dienstag anlässlich der zweitägigen Generalversammlung in Le Châble/Verbier VS bekannt. Die Branche sei überzeugt, dass sie auch im kommenden Winter einen gesicherten und geregelten Betrieb garantieren könne.

Auf dem Skilift muss keine Maske getragen werden. Handelt es sich jedoch um eine geschlossene Kabine, dann gilt eine Maskenpflicht. (Symbolbild)  
Auf dem Skilift muss keine Maske getragen werden. Handelt es sich jedoch um eine geschlossene Kabine, dann gilt eine Maskenpflicht. (Symbolbild)  
KEYSTONE

Wie es in binationalen Skigebieten mit einer Zertifikatspflicht im ausländischen Teil aussieht, ist für Seilbahnen Schweiz ein Problem der Nachbarstaaten. Wie Seilbahnen-Präsident und Ständerat Hans Wicki (FDP/NW) auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte, ist die Kontrolle dieser Zertifikate nicht Sache der Schweizer Bahn- und Liftbetreiber.

Zertifikat für Fideriser Heuberge

Mindestens ein Schweizer Skigebiet hat allerdings bereits eine Zertifikatspflicht für die Wintersaison angekündigt: Die Fideriser Heuberge im Kanton Graubünden verlangen für alle Aktivitäten und Betriebe im gesamten Skigebiet ein Zertifikat. Damit erhalten dort nur Geimpfte, Genesene oder negativ auf das Coronavirus Getestete Einlass.

Der Seilbahnverband will sich zusammen mit dem Skischulverband Swiss Snowsports an der nationalen Impfwoche vom 8. bis am 14. November beteiligen, wie er weiter mitteilte. Die Mitglieder ruft er auf, in den Destinationen Impfaktionen durchzuführen.

Im Rückblick auf den vergangenen Winter zeigte sich die Generalversammlung überzeugt, dass sie mit dem aufrechterhaltenen Betrieb der Bergbahnen der Schweizer Volkswirtschaft einen Schaden von rund 6 Milliarden Franken ersparte. Trotzdem wiegt ein durchschnittlicher Umsatzeinbruch von 24 Prozent für die Branche schwer.